Mittwoch, 24. April 2024

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Berater Roland Eitel
"Löw hat immer die richtige Antwort gehabt"

Am Donnerstag wird Ex-Bundestrainer Joachim Löw in Wolfsburg offiziell verabschiedet. Löw habe sich nie von seinem Weg abbringen lassen, sagte sein langjähriger Berater Roland Eitel im Dlf. An den unglücklich verlaufenen letzten Jahren trage auch der DFB Schuld.

Roland Eitel im Gespräch mit Matthias Friebe | 07.11.2021
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Roland Eitel hat Joachim Löw als Berater begleitet. (IMAGO / Pressefoto Baumann)
Am Donnerstag trifft die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Wolfsburg auf Liechtenstein. Bei diesem Spiel wird auch der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw offiziell verabschiedet. "Ich denke, das ist jetzt nicht die ganz große Bühne des internationalen Fußballs. Und es ist für einen Trainer, der immerhin Weltmeister wurde", zeigte sich Löws langjähriger Berater Roland Eitel im Deutschlandfunk ein wenig enttäuscht.
17 Jahre lang war Löw beim DFB, 15 Jahre davon als Bundestrainer. In dieser Zeit habe sich "brutal viel verändert", sagte Eitel. "Wenn früher ein internationaler Journalist zur deutschen Mannschaft kam und eine Frage auf Englisch gestellt hat, ist zunächst eine Panik ausgebrochen. Dieses Auftreten der Mannschaft hat sich schon gewaltig geändert."
Doch nicht alles habe sich zum Guten verändert, sagte Eitel. Unter Jürgen Klinsmann, den Eitel ebenfalls beraten hatte, habe der Fokus auf dem Fußball gelegen. "So wie es in den zwei Jahren vor der WM in Deutschland war, das hat es so hinterher nicht mehr gegeben. Es wurde allerdings auch schwieriger, muss man sagen. Die Zeiten ändern sich ja."

"Jogi Löw ist ein Chirurg"

Generell sei Joachim Löw aber ein "klassischer Fußball-Lehrer" gewesen, sagte Eitel. "Jogi Löw hatte jetzt nie die große politische Linie, nie große Visionen außerhalb des Spielfeldes. Wenn ich jetzt vergleiche, würde ich Klinsmann eher als Heilpraktiker verordnen, Jogi Löw ist ein Chirurg: ‚Da gibt es ein fußballerisches Problem, das lösen wir‘."
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Die fehlenden Ergebnisse gegen Ende seiner Amtszeit hätten Löw nicht sonderlich beeinflusst, sagte Eitel. "Ich glaube nicht, dass er sich von seinem Weg hat abbringen lassen. Es ist schon immer so, wenn ein Trainer sich verändert, heißt es, er wackelt und verliert seine Linie. Wenn er seine Linie behält, ist er ein Sturkopf. Das wird letztendlich am Ergebnis festgemacht. Aber ich glaube schon, dass Jogi sich eigentlich nicht so verändert hat."
Man dürfe das Amt des Bundestrainers auch nicht mit einem Bundesliga-Trainer vergleichen. Löw habe gegenüber Spielern keine Druckmittel gehabt. "Er muss immer die nehmen, die er kriegt. In dieser Form hat er das wirklich überragend gemacht."

"Das größte Problem hätte der DFB gehabt"

Rückblickend zu sagen, Löw hatte nach dem WM-Titel 2014 aufhören sollen, findet Eitel "nicht korrekt. Ich bin mir sicher, dass der DFB gesagt hätte: ‚Jogi, du musst weitermachen‘. Es gab keinen anderen. Also das größte Problem hätte der DFB gehabt, wenn Jogi aufgehört hätte. Und das kommt mir heute ein bisschen zu kurz. Man muss schon aufpassen, dass man die Rahmenbedingungen auch unter die Lupe nimmt."
In größter Erinnerung bliebe von der Ära Joachim Löw vor allem der WM-Titel 2014, sagte Eitel. "Seit 2006 hat sich im Fußball so viel entwickelt. Und da hat er eigentlich immer die richtige Antwort gehabt, bis eben zur WM 2018 in Russland."
Dass die letzten Jahre unter Löw eher unrühmlich verliefen, habe laut Eitel auch am DFB gelegen. "Dieser Verband hat mehr Unruhe als Schalke 04. Umso höher ist die Leistung von Jogi zu bewerten. Angefangen von Mesut Özil, dem Trainingslager und der Hotel-Wahl, da ging halt ziemlich viel schief. Und dann kann es am Ende des Tages auch mal auf dem Fußballfeld schiefgehen."