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Bergtourismus
"An dem System ist etwas verkehrt"

Stau am höchsten Berg der Welt. Auch Bergsteiger David Göttler versuchte Ende Mai den Mount Everest zu erklimmen, brach jedoch aufgrund der Menschenmassen ab. Es müsse ein Standard für die Agenturen und Bergführer geschaffen werden, um Tote zu verhindern, sagte Göttler im Dlf.

David Göttler im Gespräch mit Astrid Rawohl | 10.06.2019
Bergsteiger David Göttler beim Versuch den Mount Everst zu erklimmen.
Bergsteiger David Göttler beim Versuch den Mount Everst zu erklimmen. (Deutschlandradio / David Göttler)
Allein am 22. Mai sollen mehr als 300 Menschen nach Schätzungen an jenem Tag den Gipfel des Mount Everst erreicht haben. Die Bilder der sich stauenden Bergsteiger gingen um die Welt.
Auch Bergsteiger David Göttler hatte in dem Zeitraum versucht von der nepalesischen Südseite aus den Achttausender-Riesen zu besteigen. Göttler gehört zu den besten Höhenbergsteigern Deutschlands. Fünf Achttausender hat er in seiner Karriere bereits bestiegen. Ohne Flaschensauerstoff, ohne Hilfe von Sherpas, versuchte er den Mount Everest zu erklimmen. Allerdings musste er nur wenige Höhenmeter vor dem Ziel abbrechen und umkehren. Ohne Gipfelerfolg.
"Auch am Matterhorn oder am Mont Blanc ist es voll"
Es habe nur wenige Tage im Mai gegeben, an der man aufgrund der Wetterfenster den Gipfel habe erklimmen können, sagte Göttler im Dlf. Dies habe den Ansturm an nur vier, fünf Tagen ausgelöst. Deswegen habe er seinen Versuch abbrechen müssen, weil zu viele Menschen Schlange gestanden hätten.
Er bereue seine Entscheidung nicht oder hege Groll. Er habe das Risiko und die Möglichkeit eines Abbruchs zu jeder Zeit in Erwägung gezogen. Er könne mit dem Aufschrei, der derzeit durch die Öffentlichkeit gehe, nicht sonderlich viel anfangen. Auch in den Alpen, am Matterhorn oder am Mont Blanc sei es voll.
Der deutsche Bergsteiger David Göttler.
Der deutsche Bergsteiger David Göttler (Deutschlandradio / David Göttler)
Göttler kritisierte besonders die fehlende Seriösität und Professionalität der Agenturen. Wenn man sehe, dass ein Bergsteiger zu erschöpft sei, dann müsse man als Bergführer eben auch 100 Meter vor dem Gipfel den Aufstieg abbrechen.
Standard für Bergführer und Agenturen
Es müsse ein Standard für die Agenturen geschaffen werden, sagte Göttler. Es sei utopisch eine vorgeschriebene Lehrzeit für die Bergsteiger zu fordern. Er habe keine gute Idee, um die Permits für den Everest zu reglementieren. Dies führe nur zu höheren Preisen und Geschachere auf dem Schwarzmarkt.
Die Lösung könne nur gesellschaftlich geschaffen werden. Die Besonderheit den Everest mit Sauerstoff, mit Helfern und einem Maximum an Unterstützung, zu erklimmen, müsse aufgelöst werden. Dies sei keine große Leistung. sagte er. Er verglich es, wie wenn man die Tour de France mit dem E-Bike absolvieren würde.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.