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Berufsbildungsbericht 2018
Karliczek: Ausbildungsmarkt insgesamt positiv

Kürzlich ging die Meldung durch die Medien, dass jeder vierte Azubi hierzulande seine Ausbildung vorzeitig abbreche. Die Bundesbildungsministerin bezeichnete diese Darstellung als verzerrt: Die Lage am Ausbildungsmarkt sei gut, sagte Anja Karliczek bei der Vorstellung des Berufsbildungsberichts.

Von Christiane Habermalz | 18.04.2018
    18.04.2018, Berlin: Anja Karliczek (CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, stellt in der Bundespressekonferenz den Berufsbildungsbericht 2018 vor.
    Pk zum Berufsbildungsbericht 2018 (picture-alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Kein glücklicher Einstieg für die neue Bundesbildungsministerin Anja Karliczek. Die Vorstellung des alljährlichen Berufsbildungsberichts sollte ihr erster großer Auftritt in Berlin werden. Doch die Zahlen wurden vor zwei Wochen bereits an die Süddeutsche Zeitung durchgestochen – und gingen mit der Schlagzeile durch die Medien, dass jeder vierte Auszubildende seine Ausbildung in Deutschland vorzeitig abbreche.
    Besonders hoch, bei fast 50 Prozent, lägen die Abbrecherquoten in den Berufen mit schlechter Bezahlung und langen Arbeitszeiten - den Sicherheitsdiensten und in der Gastronomie. Dieser Interpretation wiedersprach Karliczek heute bei der offiziellen Vorstellung des Berichts und sprach von einer "verzerrten Darstellung":
    "So wurde zum Beispiel geschrieben, dass jeder vierte Auszubildende seine Lehre hinschmeiße. Und das entspricht überhaupt nicht den Tatsachen. Bei der immer wieder zitierten Abbrecherquote von etwas mehr um 25 Prozent um vorzeitige Vertragslösungen. Und in vielen Fällen, ungefähr der Hälfte, lösen junge Menschen den Vertrag auf, um anschließend an anderer Stelle im gleichen Beruf oder eben auch in einer anderen Branche eine Ausbildung fortzusetzen."
    Abbrecherquote sei geringer als dargestellt
    Die Quote der echten Abbrecher liege nur bei 12-13 Prozent – und damit deutlich unter der der Studienanfänger, betonte Karliczek. Die Lage am Ausbildungsmarkt bezeichnete sie als gut – über 520.000 junge Menschen hätten bis September 2017 einen Lehrvertrag abgeschlossen – im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Anstieg um 3.000 Abschlüsse. Damit endet ein jahrelanger Abwärtstrend. Eine Ursache für die Trendwende könnte die zunehmende Ausbildung von Flüchtlingen sein – rund 10.000 hätten bis zum Beginn des Hochschuljahres eine Lehre begonnen - doppelt so viele wie im Vorjahr.
    Die Zahl der auszubildenden Betriebe bleibt auf einem niedrigen Niveau – nur jeder fünfte Betrieb in Deutschland bildet aus. Und 50.000 Ausbildungsstellen konnten nicht besetzt werden – diesen standen fast 24.000 Bewerber gegenüber, die leer ausgingen. Hinzu kommen junge Menschen, denen der Übergang von der Schule in die Ausbildung nicht glückt, oder die sich in berufsvorbereitenden Maßnahmen befinden – insgesamt waren im September 2017 rund 80.000 junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle.
    "Klar ist, dass jeder junge Mensch, der den Einstieg ins Berufsleben nicht so einfach schafft, einer zu viel ist, und auch dass jede unbesetzte Stelle eine zu viel ist. Und deswegen müssen wir es schaffen, diese beiden Enden wieder zusammenzuführen. Und dazu gehört, ich glaube, ein ganzes Paket an Maßnahmen auf mehreren Seiten, unter anderem aber auch ganz gewiss die Mobilität der Jugendlichen zu erhöhen."
    Karliczek sieht Situation am Ausbildungsmarkt positiv
    Den größten Bedarf an Azubis gibt es in den neuen Bundesländern, aber auch in Bayern und Baden-Württemberg. Die größte Zahl der leer ausgehenden Bewerber dagegen in NRW und Schleswig-Holstein. Dennoch sieht Karliczek die Situation am Ausbildungsmarkt insgesamt positiv. Alle Zahlen würden in die richtige Richtung weisen, sagte sie heute in Berlin.
    Etwas anders sieht das die Wirtschaft, die einen eklatanten Fachkräftemangel beklagt. Die Industrie- und Handelskammer hatte vor Kurzem gefordert, die betriebliche Ausbildung zu stärken, um dem Mangel an Facharbeitern entgegenzuwirken. Außerdem müsse mehr für die maroden Berufsschulen getan werden, die besonders unter Lehrermangel zu leiden hätten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte dagegen, die im Koalitionsvertrag angekündigte Mindestausbildungsvergütung rasch umzusetzen, um Ausbildung in Deutschland wieder attraktiver zu machen.