Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Bettelmönch und Bischof

Er war der bedeutendste Gelehrte seiner Zeit; aber auch ein Bettelmönch, der Europa von Paris bis Ungarn und von Rom bis zur Ostsee durchquerte und an den Türen sein Essen erbettelte: Albertus Magnus, der heute vor 725 Jahren in Köln gestorben ist. Dort, in der Domstadt, hat er vor allem gewirkt. Neben theologischer Forschung und Lehre wurden ihm wichtige öffentliche Aufgaben anvertraut, sogar ein Bischofsstuhl. 1931 wurde er heilig gesprochen, 1941 von der katholischen Kirche zum Patron der Naturforscher ernannt.

Von Peter Hertel | 15.11.2005
    St. Andreaskirche, Köln, Grab Alberts des Großen. Kantor Christoph Kuhlmann illustriert in einer Orgel-Improvisation einige Stationen im Leben des Albertus Magnus - endend bei seinem Tod am 15.November 1280.

    Albert der Deutsche, wie er zu Lebzeiten genannt wurde, erhielt den Beinamen "Magnus" nicht etwa, weil er von großer Gestalt gewesen wäre.

    " Herr Albert, steht auf!"

    Sagte ihm bei einer Audienz der Papst. Er dachte nämlich, der Bettelmönch knie vor ihm nieder. Doch der antwortete:

    " Heiliger Vater, ich stehe schon."

    Groß wird dieser Theologe genannt, weil er der bedeutendste Universalgelehrte seiner Zeit und Anwalt des Friedens war.

    Kurz vor 1200 in der schwäbischen Kleinstadt Lauingen als Spross einer Ritterfamilie geboren, begibt er sich, nicht viel älter als 20, zum Studium nach Padua. Er tritt in den Orden der Dominikaner ein. 1242, fast 50 Jahre alt, übernimmt er, als erster Deutscher, einen Lehrstuhl an der damals berühmtesten Universität: in Paris, dem intellektuellen Zentrum des Abendlandes. Schon bald bringen ihm seine Vorlesungen europäischen Ruhm: er weist sich als exzellenter Kenner des griechischen Philosophen Aristoteles und der arabischen Denker aus. Er verbindet Glaube und Vernunft miteinander und bringt, überraschend für seine Zeit, Naturwissenschaften, Philosophie und Theologie in ein Gesamtsystem des Wissens.

    " Wenn jemand die Naturwissenschaft gründlich beherrscht, sind ihm die Worte des Herrn kein Anlass zum Zweifel."

    Sein bedeutendster Schüler, Thomas von Aquin, wird später seinen Ansatz in die Philosophie der Scholastik aufnehmen und der größte Theologe des Mittelalters genannt werden. Beide leiteten so eine neue Epoche der Geistesgeschichte ein. 1248 gehen sie gemeinsam nach Köln, um dort nach Pariser Vorbild ein Studienhaus aufzubauen, das Vorläufer der Kölner Universität wird. Vermutlich sind sie dabei, als im selben Jahr der Grundstein für den Kölner Dom gelegt wird.

    Albertus wird Oberer der deutschen Dominikaner, in einem Gebiet, das von Brügge bis Riga reicht. Zwei Jahre ist er Bischof in Regensburg, rückt so zum Reichsfürsten auf.
    Außerdem ist er ein gefragter Friedensstifter. In Würzburg verhindert er einen blutigen Bürgerkrieg. In Straßburg vermittelt er zwischen Bischof und Stadt. In Köln schlichtet er einen tief greifenden Streit zwischen dem Erzbischof und der Bürgerschaft.

    In den 40 Bänden des Theologen scheint oft der Naturforscher durch. Schon in seiner Jugend beobachtete er Fische und Vögel. Jäger und Schäfer, Bergleute und Weinbauern wurden seine Freunde. Die Erfahrungen, die sie ihm vermittelt haben, bringt er später in seine Versuche ein - zum Beispiel beim Experiment mit einer Schlange. Trunken gemacht mit Wein torkelt sie sozusagen - zum Schrecken der Umgebung - durch den Kölner Konvent. Erkenntnis des Albertus Magnus:

    " Der Wein regt ihre Hitze an und mildert ihre Kälte. Sie wird dadurch so erfreut, dass sie nicht weiß, was sie tut."

    Kaum ein Gelehrter des Mittelalters hat die Liebe zur Erde so mit der Sehnsucht nach dem Himmel verbunden wie Albertus Magnus.

    " Viele Menschen blicken wie das liebe Vieh auf den Boden. Dabei sagt doch schon der Dichter Ovid: Die Götter schufen die Menschen mit aufrechtem Gang, damit sie zu den Sternen schauen."