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Besetzung der Ethik-Kommission
Wie die FIFA ihre Kontrolleure loswerden will

Der Fußball-Weltverband will die Chefs seiner Ethik-Kommission loswerden – dabei scheut er offenbar nicht einmal vor einer Verletzung seiner Statuten zurück. Wie die FIFA mitteilt, hat sie ein Konsultationsverfahren mit ihren Erdteil-Verbänden gestartet, um Vorschläge für die beim Kongress am 11. Mai anstehende Neubesetzung der Chefposten für Ermittlungs- und Spruchkammer einzusammeln.

Von Thomas Kistner | 16.03.2017
    Hans-Joachim Eckert, der Vorsitzende der rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethikkommission, steht vor der FIFA-Zentrale.
    Die FIFA will den Vorsitzenden der Ethikommission, Hans-Joachim Eckert, los werden. (picture alliance / dpa / Walter Bieri)
    Die Chefs der beiden Ethik-Kammern, der Schweizer Cornel Borbely und der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert, wollen eigentlich weitermachen. Doch ist das geradlinige Juristen-Duo vielen Spitzenfiguren um Fifa-Chef Infantino zu unabhängig. Und zu furchtlos: Eckert/ Borbely haben nicht nur Sepp Blatter und Michel Platini aus dem Fußball verbannt, sie haben auch schon einmal eine Vorermittlung gegen Infantino selbst angestrengt.
    Jetzt will die FIFA ihre unbequemen Ethiker offenbar ersetzen - und hat ihre Erdteil-Verbände offiziell um Personalvorschläge für eine Neubesetzung gebeten. Schon allein das ist nicht regelkonform. Laut Statuten obliegt das Vorschlagsrecht für die Kommissionen alleine dem Fifa-Council.

    Sogar einfache Vereine könnte dagegen vorgehen
    Nach Juristeneinschätzung hat der Weltverband aber eine noch gravierendere Regelverletzung begangen: Das FIFA-Council muss seine Personalvorschläge nämlich zwingend bis spätestens vier Monate vor dem Kongress an das FIFA-Generalsekretariat schicken. Diese Frist ist nach Aktenlage nicht eingehalten worden. Entsprechende Wahlbeschlüsse sind damit anfechtbar durch jedes Fifa-Mitglied, womöglich sogar durch Vereine.
    Experten für Vereinsrecht sehen zwar die Möglichkeit, dass Infantino und Co. einen Bauerntrick planen und im Mai den Kongress direkt darum bitten könnten, den Satzungsbruch abzusegnen – dafür sei aber wohl ein einstimmiger Beschluss notwendig.

    Der DFB unterstützt das amtierende Duo
    Den wird es nicht geben, das machte heute der Deutsche Fußball-Bund klar. Der DFB bekräftigte, dass er das Duo Eckert/ Borbely weiter in ihren Ämtern sehen und sich auf dem Kongress auch dementsprechend verhalten wolle.