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Bezahlte Unabhängigkeit
TÜV zwischen Prüfung und Profit

Die meisten Menschen kennen den TÜV, den Technischen Überwachungsverein, als Prüfer von Autos, Aufzügen und Kinderspielzeug. Das bekannte TÜV-Siegel gilt als Synonym für Sicherheit. Doch immer häufiger gibt es Negativschlagzeilen: Fragwürdige Prüfungen, brüchige Hüftprothesen und dubiose Immobilienfonds.

Von Caroline Schmidt | 17.07.2015
    Ein Mann im hellblauen Schutzanzug bearbeitet Brustimplantate.
    Allein in Frankreich forderten die Gesundheitsbehörden 30.000 Frauen auf, sich die Implantate wieder herausoperieren zu lassen. Zertifiziert hatte die Implantate der TÜV Rheinland - für ganz Europa. (picture alliance / dpa / Dominique Leriche)
    In der TÜV-Station im Gewerbegebiet von Hannover. TÜV-Prüfer Eckart Zimmermann kontrolliert ein Auto nach dem anderen. Pro Prüfung braucht er ungefähr dreißig Minuten.
    "Ich würde mal hierher gehen und den ein bisschen hochbiegen lassen, dass der nicht instabil ist. Das ist es auch, was ein bisschen krr krr krr macht. Ja, ja genau das."
    Zimmermann erklärt gerne und viel. Das schätzen die Menschen, die aus der Sicht des TÜV Kunden sind. Manche kommen extra hierhin, weil sie sich so gut betreut fühlen. Der TÜV ist heute zuallererst ein Konzern. Prüfer Eckart Zimmermann versteht seine Arbeit als Service.
    "Jeder hat so ein besonderes Verhältnis zu seinem Auto, zu seinem Schätzchen und wenn man dann anfängt, ja, mit seinem Auto zu leiden, dann kriegt man natürlich zwangsläufig, naja, auch Schmerzen, wenn da irgendwas kaputt ist."
    Der TÜV und seine Konkurrenten kontrollieren nach strengen staatlichen Vorgaben. Das System scheint zu funktionieren. Es gibt nur selten Unfälle auf deutschen Autobahnen, weil die Technik versagt hat. Die meisten Menschen kennen den TÜV, den Technischen Überwachungsverein. Als Prüfer von Autos, Aufzügen und Kinderspielzeug. Das bekannte TÜV-Siegel gilt als Synonym für Sicherheit. Und somit auch als Kauf-Argument. Doch der TÜV macht heute viel mehr: Er untersucht Software im Silicon Valley, Windräder in Schweden oder Solaranlagen in Spanien. Auf den ersten Blick eine Erfolgsstory. Aber in den vergangenen Jahren häuften sich die negativen Schlagzeilen: der TÜV stehe im Zusammenhang mit fragwürdigen Prüfungen, brüchigen Hüftprothesen und dubiosen Immobilienfonds. Stimmt am Ende das Bild von den unabhängigen Prüfern so nicht mehr?
    TÜV-Siegel gilt als Synonym für Sicherheit
    Gut zwei Stunden von Hamburg entfernt, in Schellerten in der Nähe von Braunschweig lebt Peter Kaufmes in einem stattlichen Einfamilienhaus. Er hatte zusammen mit seinem Bruder eine Fliesenlegerfirma. Jetzt sind beide im Ruhestand.
    "Mein Bruder und ich, wir haben bei Null angefangen mit dem Betrieb, haben den 33 Jahre lang betrieben und haben nichts geerbt. Wir kommen noch aus der Generation, in der man nichts erben konnte. Unsere Eltern waren froh, dass sie uns vom Tisch los waren."
    Als die beiden Brüder vor drei Jahren begannen, ihre Firma aufzulösen, wollten sie einen Teil ihrer Ersparnisse anlegen, als Altersvorsorge. Doch die Zinsen waren überall niedrig. Sie fragten ihren Anlageberater. So wie immer. Sie glauben bis heute, dass er sie nicht täuschen wollte.
    Es ging um einen Immobilienfonds der S&K-Unternehmensgruppe in Frankfurt.
    Ein Haus steht auf Geldscheinen. Symbolbild für Haus und seine Kosten 
    Der Anlageberater sprach von traumhaften Renditen und schlug etwas mit TÜV-Zertifikat vor. (dpa /Revierfoto)
    "Da hat er uns Unterlagen geschickt, Bewertungen, auch vor allen Dingen den TÜV, der ja das bewertet hat, und es gab da Null Risiko und ja, die Gewinne waren enorm, die sprachen da von zwölf Prozent, monatlich wurde ein Prozent ausgezahlt, sofort, und das ist natürlich eine Anlage, wenn man dann solche kompetenten Leute hat, wo man eigentlich nicht Nein sagen kann."
    Die Firmengruppe S&K in Frankfurt war bekannt auf dem Kapitalmarkt. In den Fonds legten zehntausend Menschen ihr Geld an, mitunter die ganze Altersvorsorge. Die Gebrüder Kaufmes investierten einhunderttausend Euro. Das war im Oktober 2012.
    Und zunächst lief die Anlage gut. Jeden Monat flossen 1.000 Euro auf ihre Konten. Eine schöne Ergänzung zur Rente. Doch dann im Januar 2013 war plötzlich Schluss.
    "Saß ich abends im Fernsehsessel und da kam die Sendung, dass die in Frankfurt und Hamburg parallel die beiden Villen gestürmt haben und die Leute festgenommen, drei Mann waren dabei, und ich habe nur gedacht, das kann doch wohl nicht unsere Aktie sein, die da womöglich den Bach runtergeht."
    Die Gebrüder Kaufmes waren - wie viele andere Anleger auch - offenbar Betrügern aufgesessen. Aber hatte hier nicht angeblich der TÜV geprüft? Eine deutsche Institution?
    Der TÜV ist für die meisten Deutschen ein Synonym für Sicherheit, Akribie und Zuverlässigkeit. Die Menschen vertrauen den Prüfern. Das liegt vor allem an einer langen, erfolgreichen Geschichte.
    Erster TÜV entstand mitten in der Industrialisierung
    Der erste TÜV entstand mitten in der Industrialisierung, um 1870. Es war eine Zeit der Erfindungen. Es gab die ersten Glühbirnen, die ersten Telefone, die ersten großen Fabriken und die Wirtschaft boomte. Damals fuhren auch erstmals Eisenbahnen durch Deutschland und brachten Menschen und Güter so schnell wie noch nie von einem Ort zum anderen:
    "Sechs Kilometer Strecke waren es 1835. Schon dreißig Jahre später waren es rund 28 000 Kilometer. Der Ausbau des Radschienensystems und das erregende Kapitel der Industrialisierung gehören untrennbar zusammen, nicht nur in Deutschland. Züge beförderten das für diesen Prozess notwendige Massengut von allen Himmelsrichtungen in alle Himmelsrichtungen. Er ist pünktlich wie die Eisenbahn und schnell wie eine Lokomotive, so heißt es seit damals."
    Die neuen Fortbewegungsmittel hatten nur einen Nachteil. Sie waren extrem gefährlich. Dauernd explodierten Dampfkessel, brachen Schienen, ganze Züge stürzten von den Brücken hinab in die Flüsse. Das brachte bald die ganze Industrialisierung in Verruf. Das war die Geburtsstunde des TÜVs.
    Die Industrieunternehmen gründeten nun in ganz Deutschland Vereine. Diese Vereine, die damals noch Dampfkesselüberwachungsvereine hießen, sollten fortan im Auftrag der Unternehmen die Technik überwachen. In den folgenden Jahrzehnten kamen dann weitere Arbeitsfelder hinzu, die Autos, später dann die Atomkraftwerke und die Solaranlagen - praktisch mit jedem neuen Industriezweig entstanden neue Aufgaben.
    Die große Zäsur kam dann in den 1990er Jahren. Da liberalisierte die Politik den Prüfmarkt - ein Monopol nach dem anderen fiel. Und unter diesem wirtschaftlichen Druck sind die emsigen Regionalvereine zu ein paar Unternehmen zusammengewachsen, die heute weltweit tätig sind. Die Großen heißen TÜV Süd, TÜV Rheinland und TÜV Nord. Sie setzen Milliarden um - und haben inzwischen ein völlig neues Selbstverständnis:
    "Früher ging es im Kern um technische Sicherheit. Heute geht es um Erfolg in globalen Märkten durch Wirtschaftlichkeit, Qualität und Sicherheit."
    Von einem Spielzeugkreisel wird mit einem Messer bunter Lack abgeschabt.
    Prüfer testen regelmäßig Spielzeug auf Schadstoffe, wie hier beim TÜV Rheinland in Köln. (dpa / Rolf Vennenbernd)
    Der Erfolg steht, so verkündet es zumindest der Imagefilm des TÜV Rheinland, heute an erster Stelle. Die Konzerne müssen sich eben in einem harten globalen Wettbewerb behaupten. Doch das birgt Gefahren, findet Michael Adams, Professor für Wirtschaftsrecht. Er hat an der Universität Hamburg über Unternehmen wie den TÜV geforscht.
    Der Wettbewerb sorgt für Effizienz, niedrige Preise und für Druck auf die Kosten. Wenn der TÜV unter Wettbewerbsdruck kommt, kann er sagen, wir bieten unsere Tätigkeit billiger an. Er könnte auch sagen - und das wäre natürlich zutiefst zuwider seinem Auftrag, den er eigentlich hat - wir geben unser Siegel bereitwilliger als die Konkurrenz. Wir prüfen nicht so hart wie es im Interesse der Menschen sein müsste.
    Das ist ein Verdacht. Der Vorstandsvorsitzende des TÜV Nord, Guido Rettig, weist ihn entschieden zurück.
    "Sie haben, unsere Mitarbeiter, in der Regel immer einen Ermessensspielraum und diesen Ermessensspielraum kann man auch irgendwo immer als Firmenphilosophie festlegen und da sage ich nur, für uns, da gilt Qualität, und Qualität hat dann ihren Preis."
    Das nehmen auch die anderen TÜVs für sich in Anspruch. Dennoch häufen sich seit einigen Jahren die die Skandale um TÜV-geprüfte Produkte wie etwa Brustimplantate und Hüftprothesen oder dubiose Immobilienfonds.
    Die Firma Poly Implant Prothèse, kurz PIP, war der drittgrößte Hersteller von Brustimplantaten in Frankreich. Im Jahr 2010 wurde öffentlich, dass bei vielen Frauen die Implantate gerissen waren. Sie waren mit billigem Industriesilikon gefüllt, das eigentlich in der Baubranche als Dichtungsmasse verwendet wird. Allein in Frankreich forderten die Gesundheitsbehörden 30.000 Frauen auf, sich die Implantate wieder herausoperieren zu lassen. Zertifiziert hatte die Implantate der TÜV Rheinland - für ganz Europa.
    Skandale um Brustimplantate und Hüftprothesen
    Das Unternehmen weist die Verantwortung von sich. Nach EU-Recht hätten sie die Implantate nur anhand der Papiere beurteilen müssen, die der Hersteller ihnen vorgelegt hat. Der Hersteller habe das Produkt dann auf eigene Faust verändert. Derzeit liegt der Fall beim Bundesgerichtshof, der das Verfahren allerdings weitergeleitet hat an den Europäischen Gerichtshof. Der EuGH soll für den BGH die europäische Medizinprodukterichtlinie auslegen - und festlegen, welche Pflichten der TÜV eigentlich hat.
    Oder der Skandal um die Hüftprothesen. Karl-Heinz Herder hat eine Firma für Elektrotechnik in Berlin. Seit ein paar Jahren kann er nicht mehr ohne Schmerzen gehen. Vor elf Jahren bekam er eine künstliche Hüfte, ein damals ganz neues Produkt. Plötzlich eine Mitteilung vom Krankenhaus: Die Prothese sei leider eine Fehlkonstruktion, hieß es. Sie könne eines Tages brechen.
    "Ich dachte, naja, gut, wenn das bricht, dann wird man das hören oder wie auch immer, aber ich bin ja nie auf die Idee gekommen, dass das so blitzschnell und so, man kann überhaupt nicht reagieren, man kann nicht reagieren, man kann gar nichts machen, das ist als ob einem mit einem Schlag die Füße weggezogen werden und sie knallen einfach hin. Sie kriegen noch nicht mal einen Arm hoch, um sich abzustützen."
    Karl-Heinz Herder war ein Jahr berufsunfähig. Wieder ein Medizinprodukt, zertifiziert vom TÜV SÜD im Auftrag des österreichischen Herstellers Falcon Medical. Herder hofft auf Schadenersatz vom Hersteller. Dieser weist die Schuld von sich. Doch warum hatte der TÜV das Produkt durchgelassen?
    Die Branche der sogenannten hochriskanten Medizinprodukte ist für die TÜVs lukrativ. Jedes Jahr kommen circa 1.000 neue Artikel auf den Markt. Und wie bei Herders Hüftprothese erscheinen die Zulassungskriterien überschaubar. Der prüfende TÜV Süd teilt mit: Man habe nach EU-Recht nur untersuchen müssen, ob das Produkt den Gesetzen und Normen entspricht. Also: Prüfung nach Papierlage, keine eigenen Materialtests. Ähnlich wie der TÜV Rheinland im Fall der Brustimplantate-Firma PIP.
    Der Berliner Anwalt Jörg Heynemann ist spezialisiert auf Medizinrecht. Er vertritt Herder und 36 andere Patienten, bei denen die Hüfte gebrochen ist. Er sagt über den TÜV:
    "Tatsächlich ist er ein Türöffner, um unsichere Produkte auf den Markt bringen zu können, nur damit der Hersteller da seine Umsätze macht. Das kann man leider nicht anders sagen. Dass durch den TÜV jetzt in irgendeiner Form Sicherheit gewährt würde, denke ich, kann man vergessen. Wenn der TÜV so agiert, wie er jetzt agiert, kann man sich fragen, wozu braucht man den TÜV dann überhaupt."
    DieTÜVs bestreiten noch nicht einmal, dass die Prüfungen zu oberflächlich sind. Ihnen ist das seit dem PIP-Skandal vor gut fünf Jahren bestens bekannt. Sie bemühen sich nach eigenen Angaben sogar um eine Gesetzesänderung, damit es mehr Tests gibt. Sie fordern etwa obligatorische Stichproben bei der Fertigung. Von der EU gibt es nun deutliche Signale, dass man an einer Reform arbeitet. Den Spitzenverbänden der europäischen Krankenkassen gehen die bisherigen Reformvorschläge allerdings nicht weit genug. Sie wollen die Zulassung von Medizinprodukten generell den Behörden übertragen, so wie es bei Medikamenten bereits seit Jahrzehnten ist.
    Ein durchsichtiges Silikonkissen liegt auf einem Briefumschlag der Firma PIP.
    Der französische Hersteller PIP hat Brustimplantate mit billigem Industriesilikon gefüllt. (picture alliance / dpa / Alexandre Marchi)
    Reformen in der EU - das weiß man - dauern Jahre, manchmal Jahrzehnte. Wenn nun selbst die TÜVs die Prüfungen für zu oberflächlich halten - warum warten sie nicht, bis die Gesetze besser werden? Warum helfen sie den Medizinprodukteherstellern, Jahr für Jahr viele weitere sogenannte hochriskante Artikel auf den Markt zu bringen? TÜV Süd und TÜV Rheinland haben offenbar nicht einmal erwogen, sich aus dem Geschäftsfeld zurückzuziehen. Nur TÜV Nord hat es nach eigenen Angaben deutlich verkleinert und zertifiziert nur noch einige Produkte, zum Beispiel Herzstents. Der Vorstandsvorsitzende Guido Rettig:
    "In dem Falle ist der Schaden größer als der Nutzen in Summe und das war für uns einfach der Grund zu sagen, in dem Métier Implantate werden wir uns nicht mehr betätigen."
    Als fast ebenso heikel gilt in TÜV-Kreisen inzwischen der Finanzsektor, besonders seit dem Skandal um die Firmengruppe S&K in Frankfurt. In deren Fonds investierten auch die Brüder Hans und Peter Kaufmes aus Schellerten bei Braunschweig. Wie 10.000 weitere Anleger hatten sie sich von den Hochglanzbroschüren und dem vermeintlichen TÜV-Siegel blenden lassen. In ihren Unterlagen gibt es noch das entscheidende Papier, mit dem der Anlageberater sie überzeugt hat. Das hatte er selbst erstellt auf Grundlage der Angaben von S&K. Peter Kaufmes:
    "Ja, man sieht also da ganz deutlich, wie die Anlagen gestiegen sind, und dann steht hier oben drüber, ganz deutlich, von S&K Referenzen vom TÜV SÜD geprüft und bestätigt. Also worauf soll man noch warten, wenn man so eine Bestätigung schwarz auf weiß sieht."
    Ihren Kunden verkauften die Frankfurter Unternehmer das Geschäftsmodell so. Sie erwarben Immobilien aus Zwangsversteigerungen und veräußerten diese dann mit viel Gewinn. Die Anleger glaubten ihnen das. In Wahrheit aber hatte S&K offenbar weder so viele Häuser noch waren diese so viel wert. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat nach langen Ermittlungen jetzt Anklage erhoben. Pressesprecherin Doris Möller-Scheu:
    "Und zwar soll es so gelaufen sein, dass man zum Teil über Strohleute die quasi dem Fonds ein Grundstück verkauft haben, dieselben Leute haben dann formal das Grundstück dann wieder zu einem höheren Preis zurückgekauft, aber man hatte dann einen Umsatz fingiert."
    Die beiden Gründer der S&K-Firmengruppe, Stephan Schäfer und Jonas Köller, haben laut Anklage die Anleger um circa 240 Millionen Euro gebracht. Vor der Verhaftung stritten sie alles ab, seitdem äußern sie sich nicht mehr. Wie kamen diese dubiosen Unternehmer zu der TÜV-Bescheinigung?
    Klaus Nieding vertritt als Anwalt die Gebrüder Kaufmes aus Schellerten. Sie versuchen mit seiner Hilfe, zumindest einen Teil der 100.000 Euro zurückzubekommen. Im Verfahren gegen S&K hat Nieding auch die Rechtfertigung des TÜV Süd gehört.
    "Der TÜV hat im Fall S&K bescheinigt, dass Immobilien in einem Gesamtwert von x vorhanden sind. Er hat sich diese Immobilien dann anhand von Bilanzunterlangen von S&K nachweisen lassen und er hat auch nur bescheinigt, dass die Immobilien vorhanden sind. Er hat also nicht geguckt, sind die Bilanzunterlagen korrekt, hat man hier alles richtig verbucht, sind da möglicherweise Dinge gemacht worden, die nicht sauber sind, das alles hat der TÜV nicht getan."
    TÜV-Zeichen als Marketinginstrument
    Die Firmengruppe S&K benutzte das TÜV-Zeichen als Marketinginstrument. Der TÜV Süd dagegen sagt, S&K hätte mit der damals ausgestellten Bescheinigung nicht werben dürfen. Trotzdem ließ er sich eine Menge Geld zahlen, so die Staatsanwaltschaft Frankfurt. Pressesprecherin Möller-Scheu:
    "Wir gehen davon aus, dass circa über 90.000 Euro geflossen sind und das erscheint uns für eine reine Saldierung, die auch jeder in der Firma selbst hätte machen müssen, ja, viel zu hoch gegriffen und da ist völlig klar, es kam einfach auf diesen Stempel und diese Unterschrift an.
    Gegen Mitarbeiter des TÜV Süd ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug.
    "Wir gehen davon aus, dass das auch den Leuten vom TÜV bewusst war, die das gemacht haben, und dass sie zumindest dann in Kauf genommen haben, dass möglicherweise dieses Zahlenwerk nicht zutreffend ist bzw. auch dazu dient, andere Leute zu schädigen."
    TÜV Süd weist den Vorwurf schriftlich zurück. Von dem Betrug durch S&K habe man nichts gewusst. Und: Man habe tatsächlich nur die Immobilienan- und -verkäufe von S&K auf Grundlage bereits vorliegender Dokumente erfasst. Bislang hätten die Zivilgerichte in erster Instanz auch alle Schadenersatzklagen gegen ihr Unternehmen abgewiesen.
    Dubiose Immobilienfonds, Hüftprothesen mit Konstruktionsfehler oder Brustimplantate einer kriminellen Firma aus Frankreich - die Skandale könnten unterschiedlicher kaum sein. Doch sie haben eines gemeinsam: Die jeweiligen TÜVs haben hier mit relativ oberflächlicher Prüfungen ein gutes Geschäft gemacht, kritisiert der Wirtschaftsprofessor Michael Adams.
    "Da hat sich der TÜV auf eine schiefe Ebene begeben. Er hat seinen Auftrag, mit dem er ins Leben kann, nämlich, damals Dampfkesselexplosionen zu verhindern, an dieser Stelle verlassen. Er prüft teilweise und einige Skandale weisen darauf hin, dass das nicht immer gelingt, sondern dass es dort einen Weg zur Hölle geben kann, nämlich wenn die Gier nach Aufträgen und die Gier, dort Geld zu verdienen, größer wird als der Schutz des Vertrauens und des Lebens der Menschen, die darauf vertrauen."