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Big Brother im Supermarkt

Die Verbreitung von Radio Frequency Identification (RFID), der automatischen Datenübertragung mittels Funketiketten, schreitet mit großen Schritten voran. Der Weg von Waren lässt sich so mit geringem Arbeitsaufwand von der Produktionsstätte bis zum Endverbraucher verfolgen. Die Anbieter der Funketiketten, wie SAP, Infineon oder Siemens, investieren kräftig in den neuen Markt und werden dabei vom Bund unterstützt, durch öffentliche Mittel zur Grundlagenforschung.

Von Thomas Ratzke und Matthias Becker | 08.10.2006
    Ein gewöhnlicher Einkauf im Supermarkt. Der Kunde legt seine Waren auf das Laufband, die Kassiererin zieht sie über den Scanner. Per Laser wird der Barcode, die digitale Kennung der Ware, gelesen und mit einem Piep-Ton bestätigt. Diese jedem bekannte Szene könnte bald der Vergangenheit angehören.

    RFID heißt die Technik, die eine Revolution in den Supermärkten auslösen könnte. RFID, das steht für Radio Frequency Identification, für die Identifikation einer Ware mittels Funk. Anstatt eines Barcodes trägt die Flasche Wein künftig einen Chip, dessen Informationen auch über eine Entfernung von mehreren Metern mittels einer Antenne gelesen werden können. Dadurch wird der Kontakt mit dem Scanner überflüssig, die Kassiererin ebenso.

    Supermarktketten testen bereits die vollautomatische Kasse. Der Käufer schiebt seinen Einkaufswagen nur noch an einem Lesegerät vorbei, der Preis wird automatisch von seiner Kundenkarte abgebucht. Personal ist nur für den Notfall vorgesehen.

    Der so genannte Supermarkt der Zukunft ist noch weit entfernt, doch die RFID-Technologie bietet bereits vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Nicht nur Preisinformationen können via Funk übermittelt werden, auch der genaue Ort der Ware ist so zu ermitteln und kann auf einem Bildschirm dargestellt werden. Diese Einsatzmöglichkeit von RFID hat der Berliner Rechtsanwalt Axel Bartsch schon vor fünf Jahren für seine Kanzlei entdeckt.

    "Wir sind auf diese Idee gekommen, weil wir zunächst einmal plötzlich das Problem hatten, dass wir Akten immer gesucht haben, und haben uns deshalb darum gekümmert ein System zu finden, welches Akten lokalisiert."

    Begeistert führt der Rechtsanwalt vor, wie RFID den Arbeitsalltag in seiner Kanzlei erleichtert. Auf seinem Schreibtisch steht ein Lesegerät, das die Akten in den Regalen identifiziert und lokalisiert.

    "Ich gehe mal hier auf eine Liste, habe jetzt eine Akte und drücke auf "Finden" und bekomme jetzt hier einen Lageplan ausgebracht, und dort wo, die Akte liegt, das ist also hier im Aktenschrank, da blinkt das denn auf. Und ich kann jetzt auch feststellen seit wann oder welche Akten dort liegen. Und diese Suchfunktionen, die gehen über beliebig viele Etagen, sogar standortübergreifend in ganz Deutschland oder der ganzen Welt. Immer vorausgesetzt, die Systeme sind in irgendeiner Weise verbunden, übers Internet oder wie auch immer. Ich kann zum Beispiel in Berlin feststellen, wo in einer Kanzleifiliale in München eine Akte sich befindet und kann dann ganz gezielt die Mitarbeiter anrufen."

    Das Prinzip ist denkbar einfach: Bartsch hat seine Akten mit sogenannten RFID-Transpondern ausgestattet, das sind kleine Chips mit Antenne. Sie sind so groß wie ein Stecknadelkopf und flach wie eine Briefmarke und können auf jedem beliebigen Gegenstand angebracht werden.

    Schon bald wird diese Technologie Einzug in unser Leben halten. Durch die Kommunikation zwischen Transpondern und Lesegeräten wird nachvollziehbar, wo sich ein Gegenstand jetzt in diesem Moment befindet, wo er vorher war, und wer mit ihm zu tun hatte. Und genauso können auch Menschen, wenn sie etwa eine Chipkarte bei sich tragen, eine digitale Spur hinterlassen.

    Manche RFID-Systeme können noch mehr: sie sind mit Sensoren ausgestattet, die zum Beispiel Buch führen über die Temperatur, denen der Gegenstand ausgesetzt ist. Im Unterschied zu dem bisherigen Barcode werden Waren und Maschinen durch RFID eindeutig identifiziert. Der Weg eines einzelnen Produkts, beispielsweise einer Flasche Wein, lässt sich nun von der Herstellung bis zum Verbraucher nachvollziehen. Und sogar darüber hinaus, wenn die Daten nicht gelöscht werden.

    Manche Experten sprechen schon von einem "Internet der Dinge", das im Entstehen sei. Unsere Umgebung wird Informationen bereitstellen, sie wird interaktiv und Datenverarbeitung allgegenwärtig - gerade für Industrie und Handel eine faszinierende Aussicht. Stefan Heng, Experte für neue Medien vom Forschungsinstitut der Deutschen Bank, schätzt, dass in vier Jahren mit Transpondern und Lesegeräten 22 Milliarden Euro umgesetzt werden. Zum Vergleich: 2004 waren es nur 1,5 Milliarden.

    "Die Ausgangsbasis war die Feststellung, dass der RFID-Markt von zwei Haupttreibern vorangetrieben wird. Das ist zum einen die innere Sicherheit, also die Staaten drängen da ganz stark darauf, RFID zu verwenden, aber es ist eben auch die Industrie und der Einzelhandel."

    Noch sind es vor allem staatliche Stellen, die in die computergestützte Funkidentifikation investieren, der größte Auftraggeber ist das amerikanische Militär. Demnächst wird die Technik zum Beispiel bei Passkontrollen eingesetzt werden. Aber immer mehr private Unternehmen entdecken die Möglichkeiten der neuen Technologie.

    Denn wer weiß, wo sich seine Waren gerade befinden, kann Schwund und Lagerkosten senken. Bei wertvollen Waren könnten die Chips Fälschungen zumindest erschweren, meinen Experten. Vor allem aber sollen sie Kosten senken: Weil die Datenerfassung automatisiert wird, sinkt der Arbeitsaufwand. Das hat mittlerweile sogar der Vatikan erkannt, sagt Stefan Heng:

    "Der Vatikan stattet seine Bibliothek mit RFID - Chips aus und schafft es dann, statt einem Monat Inventur die gleiche Inventur in weniger als einem Tag durchzuführen, und das ist doch schon fantastisch."

    Ob in der industriellen Produktion, der Lieferung oder im Einzelhandel, in immer mehr Bereichen wird RFID verwendet. Die Fleischindustrie kennzeichnet Schlachtvieh damit, am Hamburger Hafen werden Container automatisch erfasst, Krankenhäuser kontrollieren, ob die richtigen Medikamente an die Patienten ausgegeben werden. Eine Entwicklung, die auch Ängste weckt.
    "Auf der anderen Seite gibt es auch Beispiele, die sehr gruselig wirken. Wenn Sie die Sicherheitsfirma in den USA nehmen, die von ihren Angestellten freiwillig - freiwillig in Anführungszeichen - verlangt, dass sie subkutan, also unter die Haut, RFID - Chips implantieren, um die Kontrollwege abzubilden, genauso die Disko in Spanien, die praktisch als Kundenkarte den subkutanen Chip hat, das sind schon sehr gruselig wirkende Beispiele."

    Dabei geht es nicht nur um Datenschutz und Verbraucherrechte. Die Utopie der menschenleeren Fabrik, in der Roboter statt Menschen tätig sind, kehrt heute in der Logistik wieder. Ohne menschliches Zutun sollen die Produkte ihren Weg finden. Ein Paket wird in einem Zwischenlager angeliefert, meldet automatisch seine Ankunft und seinen Bestimmungsort. Eine Datenbank ermittelt den nächsten Transport zur Zieladresse und veranlasst die fristgerechte Verladung. Just in time, entsprechend der Nachfrage.
    Am Ende Lieferkette kann maschinell erfasst werden, wenn Waren knapp und neue geordert werden. Produktion und Logistik werden flexibler, können stärker als bislang an die Nachfrage angepasst werden.

    Noch ist die "selbststeuernde Logistik" allerdings Fantasie. Eine ganze Reihe von Problemen steht heute dem flächendeckenden Einsatz im Weg. Es fehlen nicht nur einheitliche Frequenzen zum Auslesen der Chips, sondern auch eine gemeinsame Computersprache, ein gemeinsamer Code. Die Standardisierung durch den so genannten Electronic Product Code, kurz EPC, mit dem irgendwann Hersteller und Händler weltweit Produktdaten austauschen sollen, kämpft trotz jahrelanger Arbeit immer noch mit großen Problemen.

    Das liegt nicht am nationalen Eigensinn. Gerade weil mit Software und Lesesystemen für RFID riesige Gewinne winken, konnten sich die Hauptkonkurrenten wie Microsoft, Intel und IBM bisher nicht auf einen Standard einigen. Diese Unsicherheit bremst die flächendeckende Einführung. Patrick Hartmann ist beim Softwarehersteller SAP für Logistiksysteme zuständig.
    "Das Thema ist immer: haben Sie einen offenen oder einen geschlossenen Geschäftskreislauf, also beispielsweise in einem Transportbehälterszenario, zirkulieren diese Transportbehälter intern in Ihrem Unternehmen oder gehen sie nach außen über mehrere Geschäftspartner hinweg in einer Lieferkette. Spätestens wenn Sie in einem offenen System arbeiten über mehrere Supply-Chain-Partner hinweg, brauchen Sie einen gemeinsamen Standard, den jeder Partner versteht."

    Deshalb ist RFID bisher in der Regel auf den Einsatz innerhalb einzelner Unternehmen beschränkt. Auch technisch klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Besonders Flüssigkeiten und Metalle machen den Funkwellen zu schaffen. Das größte Problem aber sind die Computerprogramme, die mit der RFID-Informationsflut zu kämpfen haben. Statt in Echtzeit Auskunft zu geben, rechnen sie häufig so lange, bis die Ware längst weitertransportiert wurde.

    Die drei größten deutschen Postunternehmen setzen auch im Jahr 2006 weiterhin auf den guten alten Barcode. Das Maschinenbauunternehmen Böwe, Bell & Howell stellt Hochleistungskuvertiersysteme unter anderem für die Deutsche Post her. Für den Leiter der Entwicklungsabteilung des hessischen Unternehmens Gregor Schlinger ist RFID noch nicht ausgereift:

    "Immer dann, wenn wir mit Radiowellen arbeiten, wird diese Störquelle vorhanden sein. Und in 20, 30 Jahren noch mehr als heute. RFID ist sehr stark abhängig von der elektromagnetischen Verträglichkeit. Und genau in diesem Maschinenbereich haben wir sehr viel Metall außen rum. Man muss immer unterscheiden zwischen Leserate und Fehlerrate. Solange die Fehlerrate nicht null ist, werden wir das System auch nicht einsetzen."

    Auch auf der Seite der Kunden bestehen Vorbehalte. In den USA gibt es eine regelrechte Boykottbewegung gegen die "Schnüffelchips". Der Bundesstaat Kalifornien will die RFID-Betreiber auf strenge Datenschutzauflagen verpflichten. Europäische Hersteller warnen derweil vor zuviel Datenschutz und einer "Überregulierung" des Marktes. Bernd Weismann, Leiter des Referats Informationsgesellschaft im Bundeswirtschaftsministerium, rät, die Ängste der Bürger ernst zu nehmen:

    "Denn letztlich geht es um Akzeptanz neuer Technologien. Und wenn die Bürger sich nicht besonders gut fühlen und das Gefühl haben, sie wissen nicht ganz genau, was mit Daten über sie geschieht, dann werden sie diese Technologie ablehnen. Und man kann solche Technologie nicht gegen den Willen der Bürger und der Verbraucher einführen. Ich denke, man muss mit allen Beteiligten gemeinsam reden, welche auch ökonomisch sinnvollen Lösungen es gibt."

    Wie gefährlich RFID für den Datenschutz wirklich ist, ist umstritten. Einige Supermärkte experimentieren mit individuellen Profilen ihrer Kunden. Frank Rosengart vom Chaos Computer Club beschäftigt sich schon seit langem mit der neuen Technologie.

    "Wenn Herr Müller erst einmal an der Eingangstür identifiziert worden ist, dann habe ich erst mal sein Kaufprofil, das heißt ich kann ganz gezielt Angebote unterbreiten, ich weiß, ob Herr Müller viel Geld oder wenig Geld hat. Der Handel behauptet, dass man zum Beispiel vergammelte Ware leichter verfolgen kann, dass man die Garantiegewährleistungsabwicklung einfacher gestalten kann. Das halte ich aber für vorgeschoben."

    Gerade der wesentliche Vorteil - der Weg eines Gegenstands kann lückenlos nachvollzogen und mit anderen Informationen verknüpft werden - bedeutet, dass der "gläserne Kunde" näher rückt. Viele Datenschützer fordern, dass die funkidentifizierbare Ware zumindest als solche gekennzeichnet wird. Außerdem soll es möglich sein, die Etiketten nach dem Kauf zu deaktivieren. Aber auch danach sind die Chips über ihre laufende Nummer identifizierbar und können mit Daten verknüpft werden, die anderenorts gespeichert sind.

    Groß sind aber nicht nur die Risiken der neuen Technik, sondern auch die Möglichkeiten, Geschäftsprozesse zu optimieren und Schwund und Lagerhaltungskosten zu senken. Vor allem aber sollen Personalkosten eingespart werden. Ulrich Dalibor, Einzelhandels-Experte der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

    "Die Zahl der Kassenarbeitsplätze ist sehr hoch. In jedem Outlet gibt es einen oder mehrere Kassenarbeitsplätze. Und wenn ich auf der anderen Seite sehe, wer sich RFID leisten kann, also die Einführung der Technik, das kann natürlich nicht Tante Emma, von der es natürlich auch immer weniger gibt. Die großen Handelskonzerne, wenn es erfolgreich wird, werden sie es umsetzen, und dann wird es eine erhebliche Zahl von Arbeitsplätzen betreffen."

    Diese Einschätzung des Gewerkschafters deckt sich mit der von Stefan Heng von der Deutschen Bank.

    "Allerdings werden wir bestimmt im Einzelhandel eine Revolution sehen, wir werden weniger Kassierer sehen, ganz klar, aber es ist wie überall in Deutschland: die Stärken von Deutschland liegen nicht bei den Geringqualifizierten. Die Hoffnung ist, über die Entwicklungsingenieure im Mehrrundeneffekt auch wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen."

    Diese Hoffnung teilt auch die Bundesregierung. Mit Fördergeldern von bis zu 70 Millionen Euro in diesem Jahr für RFID will sie den Technologievorsprung Deutschlands sichern. Etwa 30 Millionen davon fließen in die Grundlagenforschung, 40 in anwendungsorientierte Projekte. Bernd Weismann:

    "Wir haben viele hoch entwickelte Industrien. Es gibt Maschinenbau, zum Beispiel Automobilbau, in allen diesen Feldern ist die neue Technologie gut einsetzbar, sie muss natürlich auch sicher sein. Durch den Einsatz solcher Technologien entstehen wieder an anderer Stelle wieder andere Arbeitsplätze. Es werden möglicherweise mehr Umsätze gemacht. Da sind wir immer recht optimistisch."

    Wie viele Stellen durch RFID entstehen, wie viele vernichtet werden - kaum jemand wagt eine Prognose. Ulrich Dalibor von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi schätzt die Risiken höher ein, sieht aber kaum Chancen, den Prozess aufzuhalten. Er setzt stattdessen auf Qualifikation.

    "Wir sind schon lange keine Maschinenstürmer mehr. Wir müssen also unsere Kolleginnen und Kollegen darauf vorbereiten, wir müssen Unternehmen bitten, nötigen, zwingen oder überzeugen, Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen, damit Leute, die heute nur an der Kasse arbeiten können - so etwas gibt es - morgen auch in anderen Bereichen tätig sein können."
    Bisher sind es, neben Softwareproduzenten wie SAP, die großen Handelsgesellschaften, die auf die schnelle und übergreifende Einführung von RFID drängen: die Metro-Gruppe, die englische Supermarktkette Tesco oder der weltgrößte Einzelhändler, der amerikanische Wal-Mart-Konzern. Sie könnten mit der neuen Technologie viel Geld sparen. Manche ihrer Lieferanten dagegen blieben gerne beim bewährten System. Die Umstellung auf RFID bedeutet besonders für kleinere Zulieferer eine große Investition.

    Ihr ganzes Potential wird die Technik ohnehin erst entfalten, wenn jede Einzelware und nicht nur Paletten ausgezeichnet und mit einem gemeinsamen Standard ausgelesen werden können. Das ist bislang schlicht zu teuer, sagt der RFID - Experte Karlheinz Bock vom Münchner Fraunhofer-Institut.

    "Es ist im Moment so, dass etwa 900 Millionen RFID im letzten Jahr hergestellt worden sind, es geht auf die erste Milliarde zu pro Jahr, dann ist das im Vergleich zu den Jahren davor doch eine beträchtliche Steigerung. Wenn Sie den derzeitigen Preis der RFID bei Massenbestellung von unter zehn Eurocent sehen, dann ist das ein ganz deutliches Zeichen, denn der lag vor einem Jahr noch bei 20 bis 25 Eurocent. Diese Welle ist gerade am Entstehen. Wenn dann also Milliardenweise und vielleicht dann im Zehnermilliardenbereich RFIDs eingesetzt werden, dann ist es soweit, dass einzelne Produkte auch mit der RFID ausgestattet sind."
    Noch ist der herkömmliche Barcode deutlich billiger, noch lohnen sich die neuen Chips, die mit einer Batterie ausgestattet sind, nur für wertvolle Güter. Deshalb lässt der Durchbruch von RFID, der in der Vergangenheit schon häufiger prophezeit wurde, noch auf sich warten.

    Viele Unternehmer scheuen die Investition, weil sie fürchten, auf das falsche Pferd zu setzen, sagt Gregor Schlinger vom Maschinenbaukonzern Böwe, Bell & Howell:

    "Bis sich das bei Produktionsgütern, wir stellen 100 Maschinen im Jahr her. Das rentiert sich nicht. Das ist viel zu aufwendig, da kommen wir mit herkömmlichen Mitteln wesentlich besser zurecht."

    Der Berliner Rechtsanwalt Axel Bartsch dagegen hat gute Erfahrungen gemacht. Er arbeitet seit fünf Jahren mit der neuen Technik. Eine Investition, die sich ausgezahlt hat, wie er versichert:

    "Die Kosten eines solchen Systems sind, wenn man das im Leasing nimmt, ganz deutlich geringer als eine halbe Arbeitstunde im Monat. Jede Mitarbeiterin kostet mit Lohnnebenkosten deutlich mehr, wenn sie dann noch die Urlaubszeit reinrechnen. Wenn sie nur eine einzige Arbeitsstunde oder weniger sparen, dann hat sich dieses System bereit amortisiert."

    Noch bietet RFID ein widersprüchliches Bild: übersteigerte Erwartungen einerseits, Skepsis andererseits. Die Prognosen, wann auch Waren mit geringem Preis mit RFID ausgezeichnet werden, schwanken zwischen 2 und 20 Jahren, und die Einführung wird sicher in manchen Bereichen länger als in anderen dauern. Noch einmal Stefan Heng von der Deutschen Bank:

    "Es wird unterschiedliche Systeme für unterschiedliche Anwendungen geben. Wir sehen es im Moment schon, RFID ist kein System von der Stange, man muss immer sehr genau gucken, was möchte ich mit RFID erreichen, und da sind die meisten Fehler im Moment, dass man versucht, ein standardisiertes System einfach zu installieren, und das geht dann bei den meisten Unternehmen schief."

    Noch ist unklar, wie schnell das elektronische Netz geknüpft wird. Noch wird heftig gerungen um technische Standards, um Datenschutz und nicht zuletzt um die Gewinne der Zukunft. Es liegt in den Händen der Politik, und auch der Konsumenten, Regeln für die Nutzung festzulegen. Denn es ist nicht die Frage, ob RFID unser Leben verändern wird - die Frage ist, wann.