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Bestechendes Spiel

Lange galt Handball dem normalen Zuschauer als sauberer Sport. Doch seit bekannt wurde, dass der THW Kiel Schiedsrichter bestochen haben soll, kommen immer mehr versuchte Manipulationen ans Licht. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel wegen Betrugs- und Untreueverdachts und der Sportart droht massiver Schaden - auch wirtschaftlich.

Von Heinz Peter Kreuzer | 26.04.2009
    "Achtzehn Sekunden. Jetzt stürzt ein Norweger. Die geben den Ball nicht frei, die geben den Ball nicht frei, die Uhr wird nicht angehalten, was ist das denn? Strobel. Jetzt hat der Mann die ganze Verantwortung. Muss den Ball noch mal zurückgeben. Fünf Sekunden noch, drei Sekunden noch. Das gibt es doch überhaupt nicht. Was machen die denn da? Was machen die denn da - und großer Jubel beim norwegischen Team. Es kann nicht wahr sein! Diese Schiedsrichter haben dem Spiel aus deutscher Sicht nicht gut getan."
    "Ganz großes Problem im Handball ist ja, man kann als Schiedsrichter ohne weiteres ein Spiel manipulieren. Man pfeift zehn Minuten lang für die eine Mannschaft, und nachher kann man in der Schlussphase, wenn die Mannschaft sicher am Ziel ist, kann man drei, vier rauswerfen, damit das statistisch ordentlich aussieht","
    sagt der ehemalige Trainer der SG Flensburg-Handewitt, der Däne Eric Velje Rasmussen. In seiner Zeit als Spieler und Trainer in der Handballbundesliga habe er das selbst erfahren müssen. Aus eigener Erfahrung spricht auch der Schweizer Referee Michele Falcone. Bestechung, sagt er, kann an mehreren Stellen ansetzen:
    ""Da gibt es die Linie Alkohol, die Linie Essen, die Linie Frauen oder die Linie Geld."
    Nicht nur vor Ort, bereits zu Hause würden die Schiedsrichter angesprochen.

    "Ich habe Anrufe erhalten, von Kollegen auch oder von Funktionären eines Landes, in das ich reisen sollte, die mir dann mitgeteilt haben, ah, machen Sie sich eine Liste, wir können da gewisse Sachen erledigen bei uns, wir haben gute Einkaufszentren, oder wir sind doch Freunde, wir müssen das Spiel gewinnen. Also, das zuhause schon beginnen, die Einflussnahme."
    Lange galt Handball dem normalen Zuschauer als sauberer Sport. Doch seit bekannt wurde, dass der THW Kiel Schiedsrichter bestochen haben soll, kommen immer mehr versuchte Manipulationen ans Licht. Losgetreten hatte den Skandal um den Deutschen Meister zuerst der Konkurrent Rhein-Neckar-Löwen. Die Kieler sollen vor dem Champions League Finale gegen die SG Flensburg-Handewitt die beiden Schiedsrichter mit 96.000 Euro bestochen haben. Die Informationen sollen vom früheren THW-Coach Noka Serdarusic kommen. Der Kroate war nach einem persönlichen Streit mit Kiels Manager, Uwe Schwenker, an der Förde rausgeflogen und sollte in der kommenden Saison das Traineramt bei den Rhein-Neckar-Löwen übernehmen. Kurz vor Bekanntwerden der Vorwürfe wurde Serdarusics Vertrag wegen angeblicher gesundheitlicher Gründe wieder aufgelöst. Nach kurzer Anhörung von Uwe Schwenker wurde die Angelegenheit für erledigt erklärt.

    "Ich hab in jedem Fall erklären können, dass an den Vorwürfen nichts dran ist. Dass der THW Kiel zu keinem Zeitpunkt Spiele manipuliert hat. Ich habe die Fragen, die Dieter Matheis an mich hatte, glaube ich, klären können. Aus meiner Sicht, die sind zumindest geklärt, so dass Dieter Matheis sich damit zufrieden erklärt hat. Und erklärt hat, für ihn ist die Geschichte damit aus der Welt."
    Doch jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel gegen Uwe Schwenker wegen Betrugs- und Untreueverdachts und gegen den früheren Trainer Noka Serdarusic wegen des Verdachts der Beihilfe. Staatsanwalt Uwe Wick:

    "Die Staatsanwaltschaft Kiel hat im Zusammenhang mit den im Raum stehenden Vorwürfen der Manipulation von Spielen der CL gegen den Geschäftsführer der THW GmbH & COKG wegen Verdachts der Untreue sowie gegen den früheren Trainer der Bundesliga-Mannschaft wegen Beihilfe dazu eingeleitet."
    Der Vorwurf der Untreue soll laut Staatsanwaltschaft vor Gericht belegbar sein, das berichtete die Süddeutsche Zeitung. Die Ermittlungen im Inland seien abgeschlossen, allerdings fehlen noch Antworten auf Rechtshilfeersuchen nach Kroatien, Slowenien, Polen und die Ukraine.
    Bestechungsversuche und gelungene Manipulationen gibt es aber nicht nur auf nationaler Ebene. Weltweit haben die Verbände und Funktionäre gemeldete Bestechungsversuche lange ignoriert oder sogar selbst daran mitgewirkt.
    Der spektakulärste Fall war die asiatische Olympia-Qualifikation für die Spiele in Peking. Zum ersten Mal in der 112-jährigen Geschichte der Sommerspiele mussten zwei Turniere wiederholt werden. Bei den Frauen hatten im kasachischen Almaty die Gastgeberinnen gegen die favorisierten Südkoreanerinnen gewonnen. Und unter skandalösen Umständen hatte sich Kuwait beim Männer-Turnier im japanischen Toyota gegen die favorisierten Südkoreaner durchgesetzt.
    Kurz vor dem entscheidenden Final-Spiel war das ursprünglich vorgesehene deutsche Schiedsrichterpaar Lemme/Ullrich abgesetzt worden. Stattdessen pfiffen die unerfahrenen jordanischen Referees Alshobali und Hirzallach. Die Anweisung dazu hatte IHF-Präsident Hassan Moustafa persönlich gegeben. Dazu sagt der Fachjournalist Erik Eggers:

    "Er hat selber vor dem Sportgerichtshof in Lausanne zugegeben, dass er die beiden Schiedsrichter in Toyota selbst abberufen hat. Es gibt klare Fakten dafür, dass er Deals geschlossen hat mit einem IOC-Mitglied aus Kuwait, im Hinblick auf diese Olympia-Qualifikation."
    Die IHF-Entscheidung zur Wiederholung war auf Druck des Internationalen Olympischen Komitees zustande gekommen. Der Asiatische Handball-Verband AHF erkennt bis heute die Ergebnisse der Wiederholungsspiele nicht an. Verhindern konnte er sie aber auch nicht.
    Laut dem Fachmagazin "Handballwoche" steht die AHF schon lange im Verdacht, für viele Schiedsrichter- und Manipulationsskandale verantwortlich zu sein. Dabei wurden in der Regel japanische und südkoreanische Teams benachteiligt. Drahtzieher soll seit 14 Jahren der Präsident des AHF sein. Der kuwaitische Scheich Ahmed al-Fahd-al-Sabbah. Der ehemalige AHF-Vize, Mohammed Abul, NOK-Mitglied in Bahrain, beschuldigt ihn der Manipulation. Abul legte sogar Dokumente vor, seine Forderung nach Aufklärung blieb ungehört. Und das obwohl der AHF-Präsident Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees ist. Eigentlich müsste die olympische Bewegung prüfen, ob sich Al-Sabah gemäß der olympischen Charta verhält.
    Man bekommt den Eindruck, Korruption und unmoralisches Verhalten seien im Handball ein Kavaliersdelikt. Ein weiteres Beispiel, das gut dokumentiert ist:
    Beim IHF-Kongress 2002 im russischen St. Petersburg wollte der Deutsche Handball Bund, DHB, unbedingt die Weltmeisterschaft 2005 nach Deutschland holen. Aus diesem Grund bot die DHB-Führung den favorisierten Russen 50.000 US-Dollar, wenn sie ihre Bewerbung zurückzögen. Die Russen spielten zwar mit, doch dann gewannen überraschend die Tunesier die entscheidende Abstimmung mit 46:44 gegen Deutschland. Danach schimpfte DHB-Präsident Ulrich Strombach scheinheilig über gekaufte Stimmen. Vergebens. Der größte nationale Handball-Verband der Welt hatte sich zum Deppen gemacht. Erik Eggers:

    "Nun mussten die deutschen Handball-Funktionäre 50 000 Dollar berappen, ohne eine Gegenleistung zu haben. das war mit keinem Gremium innerhalb des DHB abgesprochen. Weil das Geld damals fehlte, der DHB war recht klamm finanziell gesehen, ist dann der Weltverband, also Hassan Moustafa, eingesprungen und hat 40.000 Dollar vorgesprochen. Die wurden nachher mit der Abrechnung für die WM 2007 verrechnet. Solche Geschäfte liegen jetzt dar in der Vergangenheit und das wird natürlich berücksichtigt, so dass man nicht frei auftreten kann oder will und die Dinge beim Namen nennen, ist nachzuvollziehen."
    Was in anderen Verbänden die Gerichtsbarkeit oder wenigstens die Ethikkommission auf den Plan gerufen hätte, blieb im Handball-Weltverband ohne Folgen. Schlimmer noch: Der Welt-Handball Verband, IHF, spielte mit. Ein bezeichnendes Beispiel für das Gebaren in der Handball-Welt. Ein nationaler Verband wie der DHB besticht bei einer Abstimmung einen Konkurrenten. Was macht die IHF? Sie bestraft nicht die beiden korrupten Verbände, sondern sie finanziert den illegalen Deal.
    Im Juni muss sich der Präsident des Weltverbandes in Kairo der Wiederwahl stellen. Dass die zahlreichen bekanntgewordenen Skandale zu seiner Ablösung führen werden, ist allerdings nicht wahrscheinlich. Zwar haben sich mit dem Luxemburger Jean Kaiser und dem Isländer Gudmundur Ingvarsson zwei Gegenkandidaten aufstellen lassen. Doch selbst die meisten europäischen Verbände gelten als Parteigänger Moustafas. Erik Eggers beschreibt das Machtfundament des Ägypters.

    "Das hängt damit zusammen, das Moustafa ein sehr intelligentes System geschaffen hat. Eigentlich profitieren sehr viele Akteure von seinen Handlungen als Weltverbands-Präsident. Er hat unglaublich viele Verbände in den Weltverband aufgenommen, er hat sich damit wichtiger gemacht, auch gegenüber anderen Sportfachverbänden. Ghana wird dort als Mitglied geführt ohne dass dort jemand Handball spielt. Für ihn ist das eine weitere Stimme für den nächsten Kongress."
    Der Geschäftsführer der Group Club Handball, kurz GCH, einem Zusammenschluss der europäischen Top-Clubs, Gerd Butzeck, ergänzt:

    "Es gibt einen Ratsbeschluss, ein Papier, auf dem steht, ihm zu erlauben, Hilfen an schwächere Verbände auszahlen zu dürfen, wie er es in der Vergangenheit auch schon getan hat. Es stimmt derjenige zu, der nicht widerspricht. Das heißt, wenn man HM nicht widerspricht, ist es HM gestattet, Geld aus der Kasse zu nehmen und an weniger begüterte Verbände zu verteilen."
    Das macht Freunde. Und so haben die beiden Herausforderer wohl nur geringe Chancen.
    Das System Moustafa erinnert an Joseph Blatter, den Präsidenten des Fußball-Weltverbandes. Der Schweizer hat innerhalb der Fifa das Entwicklungsprogramm Goal ins Leben gerufen. Mit Geldern für Projekte in der Karibik, Südamerika und Afrika sichert sich Blatter auf Verbandskosten die Stimmen. Ähnliches wirft der Luxemburger Kaiser seinem Gegenspieler Moustafa vor. Und die Schweitzer Justiz untersucht finanzielle Unregelmäßigkeiten, die Moustafa zu Last gelegt werden. Gerd Butzeck.

    "Es gibt die Tatsache, das rund 600.000 Schweizer Franken der IHF an den Präsidenten gegangen sind, als Erstattung von Reisekosten, ohne dass der Präsident irgendwelche Belege vorgewiesen hat. Es gibt den Fakt mit der Weltmeisterschaft 1999 in Ägypten, wo nachgewiesenermaßen 2003, also vier Jahre später, noch rund 700.000 Dollar auf einem Konto in Frankreich gelagert haben. Ich denke, dass hier ein klares Zeichen kommen muss bei dem Kongress im Juni, wir müssen etwas ändern, das muss meines Erachtens so aussehen, das der Präsident gehen muss."
    Hassan Moustafas größter Kritiker im Weltverband, Generalsekretär Peter Mühlematter, fordert weitere Konsequenzen.

    "Es hat zu passieren, dass wir über die neuen Statutenanpassungen sprechen. Und ich denke, es ist an der Zeit, dass wir über personelle Veränderungen in der IHF sprechen, im Besonderen, über die Position des Präsidenten und des Schatzmeisters."
    Der Finanzchef der IHF, Miguel Roca aus Spanien, gilt als Kumpan von Moustafa. Doch statt besser wird es voraussichtlich nach der Wahl im Juni sogar noch schlechter. Jetzt rückt eine weitere zweifelhafte Gestalt in eine Schlüsselposition des Welthandballs: der Slowene Leon Kallin. Der hat in seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter 2001 den THW Kiel beim Europacup-Finale in Barcelona gepfiffen. Die Kieler verloren. Bis heute macht das Wort von Manipulation die Runde. In seiner Zeit als Funktionär soll Kallin darüber hinaus versucht haben, das Schiedsrichterduo Fleisch/Rieber zu bestechen.
    Die Funktionäre des Europäischen Handball-Verbandes haben sich lange Zeit nicht besonders für die Korruption interessiert. Der ehemalige deutsche Schiedsrichter Torsten Zacharias hat dafür nur eine Erklärung.

    "Nach den Informationen, die wir alle haben, denke ich mal, dass man diesen Sport nach außen hin als sauber verkaufen will. Bestechungsversuche, und das im Zusammenhang mit Schiedsrichtern, das ist das Schlimmste, was jedem Sport passieren kann. Solange keine Beweise auf dem Tisch liegen, und das ist schwierig, würde das einen großen Imageverlust bedeuten. Vielleicht dachte man damals, es sind Einzelfälle, es gibt niemanden, der Anfragen nach Aufklärung gestellt hat, also werden wir es nicht an die Öffentlichkeit bringen. Es wird irgendwann Gras darüber wachsen, und die Sache ist erledigt."
    Ein Beispiel für zögerliches Verhalten beim Europäischen Handball Verband, EHF, beschreibt das Nachrichtenmagazin Focus. Danach soll die SG Flensburg-Handewitt den Verband auf Unregelmäßigkeiten im Champions-League-Spiel bei HC Croatia Zagreb am 24. Februar 2008 hingewiesen haben. Die EHF habe aber erst darauf reagiert, als die Vorwürfe gegen den THW Kiel im März dieses Jahres bekannt wurden. Mit einjähriger Verspätung habe der Europäische Handball-Verband eine unabhängige Analyse vorgelegt. Der dänische EHF-Delegierte, der die DVD-Aufnahme des Spiels auswertete, sei zu dem Schluss gekommen, dass die Schiedsrichter in der letzten Viertelstunde immer wieder gegen Flensburg gepfiffen hätten. Mittlerweile werden sechs Manipulationsfälle untersucht, unter anderem den der deutschen Schiedsrichter Lemme/Ullrich.
    Bei dem Duo wurden am Moskauer Flughafen 50.000 US-Dollar im Koffer gefunden. Das Geld war für den Sieg von Medwedi Tschechow über BM Valladolid, die Russen gewannen nach einem Sieben-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel noch den Europacup der Pokalsieger. Die Schiedsrichter behaupten, sie hätten die Bestechung abgelehnt und wüssten nicht, wie das Geld in ihren Koffer gekommen wäre. Ullrich schildert die Situation am Flughafen:

    "Die Dame wühlte in meinem Gepäck und findet eine kleine Plastiktüte mit einem Geldstapel drin. Wie sich es nachher herausstellte, waren es 50.000 Dollar. Und unser privates Geld noch gleich mit weg."
    Aber melden wollten die beiden Magdeburger den Vorfall nicht. Weil sie ahnten, das ihnen diese Geschichte niemand glauben würde. Frank Lemme:

    "Die Geschichte an sich ist ja vollkommen obskur, unglaubwürdig bis in letzte, das heißt, wer würde uns das abnehmen. Also haben wir uns beschlossen, das Ding zu verschweigen."
    Die Nichtmeldung macht sie nun verdächtig und zurzeit dürfen sie nicht pfeifen. Als Konsequenz aus den Vorfällen fordert Gerd Butzeck eine Reform des Schiedsrichterwesens. Denn die Situation im europäischen Handball sei im Vergleich zu anderen Sportarten einmalig.

    "Also wir haben ein systemisches Problem im Handball, das muss man ganz klar feststellen. Handball ist die einzige Sportart, wo im Europapokal die Schiedsrichter durch den Heimverein betreut werden. Dadurch wird eine Nähe erzeugt, die für den Heimverein ein Problem schafft."
    Als Konsequenz kommen die Schiedsrichter beim derzeitigen Europacup erst zwei Stunden vor dem Spiel in der Halle. Sie übernachten in anderen Städten und es gibt keinen Kontakt im Vorfeld. Das will jetzt auch die Handball-Bundesliga übernehmen.
    Die Erkenntnis kommt spät. Mittlerweile musste Kiels Manager Uwe Schwenker - einst als Uli Hoeness des Handballs gefeiert - von seinem Amt zurücktreten. Denn der 50-Jährige weigert sich, einige zweifelhafte Überweisungen zu erklären, was im Hinblick auf einen möglichen Prozess aus strafrechtlichen Gründen verständlich ist.
    Doch damit ist die Geschichte noch nicht am Ende. Die nächste Bombe platzte während einer Pressekonferenz von Andreas Rudolph, dem Präsidenten des HSV Hamburg. Der erinnerte sich plötzlich an einen gemeinsamen Mallorca-Urlaub mit Schwenker.

    "Wir haben eine Bootsfahrt unternommen, und der Abend endete auf meiner Terrasse. Und während der Gespräche kam Uwe Schwenker auf mich zu und sagte: Andreas, die CL werdet ihr nie gewinnen. Ich brauchte lange, um zu erfahren, dass dafür SR bestochen werden müssen."
    Als Konsequenz der Manipulationsaffäre hat Andreas Rudolph, Präsident des Liga-Konkurrenten HSV Hamburg, Sanktionen auf nationaler und europäischer Ebene gefordert.
    Auch die Sportwelt bleibt merkwürdigerweise ruhig. Das meint auch Handball-Journalist Erik Eggers.

    "Und ich wundere mich auch, dass eben viele Funktionäre aus den Spitzenverbänden, in erster Linie das IOC, da nicht reagiert und den Fall mal vor die Ethikkommission bringt. Also beispielsweise die Auszahlung dieser Spesen ohne Belege ist für mich ein klassischer Fall für die Ethikkommission. Thomas Bach beispielsweise sieht die ganzen Zeitungsberichte, und er reagiert gar nicht."
    Für die Korruptionsexpertin Sylvia Schenk keine Überraschung. Der Profisport sei genauso gefährdet wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch, sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Aber es komme auch noch eine zusätzliche Gefährdungslage hinzu,

    "weil es eben eine enge Verquickung von den Interessen der Wirtschaft, der Politik, des Sportes selbst und manchmal auch der Medien gibt, die natürlich froh sind, wenn ihr Verein international spielt und dem eigenen Verein nicht schaden wollen, von daher wird eher mal was unter den Teppich gekehrt, und hinzu kommt bei den Sportfunktionären eine Überidentifikation mit der Sportart, mit dem Verein, mit dem Verband, dass sie sagen, wir machen es für unseren Verein, machen es für unsere Stadt, unser Land und sich damit auch eigentlich legitimieren und meinen, es wäre ja alles nicht so schlimm und nur ein Kavaliersdelikt."
    Der Sport müsse sich ein Vorbild an der Wirtschaft nehmen. In diesem Bereich hätten sich unabhängige Ombudsmänner bewährt, die könnten dann unbeeinflusst von irgendwelchen nationalen oder sonstigen Interessen die Anschuldigungen untersuchen.
    Sonst droht der Sportart massiver Schaden - auch wirtschaftlich. Die negativen Schlagzeilen können Sponsoren abschrecken. Der Radsport gilt dafür als trauriges Beispiel. Sponsoren laufen weg, und Veranstaltungen werden abgesagt. Der Sport lebt vom positiven Image. Und wenn der Handball das verspielt, dann besiegelt er sein Ende.