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Bildungsgipfel-Denkzettel: Die Hochschulen

Am Mittwoch, da wird es ernst beim Bildungsgipfel in Dresden. Von der frühkindlichen Bildung bis zur Hochschulfinanzierung, von den Schulen bis zum lebenslangen Lernen soll da so ziemlich alles verhandelt werden, was sich unter dem Bildungsbegriff zusammenfassen lässt. Bei "Campus & Karriere" gibt es schon mal "Denkzettel" für die Verantwortlichen.

Von Armin Himmelrath | 20.10.2008
    Eigentlich hatte sich Mareike Viehöfer auf die Uni gefreut. Doch ihre Studienlust erhielt schnell einen Dämpfer: Komplizierte Bewerbungsverfahren, Berichte von überfüllten Seminaren, unklare Berufschancen nach der Einführung der neuen internationalen Abschlüsse Bachelor und Master - die 19jährige war eigentlich schon bedient, bevor sie überhaupt angefangen hatte.

    "Also, ich find das total kompliziert. Auf den Seiten im Internet, da klickt man rum und findet ständig irgendwelche neuen Sachen und findet die auch nicht mehr wieder. Also, ich find's total verwirrend, ehrlich gesagt."

    Ihre Kommilitonin Nicole Scheibelhut macht unterdessen Erfahrungen mit ganz anderen Schwierigkeiten. Ihr Problem: Sie hatte nach dem Abitur eine Ausbildung als biologisch-technische Assistentin abgeschlossen - und musste dann feststellen, dass die Zeitabläufe in der freien Wirtschaft und an den Hochschulen nicht unbedingt gut zusammen passen.

    "Ich weiß halt gar nicht genau, wann ich jetzt Bescheid bekomme, was halt ein bisschen dämlich ist, weil ich einen Beruf habe, und man steht dann halt... man muss halt ein bisschen in den blauen Dunst hinein kündigen, und das ist halt nervig. Ich weiß halt, Leute aus meinem Abi-Jahrgang, die haben erst im August Bescheid bekommen, Kündigungsfristen sind dann gar nicht einzuhalten, und ich glaub, ich werd' mich mehr oder weniger überraschen lassen müssen."

    Dabei sollten die Hochschulen ihre Studierenden eigentlich wie Kunden behandeln und mit gutem Service und guter Ausbildung überzeugen - so versprechen es jedenfalls die Wissenschaftspolitiker seit Jahren. Diesen Mentalitätswandel können sie beim Bildungsgipfel zwar nicht auf die Tagesordnung setzen, wohl aber die Forderung nach einem klaren Plus bei den Hochschul-Ausgaben. Wie viel da gebraucht wird?

    "Für den Hochschulbereich in den nächsten Jahren 5 mal 2,6 Milliarden Euro, also 13 Milliarden Euro insgesamt."

    So beziffert Margret Wintermantel, die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, die benötigte Summe. NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart hat zusammen mit seinen Ressortkollegen in den anderen Bundesländern vier Bereiche benannt, für die das Geld vor allem benötigt wird.

    "Wir wollen mit Blick auf den doppelten Abiturjahrgang an den Hochschulen 160 000 zusätzliche Studienanfängerplätze allein in Nordrhein-Westfalen schaffen, das ist ein riesiger Kraftakt, und hierzu erwarten wir eine hälftige Ko-Finanzierung durch den Bund."

    Bundesweit sollen bis zum Jahr 2020 sogar 270.000 neue Studienplätze entstehen, um auch dauerhaft die Akademikerrate in Deutschland zu erhöhen.

    "Das zweite ist, dass wir die Exzellenz-Initiative fortsetzen wollen, die unseren Hochschulen sehr viel Schwung gegeben hat und auch internationale Anerkennung. Das Dritte ist, dass wir den Pakt für Forschung brauchen, weil wir auch die Forschungsleistungen verbessern müssen, Spitzenforschung stärken müssen in Deutschland, und der vierte Punkt ist mir persönlich ganz besonders wichtig: Ich möchte, dass wir schaffen, dass nicht nur zwei Prozent unserer Studierenden ein Begabungsstipendium in Deutschland erhalten, sondern schrittweise bis zu zehn Prozent aller Studierenden. Und hier wollen wir mit dem Bund gemeinsam ein nationales Stipendienwesen auf die Beine stellen."

    Mehr Geld für Studienplätze und für Stipendien, mehr Geld für Exzellenz-Universitäten und für die außeruniversitäre Forschung. Klare Forderungen also - doch ob sie erfüllt werden, darauf haben die Wissenschaftsminister jetzt keinen Einfluss mehr. Denn beim Bildungsgipfel sitzen sie nicht mit am Tisch.