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Begegnungen im Jenseits
Reiseskizzen aus Dantes Göttlicher Komödie

Dante Alighieri, der vor 750 Jahren geboren wurde (1265 -1321), stammt aus einer alteingesessenen adligen Familie in Florenz. Er trat schon früh als lyrischer Dichter auf und nahm am politischen Leben der Stadtrepublik teil. Im Jahr 1302 wurde er dann während heftiger Parteikämpfe durch die Intrigen seiner politischen Gegner aus Florenz verbannt und später in Abwesenheit zum Tod verurteilt.

Von Rüdiger Achenbach | 04.11.2015
    Darstellung von Dantes "Göttlicher Komödie"
    In der "Göttliche Komödie" erzählt Dante von seiner fiktiven Reise durchs Jenseits. (imago/UnitedArchives)
    Dante hat seine Heimatstadt nie wiedergesehen. Er führte im Exil innerhalb von Italien ein ruheloses Wanderleben. Ohne seine Familie, ohne seine Freunde und ohne sein Vermögen geriet er in eine tiefe Lebenskrise. Trost fand er, wie er es ausdrückt, bei der "Dame Philosophie". Er gab die Minnedichtung seiner Jugendjahre auf und setzte sich intensiv mit den wichtigsten philosophischen Richtungen seiner Zeit auseinander. Dante will über die Schulphilosophie, wie sie die Scholastiker an den Universitäten betreiben, hinauskommen. Ihn interessieren keine metaphysischen Spekulationen, sondern allein die Moralphilosophie. Mit seiner Schrift "Das Gastmahl", wendet er sich gezielt, und das ist Anfang des 14. Jahrhunderts das Besondere, nicht in lateinischer Sprache an die Gelehrten, sondern in der italienischen Volkssprache an interessierte Laien. Dante will eine praktische Philosophie, die für ein tugendhaftes Leben des Einzelnen und für die Ordnung der gesamten Gesellschaft hilfreich sein soll.
    Diesen Anspruch erhebt er auch in seinem poetisch-philosophischen Hauptwerk "Commedia", das ab dem 16. Jahrhundert "Göttliche Komödie" genannt wird, und bis heute zu den bedeutendsten Büchern der Weltliteratur gehört. Dante erzählt darin, auch hier in der Volkssprache, seine eigene fiktive Reise durchs Jenseits. Auf dieser abenteuerlichen Wanderung wird er vom antiken Dichter Vergil durch die Hölle und auf den Läuterungsberg geführt und später von seiner frühverstorbenen Jugendliebe Beatrice durchs himmlische Paradies begleitet. Ob es sich bei Beatrice, der Dante schon in seiner Jugend Gedichte gewidmet hatte, um eine ursprünglich historische Person oder um eine dichterische Fiktion handelt, ist in der Danteforschung bis heute umstritten.
    Auf seiner Jenseitsreise hat Dante mehr als 600 Begegnungen mit historischen Personen und Gestalten der antiken und biblischen Mythologie. Er tritt dabei immer wieder als ein schonungsloser Kritiker der gesellschaftlichen Zustände auf der Erde auf. Dante will eine andere Welt. Die Göttliche Komödie ist poetische Dichtung und zugleich philosophisch-politische Intervention.
    In einer fünfteiligen Reihe von Rüdiger Achenbach wird eine Auswahl von Dantes Begegnungen auf dieser Reise durchs Jenseits vorgestellt. Es sprechen Hans Bayer, Rainer Delventhal und Matthias Schuppli.
    Deutschlandfunk, Aus Religion und Gesellschaft,
    mittwochs 20.10 bis 20.30 Uhr
    4.11.2015
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