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Beziehungen zu Riad
"Das saudische Königshaus ist keine einheitliche Gemengelage"

Die Erklärung der saudischen Regierung zum Tod des Journalisten Jamal Khashoggi hält der Vizepräsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Gerhard Fulda, für nicht glaubwürdig. Der gewaltsame Tod sei eine "strategische Maßnahme" gewesen.

Gerhard Fulda im Gespräch mit Christine Heuer | 20.10.2018
    Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman
    Mohammed bin Salman steht derzeit im Machtzentrum des saudischen Königshauses (picture alliance / dpa / Rainer Jensen)
    Dass der Journalist Jamal Khashoggi bei einem Faustkampf ums Leben gekommen ist, hält der Vizepräsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Gerhard Fulda, für wenig glaubwürdig. Vielmehr sei Khashoggis Tod eine "strategische Maßnahme" des saudischen Königshauses gewesen, sagte Fulda im Dlf. Das Königshaus habe damit versucht, die internen Machtverhältnisse zugunsten des Familienzweiges der Sudeiri auszubalancieren. Die Tat offenbare den Charakter des saudischen Herrschaftsystem als absolute Monarchie. Fulda sagte, er habe keine andere Erklärung für den Fall Khashoggi, als dass es "strategisch zu Mord und Totschlag" gekommen sei.
    Man müsse im Umgang mit Saudi-Arabien überlegen, was Deutschland an der Region wichtig sei und welche Grenzen man ziehen wolle, sagte Fulda weiter. Es sei an der Zeit, sich in der Saudi-Arabien-Politik von den USA und Israel abzugrenzen, besonders mit Blick auf die Beziehungen zu Iran. Es gebe eine Dreiecksachse zwischen Saudi-Arabien, Israel und den USA, die einen Konflikt mit dem Iran vorbereite, sagte Fulda. Das sei nicht in Deutschlands Interesse.
    Vor diesem Hintergrund müsse man auch die Rüstungsexporte prüfen, forderte Fulda. Die internationale Staatengemeinschaft reagierte auf den Fall Kashoggi sehr streng, stellte Fulda weiter fest. Das spiele eine wichtige Rolle, da der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman auch innerhalb seiner Familie viele Gegenspieler hätte. Das Königshaus sei keine einheitliche Gemengelage, so Gerhard Fulda.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.