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Benachteiligung
Jeder Dritte fühlt sich diskriminiert

Fast jeder Dritte hat in den vergangenen beiden Jahren Diskriminierung erlebt, vor allem wegen des Alters und des Geschlechts. Das geht aus einer Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hervor. Verbreitet ist Diskriminierung vor allem bei der Arbeit.

19.04.2016
    Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung, Steffen Beigang, (l-r), Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan, und die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders zeigen am 19.04.2016 in Berlin bei der Pressekonferenz zu der Umfrage "Diskriminierung in Deutschland" den Bericht.
    Der wissenschaftliche Mitarbeiter Steffen Beigang, Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan und die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders (l-r) bei der Vorstellung der Umfrage "Diskriminierung in Deutschland". (picture alliance/dpa - Britta Pedersen)
    Bei der repräsentativen Erhebung der Antidiskriminierungsstelle gaben 31,4 Prozent der Beteiligten an, benachteiligt worden zu sein. Knapp die Hälfte der Beteiligten, die Benachteilung angegeben haben, hatten sie im Job erlebt.
    • 14,8 Prozent gaben Diskriminierung wegen des Alters
    • 9,2 Prozent wegen des Geschlechts
    • 8,8 Prozent aufgrund von Religion oder Weltanschauung
    • 8,4 Prozent nannten rassistische Gründe/ethnische Herkunft
    • 7,9 Prozent gaben Behinderung als Grund für die Diskriminierung an
    • 2,4 Prozent fühlten sich wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert
    Im Arbeitsleben werden Menschen laut Studie besonders häufig aufgrund ihres Alters und ihres Geschlechts diskriminiert. Die Vizedirektorin des Berliner Migrationsforschungsinstitut, Naika Foroutan, erklärte, Frauen seien besonders stark betroffen. Mal seien sie zu alt oder zu jung und damit zu unerfahren oder eine mögliche Familienplanung sei ein Hindernis. Grundsätzlich könne Altersdiskriminierung aber jeden treffen.
    Diskriminierung für viele belastend
    Rassistische Diskriminierung und Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung passiere hingegen überdurchschnittlich häufig in der Öffentlichkeit und im Freizeitbereich, zum Beispiel auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Sportvereinen. Das reiche von der Frau mit Kopftuch, deren Mitgliedsantrag im Fitnessstudio abgelehnt werde, bis zum ausländisch aussehenden Mann, der nicht in die Diskothek dürfe. Foroutan warnte vor den langfristigen Folgen von Diskriminierung: Knapp die Hälfte (45,9 Prozent) belaste die Diskriminierungserfahrung lange nach dem Ereignis.
    Sechs von zehn Betroffenen haben sich gegen die Diskriminierung gewehrt, indem sie zum Beispiel versuchten, darauf aufmerksam zu machen, oder Beratungsangebote zu nutzen. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, sagte bei der Präsentation der Ergebnisse: "Die Menschen sind nicht gewillt, Diskriminierung einfach zu erdulden."
    Forderung: Klagerecht für Verbände und die Antidiskruminierungsstelle
    Sie brauchten aber mehr Unterstützung. Deshalb müsse der gesetzliche Diskriminierungsschutz verbessert werden, etwa durch ein eigenes Klagerecht für Verbände sowie für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. So könnten laut Lüders Betroffene vor Gericht effektiv unterstützt werden - wie es in vielen anderen europäischen Ländern längst möglich sei.
    (vic/sima)