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Beachvolleyball in Mecklenburg-Vorpommern
Tolle Strände allein reichen nicht

In Binz auf Rügen traf sich an diesem Wochenende die deutsche Beachvolleyball-Elite. Spieler aus Mecklenburg-Vorpommern waren kaum vertreten - denn trotz kilometerlanger Strände bietet das Bundesland keine guten Voraussetzungen für Beachvolleyball auf Topniveau.

Von Melanie Last | 17.07.2016
    Das Beachvolleyball-Turnier "Smart Beach Tour" macht regelmäßig auch in Binz auf Rügen Halt.
    Smart Beach Tour in Binz auf Rügen: Die Bedingungen für professionellen Beachvolleyball sind Mecklenburg-Vorpommern nicht so idyllisch wie es scheint. (Imago)
    Wer ganz nach oben will, muss weg aus Mecklenburg-Vorpommern. Das klingt drastisch, findet Swantje Basan. Aber die Chancen, sich in die Beachvolleyball-Elite zu spielen, sind in dem Flächenland gering.
    "Wenn es eine talentierte junge Spielerin gibt, die das anstrebt, dann wird ihr schon geraten, dass sie zum Olympiastützpunkt wechseln sollte. Und den haben wir für Beachvolleyball nicht in Mecklenburg-Vorpommern."
    Die 29-jährige Volleyballerin spielt in der zweiten Bundesliga für den 1. VC Stralsund. Im Sommer geht es an den Strand. Mit ihrer Beachpartnerin hat sie sich als einziges Frauenteam aus Mecklenburg-Vorpommern für den Binzer Tourstop der nationalen Ranglistenserie qualifiziert.
    "Wir freuen uns auf die Spiele, wenn wir gegen diese Teams spielen. Wir wissen aber ganz genau, wie da die Rollen verteilt sind und sehen uns natürlich immer in der Außenseiterrolle. Aber das ist das, was wir gerade so reizvoll finden, dass wir ein bisschen so dazu gehören und ein bisschen mehr mitmachen dürfen im Zirkus."
    Top-Spieler müssen auch im Winter trainieren
    Um in diesem "Zirkus" mithalten zu können, reicht es nicht, nur im Sommer zu trainieren. Beachvolleyball ist längst zum Ganzjahressport geworden. Das zeigt sich auch im Turnierkalender des Weltverbandes FIVB. Der baut die "Worldtour" stetig aus - mit Tourstops von Januar bis Oktober. Für die Top-Spieler heißt das, sie müssen auch im Winter trainieren. Andreas Künkler ist der Vize-Präsident Beachvolleyball vom Deutschen Volleyballverband.
    "Man muss wissen, dass gute Spieler im Winter ausgebildet werden und dort eine Trainingsmöglichkeit in einer Beachhalle benötigen. Und das ist von der Infrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern bis jetzt leider noch nicht in der Breite gegeben."
    ... es gibt genau eine kommerzielle Indoor-Halle in Rostock.
    Mecklenburg-Vorpommern sei in der Beach-Szene mit zahlreichen Freizeitturnieren auf den Breitensport und nicht auf den Profibereich ausgerichtet, sagt Andreas Künkler. So würden neben einer Beach-Halle beispielsweise auch hauptamtliche Trainer fehlen. Guter Nachwuchs gehe deshalb in die benachbarten Bundesländer an die Bundesstützpunkte Berlin und Hamburg.
    "Wer allerdings ins Profigeschäft wechseln möchte, der ist normalerweise sowieso schon älter und muss sich sein Umfeld derzeit noch selbst aufbauen. Der braucht dann tatsächlich seinen eigenen Trainer für sein Team. Der braucht ein Umfeld mit Management mit einem guten Partner. Und so ein Umfeld aufzubauen, ist nicht ganz einfach, aber durchaus auch in Mecklenburg-Vorpommern möglich, wenn dort ambitionierte Spieler sich zusammen tun mit ambitionierten Trainern und Managern."
    Vielen guten Spielern fehlt einfach das Geld
    Swantje Basan ist ambitioniert. Die Stralsunder Abwehrspielerin versucht, zumindest im Mittelfeld der deutschen Elite mitzuhalten. Derzeit stehen sie und ihre Teampartnerin auf Rang 17.
    "Zuerst einmal ist es ein Riesenaufwand. Man muss bereit sein, den auch zu gehen. Bei uns in M-V gibt es kein Turnier von der höheren Kategorie, wo es viele Punkte gibt. Das sind DVV Punkte für die Deutschland-Rangliste. Und wir haben dieses Jahr gesagt, wir machen den Aufwand. Dafür müssen wir aber auch nach NRW und Sachsen, also auch sehr weit fahren auf jeden Fall zu den Turnieren, wo wir viele Punkte kriegen. Das haben wir gemacht. Das hat sich gelohnt, wir dürfen jetzt hier spielen. Aber die meisten Teams schaffen es einfach finanziell als auch zeitlich nicht."
    Wie lange sie es schafft, weiß die Beachvolleyballerin aus Vorpommern nicht. Vielen guten Spielern, wie der studierten Geologin, fehlt einfach das Geld. Das Profigeschäft: ein Investment. Um diese finanzielle Hürde weiß auch Nationalspieler Markus Böckermann.
    "Aktuell ist es bei uns auch so: wir haben nicht viele Sponsoren und spielen uns immer von Turnier zu Turnier und machen da Preisgeld, hier Preisgeld. Damit finanzieren wir die nächsten Turniere. Das ist natürlich ein Risiko, das wir kalkuliert eingegangen sind. Aber ich kann jeden verstehen, der dieses Risiko nicht eingehen möchte und auch in seiner jungen Karriere nicht so viel Preisgeld macht. Das ist auch logisch, dass man von dem Preisgeld, das man irgendwo auf einem Landesverbandsturnier macht, nicht ein Trainingslager finanzieren kann."
    Kombination aus Beachhalle und Stränden wäre optimal
    In zwei Wochen fliegt Böckermann mit seinem Teampartner Lars Flüggen zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro. Wie auch das Nationalteam Laura Ludwig und Kira Walkenhorst trainieren beide am Olympiastützpunkt in Hamburg.
    "Wir haben einen Kraftraum, Physiotherapie, eine Beachhalle, Beachfelder draußen. Alles in einen Umkreis von 300 Metern. Das macht das alles viel einfacher. Da sind keine langen Wege, die man da vergeudet. Es ist unheimlich schön, in Hamburg zu trainieren."
    Trainingsbedingungen, von denen die Beachvolleyballer in Mecklenburg-Vorpommern nur träumen können, obwohl sie kilometerlange Ostseestrände und beste Strand-Spots vor der Haustür haben. Andreas Künkler vom Deutschen Volleyballverband:
    "In Mecklenburg-Vorpommern ist natürlich der Charme vorhanden, dass man den Sommer hier mit den Trainingsbedingungen an der Küste ausnutzen könnte. Beispielsweise herrscht hier Wind. Und das Spiel unter windigen Bedingungen ist ein anderes als in der Beachhalle. Von daher: so eine Kombination aus Beachhalle plus die tollen Ostseestrände, das wäre natürlich ein Traum für uns."