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Biopic über Stan & Ollie
Die Vergänglichkeit des Ruhms

Als Stan Laurel und Oliver Hardy den Höhepunkt ihrer Karriere überschritten hatten, unternahmen die beiden eine Theatertour durch Großbritannien. In seinem Biopic „Stan & Ollie“ beschreibt der Regisseur John S. Baird die Schattenseiten hinter dem Ruhm des berühmtesten Komiker-Duos des Jahrhunderts.

Von Hartwig Tegeler | 06.05.2019
Ollie trägt Stan auf seinen Armen
Steve Coogan und John C. Reilly als Stan & Ollie (imago stock&people)
Egal wie, egal auch warum: Das Credo, das über dem Leben der in die Jahre gekommenen Entertainer steht, in den Worten von Stan Laurels Frau:
"Wie auch immer, die Show muss weitergehen!"
Der Satz steht über allem. Jon S. Bairds Film "Stan & Ollie" beginnt mit einer Nachinszenierung der berühmten Szene aus "Zwei ritten nach Texas" von 1937 – unbedingt im Original nachzusehen und zu bestaunen auf YouTube -, in der Laurel und Hardy vor einem Saloon einen wunderbaren Tanz hinlegen.
Ollie: "Was kommt nach dem Knicks?
Stan: "Nach dem Kniebeugen Drehen, dann Schütteln. - Verstanden. - Kamera läuft."
Große Show in kleinen Sälen
Schon hier wird klar, dass der Brite Stan Laurel, der in den "Dick und Doof"-Filmen immer den Minderbemittelten gab, in der Realität der Mastermind des Komiker-Duos war, der Sketche strukturierte, teilweise auch als Regisseur inszenierte. Diese Rollenverteilung bleibt, wenn Jon S. Baird von 1937 ins Jahr 1953 springt.
Nach 170 Filmen – Kurz- und Langfilmen – haben Stan & Ollie den Höhepunkt ihrer Karriere überschritten; nun sind sie auf Theatertournee in Großbritannien und spielen ihre alten Slapstick-Gags vor teilweise sehr, sehr leeren Sälen. Aber, wie gesagt: "Die Show muss weitergehen!"
Im Biopic von Jon S. Baird spielt der britische Schauspieler Steve Coogan Stan Laurel dar, John C. Reilly - im weiteren Verlauf des Films unter immer mehr Lagen von Silikon-Fettpolstern - Oliver Hardy, der sein Geld gern bei Pferderennen verzockt.
Kampf um Präzision und Timing
Wie diese beiden Schauspieler Laurel und Hardy, die Kunstfiguren, die wir aus den Filmen kennen, darstellen, und sich dann, nach dem Ende der Auftritte, in die Menschen Stan Laurel und Oliver Hardy verwandeln: Das ist grandios. Großes Schauspielerkino.
Deutlich wird in diesem Film auch immer wieder die mühevolle Arbeit, der Kampf um Präzision und Timing, als Grundlage einer großen komödiantischen Präsentation. Doch der Grund-Konflikt zwischen Kunst, Kommerz und der Persönlichkeit der Künstler, verbunden mit den Launen des Publikums, er wird bei Jon S. Baird nur angedeutet.
Martin Scorsese in "The King of Comedy" oder der Komiker Chris Rock in seinem Film "Top Five" haben diesen Antagonismus der Entertainment-Industrie böse wie präzise besser analysiert. In "Stan & Ollie" hingegen reduzieren sich aber diese Konflikte zu sehr auf die Beziehungsdynamik zwischen den beiden Komikern, die für eine kurze Zeit ohne ihren Partner auftraten.
Stan und Ollie stehen im Mantel und mit Hut vor dem Savoy Hotel
Steve Coogan (Stan) & John C. Reilly (Ollie), Filmszene (imago stock&people ( Sony Pictures))
Stan: "Ich liebe uns zwei. -Ollie: Du liebst nur ´Laurel & Hardy´, aber niemals mich."
Nostalgischer "Feel good Movie"
Wenn sich Stan & Ollie am Ende versöhnen, egal, ob die Theater, in denen sie 1953 auftreten, voll oder leer sind, egal, ob sie nun von ihrem Nachruhm leben oder es schaffen, noch einmal die alte Slapstick-Größe aufscheinen lassen auf der Bühne, dann bleibt bei uns vor allem die Nostalgie, diesen beiden grandiosen Komikern in Gestalt ihrer grandiosen schauspielerischen Wiedergängern noch einmal begegnet zu sein.
Das ist schön, rührend, aber auch zu sanft und zu sehr auf "feel good" getrimmt.