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Bestzeiten für Läuferin Klosterhalfen
Zeit gut, Taktik schlecht

Auf ihrem Weg an die Weltspitze lässt Konstanze Klosterhalfen in New York über 1.500 Meter die Vier-Minuten-Schwelle hinter sich. Trotzdem entschuldigt sie sich anschließend bei ihrem Trainer.

Von Jürgen Kalwa | 09.02.2020
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Konstanze Klosterhalfen bei der Leichtathletik-WM im Oktober (imago images/Laci Perenyi)
Als Mittelstreckler auf der Jagd nach Rekorden kann man in Amerika zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Man tritt bei Rennen über die Meile an, einer klassischen Distanz, und nimmt die Durchgangszeit bei 1500 Meter einfach mit. Auf diese Weise hat Konstanze Klosterhalfen am Samstag bei den Millrose Games in New York gleich zwei neue Bestmarken in der Halle aufgestellt.
Der neue deutsche Rekord über die 1.500 Meter – 3:59,87 Minuten, erstaunliche fast drei Sekunden schneller als vor einem Jahr am selben Ort – war sicher die wichtigere der beiden Zeiten. Denn der Deutsche Leichtathletikverband registriert über die Meile offiziell nur Freiluftergebnisse.
Obendrein zeigten die zusätzlichen 109 Meter, dass der WM-Dritten von Doha gegen Ende von High-Speed-Rennen wie schon häufiger wichtige Reserven fehlen. Klosterhalfen wurde diesmal kurz vor dem Ziel von der Amerikanerin Elle Purrier abgefangen und belegte nur Platz zwei.
Konstanze Klosterhalfen in der Qualifikation
Nike Oregon Project - Klosterhalfen-Trainer im Visier der USADA
Auch die deutsche Läuferin Konstanze Klosterhalfen trainierte im mittlerweile beendeten Nike Oregon Project. Nach einem Bericht der US-Anti-Dopingagentur USADA war ihr Trainer möglicherweise stärker in die Praktiken des doping-gesperrten Cheftrainers Alberto Salazar involviert als zuvor angenommen.
Sie entschuldigte sich hinterher dafür bei ihrem Trainer Pete Julian - die 22-jährige hatte die ausgemachte Taktik nicht eingehalten. Die Beiden trainieren den Winter über in Phoenix, ehe es nach Portland an die Westküste zurückgeht. Die deutschen Hallenmeisterschaften am 22. und 23. Februar in Leipzig wird Klosterhalfen auslassen und dafür bei einem Meeting in Boston an den Start gehen.
Der Amerikaner, jahrelang Teil des wegen Doping-Vorwürfen eingestellten Nike Oregon Projects, war persönlich in die Kritik geraten, als bekannt wurde, mit welchen Mobbingmethoden dort Läuferinnen genötigt wurden, extrem abzumagern und damit verbundene Gesundheitsrisiken in Kauf zu nehmen.
Die schlechten Erfahrungen Anderer scheinen Klosterhalfen nicht zu irritieren, wie sie der Sportschau gegenüber im Sommer sagte: "Negative Sachen werden ja einfach mal schnell gesagt. Deshalb sage ich einfach nicht so viel dazu." Stattdessen bleibt der Blick von ihr und Julian klar auf ein Ziel ausgerichtet: die Olympischen Spiele in Tokio im August.