Donnerstag, 18. April 2024

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Blasphemie, Religion, Tradition

Das Grundwissen über Religion sei gerade in aufgeklärten Gesellschaften gering, beklagt der Orientalist Navid Kermani. Themen wie die Beschneidung oder das "Mohammed-Video" stünden nicht im luftleeren Raum, sondern müssten in den historischen und religiösen Kontext eingeordnet werden.

Navid Kermani im Gespräch mit Karin Fischer | 25.12.2012
    Es gibt Debatten, die im Verlauf eines Jahres im Gedächtnis bleiben. 2012 waren diese Debatten mit religiösen Themen verbunden: Die Diskussion um die Beschneidung jüdischer Knaben in Deutschland ist durch die schnelle Vorlage eines Gesetzesentwurfs, der die Beschneidung für rechtens erklärt, beendet. Das so genannte "Mohammed-Video" hat weltweit Proteste hervor gerufen und sogar Todesopfer gefordert.

    Blasphemie, Kultur, Religion und Tradition – das sind die Themen, die damit in den Mittelpunkt gerückt sind.

    Der Orientalist und Schriftsteller Navid Kermani beklagt dabei vor allem, dass das Wissen über Religion gerade in aufgeklärten Gesellschaften gering ist. Die Überraschung in der Gesellschaft, dass die Beschneidung für die Juden so etwas Essentielles sei, könne man nur mit "eklatantem Nichtwissen der Bibel erklären".

    Ein Beschneidungsverbot stehe nicht im "luftleeren Raum". Auch der religiöse und historische Kontext, eine weit zurückreichende Vorgeschichte aus Diskriminierung und Vorbehalten, sei zu berücksichtigen.

    Hierzulande herrsche offenbar ein Nichtbewusstsein, sowohl was die politische Geschichte als auch die Kenntnisse der eigenen Traditionen angehe. So sei die Beschneidung auch aus dem Christentum nicht wegzudenken. Denn obwohl diese heutzutage nicht mehr praktiziert werde, sei sie ein Teil der christlichen Vergangenheit und Tradition.

    Das vollständige Gespräch mit Navid Kermani können Sie mindestens bis zum 26. Mai 2013 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.