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Beruf der Försterin
Frauenmangel im Wald

Der Beruf des Försters lockt mit sicheren Jobs, Teilzeit-Möglichkeiten und Beamtenlaufbahnen, dennoch sind Frauen in forstlichen Studiengängen und Berufen unterrepräsentiert. Rheinland-Pfalz will das ändern - mit einer Kampagne zur Nachwuchsgewinnung. Ziel: ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis im Wald.

Von Anke Petermann | 16.04.2018
    Försterinnen aus NRW in alter und neuer Arbeitskleidung (Archivbild, 2010)
    Zu wenig Bewerberinnen bei guten Berufsaussichten - Försterinnen in Arbeitskleidung (imago/Revierfoto)
    Anne-Sophie Knop freut sich, an diesem sonnigen Frühlingstag draußen sein zu können. Zu immerhin 60 Prozent ist ihr Arbeitsplatz der Wald, Büro der kleinere Rest. Für die Försterin im Soonwald bei Bad Kreuznach steht das sogenannte "Auszeichnen" an. Sie schaut also, "welcher Baum könnte Wertholz enthalten, also besonders wertvolles Holz, was man nachher für etwas teureres Geld verkaufen kann. Die markiere ich dann als sogenannte Z-Bäume, die Zukunftsbäume", auf die sie einen weißen Punkt sprüht.
    "Und die Bäume, die um den Z-Baum herum stehen, die markiere ich zur Entnahme, damit die gefällt werden und rauskommen, damit die Krone von dem Z-Baum besonders frei ist und der Zuwachs steigt an dem Baum und nicht an den anderen."
    Ein kommunikativer Job
    Ökonomie und Ökologie zu verbinden, damit hatte die 25-Jährige schon am Vormittag zu tun, beim Pflanzen. Sie koordiniert, was die gelernten Forstwirte praktisch umsetzen - ein kommunikativer Job.
    "Ich kenne die verschiedenen Pflanz-Verfahren, die muss ich kennen. Habe ich irgendwo ein nasses Loch, wo die Nässe steht. Das vertragen nicht alle Baumarten. Das alles muss ich im Kopf haben und muss dann wissen, was wohin gepflanzt wird." Stoff der Forstwissenschaften in Göttingen.
    "Ich hatte Botanik, Bioklimatologie, Bodenkunde, Chemie, auch die Grundlagen, das gehört alles mit zum Studium. Und auch die Ansprüche der einzelnen Bäume natürlich."
    Durchschnittsgehalt 3.200 Euro
    Mit dem Anwärterjahr stand der Bachelor-Absolventin der gehobene Dienst offen. Durchschnittsgehalt 3.200 Euro. Mit einem einjährigen Aufstiegsprogramm könnte sie auch in den höheren Dienst wechseln, der regulär mit Master-Abschluss zugänglich ist. Eine rheinland-pfälzische Besonderheit. Doch für die Leitung eines Forstreviers, die Knop anvisiert, braucht sie den Master nicht.
    "Ich glaub', damit hängt es auch zusammen, dass es wenig Frauen sind: Weil im Moment ist eine ganz große Pensionierungswelle. Und es wurden zu einer Zeit diese ganzen Leute eingestellt, als es noch eher ein Männerberuf war. Und ich weiß, bei mir im Jahrgang an der Uni waren wir 30 Prozent Frauen. Das wird sich jetzt auch ändern, wenn die ganzen Einstellungen kommen. Und dadurch habe ich auch jetzt ganz gute Chancen, was die Karriere angeht, jedenfalls was meinen Traum angeht."
    Sehr viel Waldpädagogik
    Alternativ zur Forstwissenschaft an der Uni hätte Knop auch Forstwirtschaft an einer Fachhochschule studieren können, die Bachelor-Abschlüsse gelten als gleichwertig. In jedem Fall sollten ihre Beamtinnen nicht nur Bäume, sondern auch Zahlen mögen, erwartet Forstministerin Ulrike Höfken.
    "Sie müssen auch rechnen, Landesforsten muss sich auch ökonomisch tragen. Sie haben aber den Bereich des Tourismus, der Erholung, der Waldpädagogik, wir haben sehr viel Waldpädagogik, wie zum Beispiel die Waldjugendspiele."
    Försterinnen mit pädagogischer Ader können ein Zusatz-Zertifikat Umweltbildung erwerben. Astrid Berens hat es mehr mit der Ökonomie. An der Uni Freiburg hat die 43-Jährige Ende der neunziger Jahre ihr Diplom, danach ein Staatexamen gemacht. Im Forstamt Bienwald Chefin von 50 Beschäftigten zu sein, vergleicht sie mit der Führung eines mittelständischen Betriebs. Berens‘ Tag in der Südpfalz begann mit dem Holzverkauf:
    "Wie sind die Holzpreise, ist das Holz, was wir eingeschlagen haben, schon vermarktet, also ich mache viel Bürotätigkeiten."
    Nachwuchs fasziniert Einsatz für Nachhaltigkeit
    Dazu forstbehördliche Gutachten, ob der Wald gut wächst oder ob starke Wildbestände ihn bedrohen. Wenn ja, schreitet die Amtsleiterin ein.
    "Ich hab auch einen Jagdschein. Wir jagen auch."
    Dass Frauen in forstlichen Studiengängen und Berufen massiv unterrepräsentiert sind, erklärt sich Berens mit der Tradition: Früher fungierten Förster als eine Art militarisierte Waldpolizei und jagten Brennholzdiebe. Heute fasziniert Nachwuchskräfte wie Anne-Sophie Knop der Einsatz für die Nachhaltigkeit. Wie sehr, das ist der Soonwald-Försterin im Studien-Aufenthalt in Indonesien klar geworden.
    "Da wird der Wald gar nicht als die Holz-Ressource genutzt, wie wir das hier machen. Sondern da wird der Wald zum größten Teil abgebrannt und für Palmöl-Plantagen genutzt."
    Frischluft, Bewegung und viel Kontakt zu Mitarbeitern im Wald, das mögen Knop und Berens an ihrem Job. Der einsame Förster mit Dackel – ein verblichenes Klischee. Wie der Wald gestaltet wird, das besprechen Forst-Frauen heute mit Waldbesitzern, Kommunalpolitikern und Anwohnern.