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Bezahlmodell LaterPay
Ein digitaler Bierdeckel

Verlage beklagen sich immer wieder über die sogenannte Kostenloskultur des Internets. Ein kleines Münchner Start-up könnte genau das beenden: Sein einfach zu bedienendes Bezahlmodell LaterPay befindet sich gerade in der Betaphase.

Von Wolfgang Noelke | 10.05.2014
    Das Symbol eines Einkaufwagens auf einer Taste einer Computertastatur
    Bislang muss man erst durch eine komplizierte Anmeldeprozedur, um online etwas zu kaufen. (dpa / Jens Büttner)
    Das Ergebnis vieler Studien ist, dass die Legende von der sogenannten Kostenlos-Kultur des Internet ebenso falsch ist, wie der dort angeblich beheimatete sogenannte "Rechtsfreie Raum". Professionelle Anbieter, zum Beispiel Verlage, verhielten sich oft ähnlich wie ein Supermarkt, in dem alles gleich viel koste und ein einziger Artikel oft fast so teuer sei, wie die komplette Zeitung am Kiosk - abgesehen davon, dass man oft erst nach einer komplizierten Anmeldeprozedur den digitalen Supermarkt betreten darf.
    Cosmin Ene, Entwickler aus München bietet nun mit LaterPay einen Supermarkt so an, wie ihn normale Kunden kennen. Man darf die Ware anschauen und erst an der Kasse wird bezahlt. LaterPay sei ein Werkzeug für alle Anbieter digitaler Inhalte, egal ob es nun große Verlagskonzerne sind oder Gelegenheitsblogger, so Cosmin Ene. Allen stehe ein ähnliches Werkzeug zur Verfügung, wie einst den weiß bekittelten Kollegen im analogen Supermarkt:
    "Das ist so in etwa, wie dieser alte Tacker, den man früher benutzt hat, um im Supermarkt die Preisschilder an die Produkte zu kleben. LaterPay hat einen digitalen Preistacker gebaut, mit dem der Content-Anbieter durch seinen Supermarkt durchgehen kann und alle Inhalte mit Preisen versehen kann. Wir sehen diese Preise, aggregieren sie auf einen Zettel, auf eine Rechnung und bei fünf Euro geht der Kunde zur Kasse und bezahlt."
    Was nicht gefällt kann zurückgegeben werden
    So normal wie im Supermarkt der analogen Welt dürfen sich auch die Kunden verhalten: Niemand braucht am Eingang seinen Ausweis zu zeigen. Auspacken und Prüfen der Ware sei ebenfalls erlaubt. Man darf also lesen und anschauen - und wem der Inhalt nicht gefällt, darf die Ware sogar zurücklegen. Wie auf einem Bierdeckel zahlen Kunden nur das, was sie behalten möchten. Cosmin Ene:
    "Die Besonderheit von LaterPay ist, dass Sie sich, ohne vorab anzumelden und ohne persönliche Daten anzugeben, digitale Inhalte konsumieren können. Sie sagen also einfach nur: 'Ja, ich zahle später.' Und dann können Sie sofort weiternutzen. In dem Moment, wo Sie sagen: 'Ich zahle später', merkt sich LaterPay Ihr Gerät, hängt diesem Endgerät einen Bierdeckel an und schreibt auf diesen die ganzen Einkäufe in Echtzeit, die Sie konsumieren. Und wenn Sie bei fünf Euro angekommen sind, werden Sie sich registrieren und bezahlen. Und das werden die meisten Leute auch machen, weil sie sich von den Inhalten erst überzeugen konnten."
    Ein Klick auf das "Zahle-später"-Feld, würde im Browser der Nutzer, sowie auf den LaterPay-Servern einen, aus Browser und Gerätekomponenten errechneten Fingerabdruck speichern, der selbst gegen Cookie-Crusher und Adblocker immun sei. Mehr Daten bedürfe es nicht, sagt Cosmin Ene. Dieser Vertrauensvorschuss in die Ehrlichkeit der Nutzer, verbunden mit Transparenz und Datensparsamkeit mache dieses Micro-Payment Modell so attraktiv:
    "Unsere Datencenter sitzen in München und wir rufen ausschließlich die Daten ab, die wir brauchen, um die Bezahlung durchzuführen. Darum haben wir komplett die Datenhoheit bei uns. Der User vertraut uns das Geld an und wir leiten nur das Geld an den Content-Anbieter weiter und nicht die Daten und bei dem 'Bierdeckel-Verfahren' werden diese Daten nicht mit dem Content-Anbieter geteilt."