Freitag, 19. April 2024

Archiv


Biffy: Big friends for youngsters

Wir sind öfter auf den Spielplatz gegangen, ins Kino, und ins Schwimmbad, weil Mama wasserscheu ist, ins Wasser geht sie eigentlich nie.

Von Jacqueline Boysen | 13.08.2004
    Wenn Rene aufgeregt erzählt, was er mit seinem Paten David erlebt, nickt seine Mutter schmunzelnd:

    Da hat Rene vollkommen recht, ich bin nicht so eine Wasserratte, von daher ist es eigentlich optimal, dass David das gern mit Rene macht.

    Vera Götting und ihr neunjähriger Sohn sprechen nicht etwa von einem Taufpaten. Sie haben den selbst kinderlosen David Althammer über eine unabhängige Berliner Patenvermittlung kennen gelernt, über "Biffy: Big friends for youngsters". Helmut Becker ist Mitinitiator des vor dreieinhalb Jahren entwickelten Projekts:

    Die Grundidee ist, dass sich Erwachsene und Kinder begegnen und über eine Zeit von mindestens einem Jahr unterschiedliche Dinge machen, Spaß haben und die Welt des Kindes erweitern, in andere Welten kommen, aber eben spielerisch.

    Helmut Becker und sein Paten Kind Vinosanth gehen tatsächlich spielerisch miteinander um, dabei hatten die tamilischen Eltern des neunjährigen Jungen ein ernstes Anliegen, als sie für ihre beiden Söhne über Biffy Paten suchten. Sie wollten den Jungen die Integration in der fremden Kultur und Gesellschaft erleichtern - ein Motiv für die Patenvermittlung, erklärt Biffy-Patin Stephanie Jaeckel:

    Die Idee ist dann eben auch, dass fremde Erwachsene etwas anderes in die Familie bringen, einen anderen Lebenshintergrund.
    Die meisten der Erwachsenen, die Biffy ihre Dienste als Paten anbieten, seien kinderlos oder Eltern inzwischen erwachsener Kinder und zwischen 30 und 40 Jahren alt, die Patenkinder sind in der Regel sieben, wenn ihre oftmals allein erziehenden Väter oder Mütter sich von Biffy-Mitarbeiterin Sabine Schepp einen Patenbewerber vorschlagen lassen:

    Sie müssen Gelassenheit mitbringen, auch dürfen sie nicht die Kinder erziehen oder irgendwo hinbiegen wollen, das ist das Wichtigste.

    Obgleich Biffy versucht, den jeweiligen Bedürfnissen von potenziellen Paten und Patenkindern gerecht zu werden und den Erwachsenen auch ein Mentorentraining bietet, blieb zum Beispiel Stephanie Jaeckel die Welt ihres ersten Patenkinds, der Tochter einer allein erziehenden Mutter, fremd:

    Die Mutter wünschte sich dringend eine andere Bezugsperson, aber dann war es auch die Angst, das Kind weg zu geben. Und es war für mich auch neu, wie komme ich mit einer Zehnjährigen zurecht. Und dann sind wir ins Kino und ich esse leidenschaftlich gern Schokolade, dann macht sie die Packung auf und liest: Alkohol, da ist Alkohol drin. Und ich bin im Boden versunken, um Himmels Willen, jetzt gibst Du dem Kind auch noch Alkohol, es gab so Momente, wo ich schon verunsichert war, als Tante.

    David Althammer und sein Patenkind Rene gehen sichtlich vertraut miteinander um.

    Kennen gelernt haben wir uns bei einer Tea-Time, Teetrinken, und dann erste Treffen zum Beschnuppern und kennen gelernt beim Kicker, genau, Tischfußball. Und das hat mich auch fasziniert, wie viel das bewirkt, nur Zeit zu schenken, nur Dasein, ist die halbe Miete.

    Renes Mutter aber erinnert sich, wie groß die Vorbehalte in ihrer eigenen Familie gegenüber dem Paten anfangs waren.

    Natürlich, man vertraut erst mal jemand Fremdes das Kind an, aber dann, kam auch so: Mein Gott, welche Ausdauer. Ich fühlte mich da auch beäugt, aber dann auch im positiven Sinn, beim Verabschieden, kam so: Kinderbändiger, weil sie den Rene noch nie so brav gesehen haben, also nicht brav, ruhig. Und als Rene aus den Ferien kam, hat er erzählt, wie toll es war und dann gleich gefragt, wann sehe ich David. Ich habe auch drauf bestanden, dass die sich jede Woche sehen und jetzt ist es einfach so, David gehört in sein Leben. - Ja bei mir ist das auch so, er gehört dazu.