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Biologisch unsinniges Sternbild
Walfisch – falsch und trotzdem richtig

Von etwa 21 Uhr bis Mitternacht zieht das Sternbild Walfisch über den Südhimmel. Es befindet sich ein gutes Stück unterhalb von Widder und Andromeda und rechts unterhalb vom Stier.

Von Dirk Lorenzen | 14.11.2019
Himmlisches Kuriosum: Der Walfisch bzw. das Seeungeheuer in einer historischen Darstellung
Himmlisches Kuriosum: Der Walfisch bzw. das Seeungeheuer in einer historischen Darstellung (Flamsteed)
Zwar ist der Walfisch das viertgrößte Sternbild am gesamten Himmel – doch sehr auffällig ist diese Figur nicht. Denn sie enthält nur recht schwache Sterne.
Beim Namen dieses Sternbilds zucken Biologen regelmäßig zusammen. Denn natürlich ist der Wal ein Säugetier und kein Fisch. Das spielte bei der Benennung vor einigen Jahrhunderten aber noch keine Rolle.
Auch der Name Wal wäre nicht viel besser. Denn tatsächlich handelt es sich um ein Fabelwesen, bei dessen Darstellung nicht nur Biologen ins Schmunzeln geraten.
Der ungeheuerliche Walfisch steht gegen 22 Uhr am Südhimmel
Der ungeheuerliche Walfisch steht gegen 22 Uhr am Südhimmel (Stellarium)
Der passende Name wäre Seeungeheuer. Denn Ketos, so die griechische Bezeichnung, sieht eher wie die Karikatur eines Tieres aus.
Der Kopf erinnert an einen feuerspeienden Drachen mit einem riesigen Maul. Oberkörper und Vorderbeine werden auf historischen Abbildungen meist wie bei einer Raubkatze dargestellt.
Die hintere Hälfte hat etwas von einem Fisch. Der Unterkörper ist schuppig, hat keine Hinterbeine und läuft spiralförmig aus, ähnlich einer Seeschlange oder einem Aal.
In der antiken Mythologie verkörperte Ketos das Ungeheuer, das die Königstochter Andromeda verschlingen sollte. Doch Perseus hat das Tier getötet – dafür leuchtet es nun am Firmament.
Ob Wal oder Walfisch – beide Namen sind unpassend. Aber Walfisch ist der historisch korrekte Name für die große Himmelsfigur, die jetzt über den südlichen Abendhimmel schwimmt.