Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Bischöfe bevorzugen schnelle Dienstwagen

Wie halten es eigentlich die kirchlichen Würdenträger mit dem Umweltschutz? Das könnte der Dienstwagen zeigen, dachte sich die Deutsche Umwelthilfe und hat den Fuhrpark der Kirchenvertreter untersucht. Trauriges Ergebnis: In der Sonntagspredigt ist der Schutz der Schöpfung vielen offenbar wichtiger als auf der Autobahn.

Von Philip Banse | 05.12.2012
    Die Mehrheit der 47 befragten kirchlichen Würdenträger fährt Dienstwagen, die den aktuellen EU-Zielwert für CO2-Emissionen von 130 Gramm CO2 je Kilometer teils deutlich überschreitet. Allerdings zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den beiden großen christlichen Konfessionen, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch:

    "Wir stellen erstaunt fest, dass die katholischen Bischöfe beim Klimaschutz hinterherfahren. Die Katholiken sind um über 20 Prozent schlechter als die Protestanten. Während die evangelische Kirche 140 Gramm im Durchschnitt bei den Bischöfen erreicht, das im letzten Jahr sogar der Zielwert der EU, liegen die Katholiken mit 169 Gramm wirklich ganz weit abgeschlagen."

    So wurde kein katholischer Kirchenfürst mit einer grünen Karte ausgezeichnet für die Einhaltung des EU-Zielwerts von 130 Gramm CO2 je Kilometer. Nur fünf Bischöfe fahren Dienstwagen, die diesen Grenzwert einhalten, alle sind Protestanten. 19 Kirchenfürsten erhalten eine Gelbe Karte, weil ihre Dienstwagen diesen EU-Zielwert leicht überschritten. 23 Kirchenführer erhalten eine Rote Karte, weil ihre Dienstwagen den EU-Zielwert um bis zu 71 Prozent überschritten - oder weil sie gar nicht antworteten, sagte Jürgen Resch:

    "Spitzenreiter nach unten leider ist Kardinal Lehmann, der mit 223 Gramm CO2 pro Kilometer wirklich einsam an der Spitze steht. Kardinal Meissner ist da schon mit einem deutlichen Abstand der zweitschlechteste mit 192 Gramm."

    Die Deutsche Umwelthilfe forderte die Kirchenvertreter auf, spritsparende Dienstwagen zu kaufen. Der Bischof der evangelischen Landeskirche Hannover sei etwa von einem VW Phaeton auf einen 5er-BMW umgestiegen, was ihm immerhin eine Gelbe Karte einbrachte. Das zeige, Reduzieren geht, sagte Jürgen Resch und wies auf die Verbesserungen seit der letzten Dienstwagen-Umfrage unter Kirchen hin:

    "Auch im Durchschnitt stellen wir fest, dass 18 Gramm zwischen der Umfrage im letzten und in diesem Jahr liegen. Das ist extrem viel, sehr viel mehr als bei allen anderen Umfragen."

    Es sei völlig legitim, dass Kirchenvertreter, die viel reisen, mit bequemen und sicheren Autos unterwegs sein wollen, sagte Jürgen Resch:

    "Es gibt aber diese Fahrzeuge mit einer Spitzengeschwindigkeit, die irgendwo bei 220 aufhört. Das sind dann die spritsparenden Autos. Und es gibt welche, die bei 250 plus liegen. Wir meinen, man kann in Deutschland komfortabel unterwegs sein in allen Autos, die für Dienstfahrzeuge üblicherweise gebraucht werden, unter Einhaltung der EU-Zielwerte."

    Kirchenvertreter hätten oft angeführt, dass sie eigentlich auf besonders leistungsstarke Motoren verzichten könnten. Bestimmte Features wie bequeme Einzelsitze hinten böten die Hersteller jedoch oft nur in Verbindung mit einem leistungsstärkeren und damit teureren und margenträchtigeren Motor an. Jürgen Resch:

    "Wir sind der Auffassung, da gibt es keinen technischen Grund dafür. Ein komfortabler Sitz braucht nicht einen stärkeren Motor. Das hat damit nichts zu tun."

    Die Deutsche Umwelthilfe fordert schon seit Jahren, dass Dienstwagen so stark besteuert werden, dass ihr CO2-Ausstoß sinkt. Das sei aber gegen die Autolobby nicht durchzusetzen, klagte Jürgen Resch. Deswegen versuche die Umwelthilfe jetzt, eine CO2-Reduktion über den Markt zu erreichen. Und wenn die Kirchenführer auf sparsamere Autos umsattelten, könnten Kirchen viel Geld sparen, weil dann die ganze Flotte sparsamer werden würde:

    "Wir haben einige Großunternehmen in Deutschland, die richtig happy waren, die haben zig Millionen Betriebskosten hier einsparen können, weil sie eben durch die Transparenz des Führungspersonals einen ungleich stärkeren Druck, eine Begründung hatten, warum sie entsprechende Anschaffungsrichtlinien verändern konnten."