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Bettruhestudien des DLR
Liegen für die Raumfahrt

Es klingt traumhaft: Man kann ungestört alle Folgen der Lieblingsserie gucken, online eine Sprache lernen, Dutzende dicke Wälzer lesen und dabei die ganze Zeit im Bett bleiben. Obendrein bekommt man das auch noch gut bezahlt.

Von Dirk Lorenzen | 16.05.2019
Ein Mann liegt kopfunter in einer Apparatur
Liegen in der Kurzarmzentrifuge: Forschung im Bett für die Raumfahrt (Envihab/ESA/DLR)
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sucht laufend Probanden für seine drei Monate dauernden Bettruhestudien. Der Haken: Während der Studie darf man 60 Tage lang niemals aufstehen und muss alles im Liegen machen – also auch Essen, Waschen, zur Toilette gehen und so weiter.
Das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln führt seit vielen Jahren Bettruhestudien durch. Durch das dauerhafte Liegen werden Muskeln und Knochen wenig beansprucht. Sie verändern sich wie bei einem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit.
Zudem sind die Betten zum Kopf hin um sechs Grad nach unten geneigt, so dass sich auch der Flüssigkeitshaushalt des menschlichen Körpers ähnlich verhält wie bei einer Reise zur Internationalen Raumstation. Bettruhestudien sind – rein medizinisch – ein gefühlter Raumflug.
Der Planet Mars, aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop
Mit den Bettruhestudien erhoffen sich Mediziner Erkenntnisse, die für künftige Langzeitmissionen wie Flüge zum Mond oder zum Mars wichtig sind (NASA/ESA)
Noch bis Ende Juni läuft die AGBRESA-Studie mit jeweils zwölf Frauen und Männern. Dabei untersucht das DLR-Team, ob sich Muskel- und Knochenabbau durch künstliche Schwerkraft zumindest abschwächen lassen. Sechzehn Personen werden täglich für einige Zeit in einer Zentrifuge gedreht.
Solche Daten sind wichtig für künftige Langzeitmissionen zu Mond oder Mars. Für die Raumfahrt im Liegen gibt es am Ende 16.500 Euro. Und wer in den 60 Tagen doch mal aufsteht, fliegt – zwar nicht ins All, aber dafür raus.