Donnerstag, 25. April 2024

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Blogger und Journalisten
"Ähnlicher als es Journalisten lieb sein darf"

Journalisten und Blogger sind sich ähnlicher als es die öffentliche Debatte vermuten lässt - zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Medienforschers Olaf Hoffjann für die Otto Brenner Stiftung. Eine Bedrohung für den Journalismus würden Blogs jedoch nicht darstellen, sagte Hoffjann im Dlf.

Olaf Hoffjann im Gespräch mit Sebastian Wellendorf | 13.06.2018
    Das Laptop-Paradies: das Café St. Oberholz in Berlin-Mitte
    Das Laptop-Paradies: das Café St. Oberholz in Berlin-Mitte (dpa / picture alliance / Kay Nietfeld)
    Wie ähnlich sind sich Blogger und Journalisten? Für eine Studie der gewerkschaftsnahen Otto Brenner Stiftung hat der Medienforscher Olaf Hoffjann 936 Journalisten und 463 Blogger zu ihren Zielvorstellungen, zu Ausbildung und Verdienst und zum Kontakt mit dem Publikum befragt
    Da die Berichterstattung über Blogger in Deutschland häufig abfällig sei, habe er erwartet, dass es deutliche Unterschiede in den Arbeitseinstellungen von Journalisten und Bloggern gebe, so Hoffjann. Die Studie zeichne allerdings ein völlig anderes Bild: "In fast allen Fragen sind Blogger Journalisten viel ähnlicher als wir erwartet haben - als es wahrscheinlich Journalisten lieb sein darf."
    Beispielsweise sei zwar häufig über Schleichwerbeskandale bei Blogs berichtet worden, in Fragen des Product Placements aber hätten Blogger ähnliche Angaben wie Journalisten gemacht. 91 Prozent beider Gruppen gaben an, bezahlte Inhalte zu kennzeichnen. Er habe erwartet, das Blogger deutlich seltener kennzeichnen, sagte Hoffjann im Dlf.
    Unterschiede bei Zielen, Ausbildung und Themenwahl
    Natürlich gebe es aber auch Unterschiede. Während Journalisten häufiger Kontrolle und Kritik als ihre Aufgaben angegeben hätten, sei für Blogger Unterhaltung und Service wichtige Ziele. Zudem würden Journalisten versuchen eine neutrale Perspektive einzunehmen, während Blogger eher eine subjektive Sicht bieten wollten.
    Weitere Unterschiede gebe es bei der Ausbildung - knapp 70 Prozent aller befragten Blogger verfügten laut Studie über keinerlei journalistische Qualifikation - und hinsichtlich des bearbeiteten Themenfeldes. Einer Vielzahl von politischen Journalisten stünden nur sehr wenige politische Blogger gegenüber. Bei dem Bereich "Mode" sehe es genau anders herum aus: Einer Vielzahl von Modebloggern stünden deutlich weniger Modejournalisten gegenüber.
    Diese Blogs hätten auch eine wesentlich größere Reichweite als jene, die sich mit Themen wie Politik auseinandersetzten. In den journalistischen Kernbereichen würden Blogs demnach auch keine Bedrohung für etablierten Journalismus darstellen.