Bildergalerie: Deutscher Karikaturenpreis 2018"Vorsicht, Heimat!"
Die Sieger des 19. Deutschen Karikaturenpreises stehen fest: Greser & Lenz gewinnen den "Geflügelten Bleistift in Gold" für ihren Blick auf Terrorangst, Silber für die Gesamtleistung geht an Til Mette und Silber für besondere Leistungen an Hauck & Bauer. Beste Newcomerin ist Sabine Winterwerber. Hier sind ihre Karikaturen.
- Heribert Lenz (l.) und Achim Greser (r.) sind die Sieger des Deutschen Karikaturenpreises 2018 (dpa / Boris Roessler)
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"Vorsicht, Heimat!" - so lautete das zeitgemäße Motto des Deutschen Karikaturenpreises 2018. Bereits zum 19. Mal wurden am 11. November in Bremen die vom "Weserkurier" und der "Sächsischen Zeitung" ausgelobten "Geflügelten Bleistifte" an die Gewinner verliehen. Prämiert wurden die Interpretation des Themas, die Originalität der Idee und die zeichnerische Souveränität. Das sind die Sieger des Jahres:
"Geflügelter Bleistift in Gold" - Achim Greser und Heribert Lenz mit "Hasenzüchter"
Der beste Einzelbeitrag des Wettbewerbs - verliehen für das Werk, das nach Ansicht der Jury sowohl das Wettbewerbsmotto besonders originell und eigenständig interpretiert als auch künstlerisch-stilistisch herausragt.
(Deutscher Karikaturenpreis)Jurybegründung: Eine typische deutsche, spießige Szene: die Vereinsmeisterschaft der Hasenzüchter in Schmerlenbach. Auch hier scheint die deutsche Idylle offensichtlich bedroht, ist die heimatliche Atmosphäre gestört. Ein Fremder ist in die Reihen getreten und gewinnt den zweiten Platz. Doch glücklicherweise ist der erste Platz in deutscher Hand und man kann die Schadenfreude gerade so verbergen. Noch ist alles beim Alten. Aber wie denkt der Zweitplatzierte? Lauert die islamistische Bedrohung inzwischen überall?
Das fragen sich die "FAZ"-Zeichner Achim Greser und Heribert Lenz und lassen uns mit der Problematik alleine. Der Betrachter darf selbst denken, die Szene spiegelt den Zeitgeist wider, ist explosiv und bekommt von der Jury den ersten Platz, den "Geflügelten Bleistift in Gold".
Für "Hasenzüchter" wurden Achim Greser und Heribert Lenz mit dem Geflügelten Bleistift in Gold ausgezeichnet (Deutscher Karikaturenpreis / Greser & Lenz)
Achim Greser und Heribert Lenz arbeiten seit ihrem gemeinsamen Grafikstudium zusammen - seit über 30 Jahren veröffentlichen sie ihre Karikaturen im Satiremagazin "Titanic". Auch in der "FAZ.", dem "Stern" und dem "Spiegel" sind ihre Arbeiten regelmäßig zu sehen. Ihr Motto: "Jeder Krieg hat seine Opfer, das gleiche gilt für den guten Witz."
"Geflügelter Bleistift in Silber" - Gesamtleistung - Til Mette mit "Heimat", "Zukunft" und "Deutsch"
Die beste Beitrags-Serie des Wettbewerbs - verliehen für die Gesamtheit der Einreichungen eines Künstlers, die das Motto besonders originell, vielfältig und in gleichbleibend hoher inhaltlicher und künstlerischer Qualität interpretieren.
Jurybegründung: (Deutscher Karikaturenpreis) Scheinbar infantil liegen, sitzen oder stehen seine Witzfiguren mitten in aussichtslosen Situationen und neigen zu alltäglicher Peinlichkeit, die Mette kurz vor dem endgültigen Tiefpunkt stoppt. Das ist seine Gag-Methode, die großen Spaß macht. Er zeichnet Zwischenwelten, weil in der Welt ja immer etwas dazwischen kommt. Zum Beispiel Heimatgefühle, die oft genug komisch sind und auf seinen Blättern mehrfach scherzhaft ausbrechen. Er schlägt hart in die Wunden der Gegenwart, lachhaft schräg und erkenntnisreich. Deshalb bekommt er von der Jury den "Geflügelten Bleistift" für die Gesamtheit seiner eingereichten Arbeiten, die sich konsequent hinterdenklerisch in den Vordergrund drängen.
Die Karikatur "Zukunft" von Til Mette (Deutscher Karikaturenpreis / Til Mette)
Gotthard-Tilmann Mette, bekannt als Til Mette, wurde 1956 in Bielefeld geboren und studierte Geschichte und Kunst in Bremen. Er widmet sich meist aktuellen Themen aus Gesellschaft und Politik, die in der "TAZ Bremen", dem "Weser Kurier" und seit 1995 im Wochenmagazin "Stern" veröffentlicht werden.
"Geflügelter Bleistift in Silber" – Besondere Leistung – Elias Hauck und Dominik Bauer für "Fremdenfeindlichkeit"
Dieser Preis ehrt den besonderen Aspekt einer einzelnen oder aller Einreichungen eines Künstlers. Die Bewertungskriterien können sowohl inhaltlicher als auch künstlerischer Natur sein, werden von der Jury festgelegt und mit der Preisvergabe gesondert begründet.
(Deutscher Karikaturenpreis)Jurybegründung: Hauck & Bauer schaffen mit ganz wenig ganz viel: Ihr reduzierter Strich ist skizzenhaft und behält dadurch seine wunderbare Dynamik, Spontanität und Lebhaftigkeit. Keine Farben, lediglich diese Linie mit ganz viel Persönlichkeit, eindeutige Wiedererkennbarkeit, Konzentration auf das Wesentliche. Diese Bildsprache verschmilzt auf perfekte Weise mit ihren Inhalten, ihrem Humor und ihrer Intention. Mehr als schnöde Bildwitze; philosophisch, scharfsinnig, unverschämt, bösartig, aussagekräftig, intelligent, frech und lustig. Die Zeichnung "Fremdenfeindlichkeit" stellt das grandios unter Beweis. Weniger ist mehr bei Hauck & Bauer, auf höchstem Niveau, obwohl sie zu zweit sind – und dafür gib es den Sonderpreis der Jury.
Der Sonderpreis geht im Jahr 2018 an den Zeichner Elias Hauck und den Texter Dominik Bauer (Deutscher Karikaturenpreis / Hauck & Bauer)
Elias Hauck und Dominik Bauer kennen sich seit ihrer gemeinsamen Schulzeit. Hauck zeichnet und Bauer schreibt die Texte für ihre Comics und Karikaturen. Ihre Arbeiten erscheinen regelmäßig in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dem Satiremagazin "Titanic", "Cicero" und auf den Satireseiten "SPAM" von "Spiegel Online".
"Sonderpreis für den besten Newcomer" – Winterwerber mit "Dorfgespräche"
Der beste Einzelbeitrag eines Newcomers nach den Bewertungskriterien des "Geflügelten Bleistiftes in Gold". Zu den Newcomern zählen alle Teilnehmer, die in den vergangenen drei Wettbewerbsjahren erstmals teilgenommen und bislang kaum oder nur mit vergleichsweise geringer Reichweite veröffentlicht haben.
(Deutscher Karikaturenpreis)Jurybegründung: Die Karikatur "Dorfgespräche" überzeugte die Jury mit der kürzesten provinziellen Dialoggrußformel überhaupt. Das sogenannte Gespräch findet zwischen den beiden Frauen statt; der Mann schweigt. Wer sich bei diesem Setting nicht daheim fühlt, hat kein Herz. Die Bildunterschrift schließlich bezeugt, dass selbst inhaltsloses Geschwätz zu heimatlichem Zusammenhalt führen kann.
Sabine Winterwerbers Karikatur "Dorfgespräche" (Deutscher Karikaturenpreis / WINTERWERBER)
Sabine Winterwerber stammt aus dem Westerwald. Über ihre Motivation, Cartoons zu zeichnen, sagt sie: "Cartoons zeichne ich nach jeder Sommerakademie für komische Kunst leidenschaftlicher aus (selbst-)therapeutischen Zwecken und für alle, die meinen Humor mögen."
Eine Auswahl der weiteren Wettbewerbsbeiträge:
Katharina Greve: "Wohnraummangel" (Deutscher Karikaturenpreis / Katharina Greve)
Marco Finkenstein: "Ist das etwa Deutschland?" (Deutscher Karikaturenpreis / Marco Finkenstein)
adam: "Schäferhund" (Deutscher Karikaturenpreis / adam)
Miguel Fernandez: "Meeting" (Deutscher Karikaturenpreis / Miguel Fernandez)
Uli Döring: "Diesel" (Deutscher Karikaturenpreis / Uli Döring)