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Berichte über Erpressbarkeit
"Das kann Trump nicht mehr als Lügenpresse abtun"

Besitzt die russische Regierung Material, mit dem sie Donald Trump erpressen könnte? Moskau dementiert, der künftige US-Präsident spricht von einer "politischen Hexenjagd". Doch das reiche nicht, sagen Experten - Trump müsse vor der Presse Stellung nehmen.

11.01.2017
    Donald Trump steht am 20. November 2016 vor der Tür am Klubhaus des Trump International Golf Club, in Bedminster Township, New Jersey, USA
    Was ist dran an den Vorwürfen gegen Donald Trump? (dpa / picture-alliance / Peter Foley)
    Russland soll über belastendes Material über Donald Trump verfügen: Videos, die Sex des "President-elect" mit Prostituierten in Moskau dokumentieren. Informationen über Treffen zwischen Trump-Vertretern und russischen Offiziellen während des US-Präsidentenwahlkampfs, bei denen über russische Hackerangriffe auf die Demokratische Partei gesprochen worden sei. Verschiedene US-Medien berichten über die Vorwürfe und berufen sich auf Berichte amerikanischer Geheimdienste; das Portal BuzzFeed stellte den gesamten Inhalt ins Internet. Ein früherer Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 soll die Berichte mithilfe russischer Quellen im Auftrag von Trump-Gegnern in den USA erstellt haben.
    Die Chefs von FBI, CIA und NSA sowie der nationale Geheimdienstdirektor informierten Trump, den scheidenden Präsidenten Barack Obama und acht führende Parlamentarier vergangene Woche darüber, wie CNN berichtete. Auf Twitter sprach Trump von einer "politischen Hexenjagd". Russland habe niemals versucht, ihn zu beeinflussen. Er habe mit "Leichtigkeit" die Präsidentschaftswahl gewonnen, und nun versuchten "betrügerische Gegner", den "Sieg unserer großartigen Bewegung" mit "Fake News" zu schmälern. Die Geheimdienste hätten es niemals zulassen dürfen, dass die Informationen in die Öffentlichkeit geleakt werden:
    Auch Moskau wies die Vorwürfe nach ihrem Bekanntwerden zurück. "Das ist vollkommen ausgedacht, es ist eine Ente", sagte ein Kreml-Sprecher.
    Rüdiger Lentz dagegen hält es für wahrscheinlich, dass Trump als Geschäftsmann im Fokus Moskaus stand. "Mich würde es wundern, wenn sie ihn nicht beobachtet haben", sagte der Direktor der Denkfabrik Aspen Institut im Deutschlandfunk. Er erinnert an vergleichbare Fälle von Erpressung seitens Russlands in der Vergangenheit. Doch auch wenn die Vorwürfe "möglicherweise niemals geklärt werden können", müsse Trump am Mittwoch in seiner ersten Pressekonferenz seit der Wahl Stellung nehmen.
    Es handle sich um "Dinge, die Trump nicht mehr so schnell negieren und als Lügenpresse abtun kann", meint Lentz. Trump müsse die Vorwürfe "von seiner Seite aus entkräften können". Zudem gelte es für ihn, sein Verhältnis zu den Geheimdiensten neu zu definieren. Denn als US-Präsident brauche er die Dienste.
    (bor/jcs)