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Berlin
Häufiger Starkregen sorgt für schlechtes Wasser in der Spree

Immer häufiger kommt es in den Berliner Gewässern zu massenhaftem Fischsterben. Wenn nach starkem Gewitter die Stauräume überlaufen, bahnt sich ein nährstoffreiches Wassergemisch seinen Weg. Den Fischen fehlt es dann an Sauerstoff und sie verenden. Das Land Berlin und die Berliner Wasserbetriebe versuchen gegenzusteuern.

Von Verena Kemna | 02.09.2015
    Die östliche Innenstadt von Berlin mit Blick auf die Spree mit - von unten gesehen - Jannowitzbrücke, Schillingbrücke und Oberbaumbrücke
    Bis zu 30 Mal im Jahr leidet Berlin unter Starkregen (picture alliance / Soeren Stache)
    Träge fließt die Spree durch die Berliner Innenstadt. Einzelne Kormorane und Möwen sitzen am Ufer, voll besetzte Touristendampfer gleiten vorbei an Strandbars. Im Hintergrund prägt der Berliner Fernsehturm die Skyline in der flirrenden Sommerhitze. Die geringe Fließgeschwindigkeit der Spree und ungefilterte Abwässer, die bei starkem Regen in die Kanalisation fluten, sind seit Jahren ein Problem. Der Berliner Umweltsenator Andreas Geisel steht in einem Boot und blickt auf die gemauerte Uferwand. Oberhalb der Wasserlinie ist eine meterlange rechteckige Aussparung im Gemäuer zu erkennen, ein sogenannter Überlauf, nur einer von vielen. Wenn die Kanalisation überquillt, strömt das überschüssige Wasser ungereinigt in die Spree, erklärt Umweltsenator Geisel.
    "Wir haben die Situation, dass die Starkregenereignisse immer mehr zunehmen und dass wir deswegen einen immer stärkeren Eintrag von Regenwasser und Abwasser in die Spree haben und dieser Überlauf führt dazu, dass viele Nährstoffe in die Spree gelangen und damit der Sauerstoffgehalt dramatisch absinkt."
    Erst vor wenigen Wochen mussten nach einem starken Unwetter vier Tonnen tote Fische entsorgt werden. Beim nächsten Sommergewitter mit Starkregen ist ein erneutes massenhaftes Fischsterben vorprogrammiert. Bis zu 30 Mal pro Jahr verunreinigen ungeklärte Abwässer nach Starkregen die Spree. Umweltsenator Andreas Geisel.
    "Darauf versuchen wir zu reagieren, vor allem, indem wir mit den Berliner Wasserbetrieben an einem Programm arbeiten, um Stauräume zu schaffen. Da werden pro Jahr etwa 10 Millionen Euro investiert, um 300.000 Kubikmeter zusätzlichen Stauraum zu schaffen, um diese Überlaufereignisse möglichst zu verringern."
    Die Zielvorgabe der Berliner Senatsverwaltung bis zum Jahr 2020 liegt bei einer Quote von zehn sogenannten Überlaufereignissen pro Jahr. Die Berliner Wasserbetriebe stehen vor einer Herausforderung: 70.000 Kubikmeter unterirdischer Stauraum sollen bis zum Jahr 2020 neu gebaut werden. Eines der größten Bauvorhaben ist ein unterirdisches Staubecken in direkter Nachbarschaft der neuen Gebäude des Bundesnachrichtendienstes in Berlin-Mitte. Kay Joswig, zuständiger Bauingenieur bei den Berliner Wasserbetrieben.
    "17.000 Kubikmeter Speichervolumen werden da geschaffen und das ist ein sehr großes Becken. Es wird kein eckiges Becken sein, sondern es wird ein rundes Becken sein, das in 30 Metern Tiefe liegt."
    Ein anderes Großprojekt ist ein Stauraumkanal, der unter dem Berliner Mauerpark geplant ist. Ein Ausflugsort mitten in der Stadt, der jedes Wochenende Hunderte Berliner und Touristen anlockt. Kay Joswig bezweifelt, dass das Bauprojekt im vorgegebenen Zeitrahmen zu schaffen ist.
    "Da muss man sich eben mit den Bürgerinitiativen verständigen, weil natürlich die Parknutzung möglichst wenig eingeschränkt werden soll."
    Viele Staubecken liegen irgendwo in der Innenstadt, für den Laien unsichtbar unter Spielplätzen und Schulhöfen, sie fassen meistens bis zu 7000 Kubikmeter Wasser. Eine andere Möglichkeit, um Wasser aus den insgesamt 2.000 Kilometer langen Mischwasserkanälen aufzufangen, ist der Bau von Wehren in der Kanalisation, erklärt Kay Joswig von den Berliner Wasserbetrieben.
    "Wir können am Ende des Kanals einfach eine Mauer errichten und das Wasser, das hinter dieser Mauer ist speichern. Nach dem Regenereignis wird dann dieses Wasser wieder in die Mischwasserkanalisation entleert und von dort aus zur Kläranlage befördert und dort gereinigt."
    Ob die 70.000 Kubikmeter zusätzlicher Stauraum bis 2020 zu schaffen sind, ist ungewiss. Zu viele Fragezeichen stehen hinter Bauvorhaben in der dicht besiedelten Innenstadt.