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Besuch in Anschlagsstädten
Trumps Trotz gegen Demonstranten in Dayton und El Paso

Bei seinem Besuch in den beiden Anschlagsstädten Dayton und El Paso protestierten zahlreiche Demonstranten gegen die Politik Donald Trumps. Der reagierte trotzig, kündigte überraschend aber Verschärfungen bei der Eignungsprüfung für Waffenkäufer an.

Von Thilo Kößler | 08.08.2019
Menschen in El Paso demonstrieren gegen den Besuch von Präsident Donald Trump
Sowohl in El Paso als auch in Dayton wurde Präsident Donald Trump von Gegendemonstranten empfangen (Getty Images / Mario Tama)
Erst Dayton in Ohio, dann El Paso in Texas: In beiden Städten wurde das Präsidenten-Ehepaar von Passanten eher kühl empfangen. In beiden Städten hielten Demonstranten dem Konvoi Plakate entgegen, die sich gegen Waffengewalt und gegen Rassismus richteten: "Do something", "Tun Sie endlich etwas!", stand darauf, oder: Rassismus ist kein Patriotismus. In Dayton kritisierte eine ältere Dame, der Präsident mache die beiden Städte inmitten des Schocks und der Trauer mit seinem Besuch zur Photokulisse. Sie sei in die Innenstadt gefahren, um gegen die Hassreden des Präsidenten zu protestieren.
In El Paso, dem Schauplatz des rassistisch motivierten Amoklaufs eines "white supremacist", eines Verfechters der angeblichen Überlegenheit der Weißen, organisierten mexikanisch-stämmige Bürger eine Gegendemonstration. Donald Trump hatte die Stadt im Zuge seiner drastischen Einwanderungspolitik zur Frontstadt im Kampf gegen die illegale Immigration gemacht und die Community der Hispanics pauschal zu Verbrechern erklärt. Einer der Organisatoren der Gegenkundgebung, Fernandez Garcia, beklagte, dass der Präsident keinerlei Einsicht und Bedauern über seine rassistischen Äußerungen zeige, die mitverantwortlich für die Gewaltakte seien. Deshalb sei Trump nicht willkommen in der Stadt.
Erinnerungen an den Schock von 9/11
Tatsächlich hat insbesondere das Attentat in El Paso für Angst und Unruhe in der mexikanisch-stämmigen Bevölkerung gesorgt, war sie doch das erklärte Ziel des Amokläufers. Einige sprachen von einem Terrorerlebnis, das sie an den Schock von 9/11 erinnere. Vor dem Hintergrund dieser Stimmungslage hatte das Weiße Haus zunächst keine öffentlichen Erklärungen des Präsidenten vorgesehen und die Gespräche in den Krankenhäusern von der Öffentlichkeit abgeschirmt. In El Paso erklärte Trump dann aber, ihm sei bei den Begegnungen mit Rettungskräften, Ärzten und Verletzten viel Liebe und Respekt für das Präsidentenamt entgegengeschlagen. Er hätte sich gewünscht, dass die Presse das hätte miterleben können.
Schon am Morgen hatte Trump den Demokraten vorgeworfen, die Anschläge für politische Zwecke nutzen zu wollen. Gleichzeitig widersprach Trump der Darstellung, seine Rhetorik sei spalterisch. Sie bringe ganz im Gegenteil die Menschen zusammen, erklärte Trump kurz vor dem Abflug.
Trump stellt verschärfte Background-Checks in Aussicht
Indes scheint das Weiße Haus realisiert zu haben, dass nach diesen beiden Attentaten vom Wochenende die öffentlichen Forderungen nach einer Revision des Waffenrechts nicht so einfach wieder verstummen werden. Überraschend kündigte Donald Trump an, die sogenannten Background-Checks, eine Art Eignungsprüfung für Waffenkäufer, verschärfen zu wollen. Dafür gebe es jetzt großen politischen "Appetit", sagte Trump.
Insgesamt scheint auch bei vielen Republikanern in den letzten Tagen der Wunsch größer geworden zu sein, dass der Präsident seine politische Rhetorik zügeln möge. Trumps verletzende Äußerungen über die Minderheiten im Land und seine immer wieder erkennbare Parteinahme für die äußerste politische Rechte bieten unmittelbar vor der heißen Wahlkampfphase allzu offensichtlich Angriffsflächen für den politischen Gegner. In einer kämpferischen Rede bezichtigte Joe Biden, der derzeit aussichtsreichste Bewerber der Demokraten, den Präsidenten, den Hass weißer Rassisten gezielt zu schüren.
Aus Kalifornien meldete sich erstmals seit langem Susan Rice zu Wort, die ehemalige Nationale Sicherheitsberaterin von Präsident Obama. Sie appellierte an Donald Trump und seine Administration, die wachsende Terrorgefahr von Rechts ernst zu nehmen und etwas dagegen zu tun.