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"Bei Bologna denken ja viele an Spaghetti"

Der Germanistik-Student David Werker hat ein "Handbuch" für das Studentenleben geschrieben. Er sagt über sein Werk: "Es sind weniger Tipps drin als in der Apotheken-Umschau, dafür liest es sich aber spannender".

David Werker im Gespräch mit Manfred Götzke | 10.01.2011
    Manfred Götzke: Ja, Herr Werker, bei Ihnen war es dann nicht Magdeburg, sondern die mittelgroße Stadt Siegen. Hat Ihnen die ZVS auch einen Strich durch die Rechnung gemacht?

    David Werker: Definitiv! Ich meine, ein knackiges Gesamtschulabi von 3,6, dann bist du natürlich ratzfatz in Siegen gelandet. Ja, das war mein Schicksal, Siegen, würde ich sagen, noch ein Ticken schlimmer als Magdeburg.

    Götzke: Sie beschreiben ja in Ihrem Buch diverse Studententypen: einen BWLer, den guten und den bösen Juristen und so weiter, über Germanisten habe ich nichts gelesen – wie würden Sie die beschreiben?

    Werker: Tja, das muss Zufall sein, dass die da nicht vorkommen, weiß ich gar nicht, wie das passieren konnte. Nee, ich sag mal so: Letztendlich sind ja wir Studenten alle gleich, wir stehen halt irgendwie irgendwann auch mal auf, weil wir halt irgendwie in die Uni müssen, bevor dann halt am Donnerstag schon wieder Wochenende ist, und wir lernen eigentlich letztendlich alle dieselben Dinge. Sachen, die wirklich wichtig sind wie zum Beispiel, was weiß ich: Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert! So was. Die entscheidenden Dinge spielen sich ja eigentlich abseits des eigentlichen Studienfachs ab.

    Götzke: Manche Klischees über Studenten, die sind ja schon ein bisschen arg strapaziert, die bei Ihnen im Buch vorkommen, auch der Titel "Morgens 15:30 in Deutschland". Wie viel davon haben Sie in Ihrem eigenen Studium tatsächlich erlebt?

    Werker: Das Überraschende ist ja erst mal, dass man doch hinter den Klischees da immer noch neue Klischees findet, die aber nicht so neu sind, da haben Sie komplett recht, aber die trotzdem teilweise immer noch stimmen. Also irgendwie der verkiffte Typ, der irgendwie echt nicht aus dem Bett kommt, den man schon seit den 70ern kennt, wo man denken sollte, der ist jetzt langsam abgemeldet, von wegen Bologna und so, den gibt's immer noch, und das finde ich echt faszinierend. Hier Bologna denken ja viele, das wär was mit Spaghetti oder so, und das ist auch so ein blöder Spruch, aber der trifft auf viele Kommilitonen, auf mich selbst mit eingeschlossen, dann doch auch zu.

    Götzke: Aha, das heißt, Sie haben tatsächlich Leute getroffen, die nicht wussten, worum es geht?

    Werker: Absolut – und das waren teilweise sogar auch die Professoren. Das ist immer irgendwie doch ein kunterbunter Haufen da in der Uni, da weiß man eigentlich nie genau, was da am nächsten Tag passiert.

    Götzke: Wie sind denn so die Reaktionen auf Ihr Buch und auch auf Ihr Comedy-Programm von den Studierenden? Sind da schon mal Leute beleidigt, fühlen die sich verunglimpft?

    Werker: Nee, ich sag jetzt mal so: Als Germanistikstudent bin ich es ja sowieso gewohnt, dass halt über mich gelacht wird, dass da irgendwie Augenbrauen hochgezogen werden und nee, eigentlich stoße ich da schon auf viel Wohlwollen, also die Leute finden das eigentlich ganz gut.

    Götzke: Sie studieren Germanistik, hatten Sie da eine andere Wahl, als Comedian zu werden?

    Werker: Nee, eigentlich nicht. Also da war der Weg relativ kurz, das hat ja auch therapeutische Wirkung dann, dass man sich mal sozusagen das Elend von der Seele reden kann – das ist schon alles ganz gut.

    Götzke: Bei all den Witzen, die in Ihrem Buch stehen in der lustigen Verpackung, da stecken so manche bittere Pillen drin. Die Bewerbungsgeschichte, die wir da gerade gehört haben, ist ja auch so ein bisschen ernst. Inwieweit soll das Buch tatsächlich auch Handbuch sein, also tatsächlich den Studierenden so ein bisschen was mitgeben über den Alltag, der sie erwartet?

    Werker: Ich sag mal so: Es sind ein Ticken weniger Tipps drin als in der Apotheken-Umschau, dafür liest es aber dann irgendwie doch so spannend, dass man es eigentlich in einer Vorlesung schon durch hat. Also das ist eigentlich – ja, soll ein Handbuch sein, was eben einen begleitet und durchaus hin und wieder mit dem nicht ganz so ernst gemeinten Tipp dann auch zur Seite steht.

    Götzke: Wie sind Sie darauf gekommen, Comedy zu machen?

    Werker: Ich hab mich bei einem Talentwettbewerb beworben, beim Quatsch Comedy Club in Berlin, da haben die den Campus-Comedian gesucht, und da dachte ich, das bin ich, das weiß nur noch keiner und das werde ich jetzt der Welt irgendwie mal mitteilen.

    Götzke: Germanistik, machen Sie das noch zu Ende?

    Werker: Ja sicher, auf jeden Fall. Ich bin auch ganz entspannt, das ziehe ich schon durch. Also bevor die D-Mark wiederkommt, will ich das Studium schon fertig haben, auch um die Eltern zu beruhigen, wobei harte Arbeit kennen meine Eltern nicht, die sind Lehrer, von daher habe ich da eigentlich alle Freiheiten.

    Götzke: Oh, oh, oh, da werden gleich ein paar Leute bei uns anrufen.

    Werker: Ich freu mich. Ich stehe gerne noch zur Verfügung, wenn jemand Fragen haben sollte.

    Götzke: Okay, vielen Dank! David Werker hat ein Handbuch für den aufgeweckten Studierenden geschrieben, mit Tipps, die nicht immer ganz so ernst gemeint sind. Vielen Dank für den Besuch hier bei uns!