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BMW-Chef
Krüger nimmt seinen Hut

Harald Krüger reicht es - nach nur einer Amtszeit an der Spitze von BMW hört er auf, spätestens 2020, wenn sein Vertrag ausläuft. Der Aufsichtsrat will spätestens in zwei Wochen über die Nachfolge entscheiden. Zwei interne Kandidaten sind schon im Gespräch.

Von Michael Watzke | 05.07.2019
BMW-Vorstandschef Harald Krüger am 20. März 2019 in München mit dem BMW i car
BMW-Vorstandsvorsitzender Harald Krüger hört 2020 auf (AFP / Christoph Stache)
Vor sechs Wochen, bei der letzten BMW-Hauptversammlung in der Münchner Olympiahalle, sagte Harald Krüger folgenden Satz:
"BMW ist eine starke Familie. Wir haben schon oft bewiesen: Herausforderungen sind Chancen." Bald zählt Krüger nicht mehr zur Familie. Der 53-Jährige teilte heute mit:
"Nach über zehn Jahren im Vorstand, davon mehr als vier Jahre als Vorstandschef der BMW Group, will ich mich nun beruflich neu orientieren".
Und das, obwohl Krüger noch bei der Hauptversammlung über das Jahr 2020 hinausgeplant hatte, etwa bei BMWs neuem Elektro-Flaggschiff, dem i-Next:
"Schon 2021 können Sie den i-next kaufen. Ich nehme gern Bestellungen persönlich entgegen."
Das wird jetzt Krügers Nachfolger tun. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung wird es BMW-Produktions-Vorstand Oliver Zipse. Allerdings hat BMW dies bisher weder bestätigt noch dementiert. Die Personalie soll bei der nächsten Aufsichtsrats-Sitzung am 18. Juli beraten werden. Auch BMW-Entwicklungs-Chef Klaus Fröhlich soll nach Medienberichten Ambitionen und Chancen auf den Chefposten haben.
Nach Quartalsverlust bröckelte Krügers Rückhalt
Bis April 2020 soll Harald Krüger noch an der Spitze bleiben. Das wird keine leichte Zeit für den gebürtigen Breisgauer. Schon in den vergangenen Jahren hat er immer wieder unter Indiskretionen aus BMW-Kreisen gelitten. Angefangen hatte das schon ein Jahr nach seinem Amtsantritt, bei der IAA 2015 in Frankfurt. Dort war Krüger auf offener Bühne bei der Präsentation eines neuen Rolls-Royce-Modells zusammengebrochen. Seitdem kursierten immer wieder Gerüchte über Krügers Gesundheitszustand und seine Stress-Resistenz. Geschichten, die Teile des BMW-Aufsichtsrates zumindest nicht energisch bekämpften.
Krügers Management-Stil war weder autokratisch noch visionär, der Maschinenbau-Ingenieur gilt als besonnener Teamspieler. Manche Gegner legten ihm das als Schwäche aus. Falsche oder verspätete Modell-Entscheidungen, etwa beim Nachfolger des Elektro-Pioniers i3, schwächten seine Position. Als BMW Anfang 2019 dann auch noch einen Quartals-Verlust auswies – den ersten nach vielen Jahren hoher Gewinne – bröckelte der Rückhalt im Aufsichtsrat. Unklar ist, welche Rolle die BMW-Mehrheitsaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt spielen. Dass Krüger freiwillig abtrat, ist unwahrscheinlich. Eher kam er der Schmach zuvor, im April 2020 keine Vertragsverlängerung zu erhalten.
IG Metall zollt Krüger Respekt
Die Reaktionen auf seinen Rücktritt sind unterschiedlich. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sieht Krügers Rückzug positiv. Sie habe Hochachtung vor seiner Entscheidung und erwarte nun, dass der Nachfolger es besser mache, sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. Die IG Metall zollte Krüger Respekt für seine Leistung. Horst Lischka, Beauftragter für BMW und Mitglied im Aufsichtsrat, wünscht ihm eine glückliche Hand für seine Vorhaben in der Zukunft. Welche das sein könnten, ist offen. Bei der Hauptversammlung im März hatte Krüger seine und BMWs Wurzeln betont:
"Unsere sind hier in München, in Bayern, in Deutschland. Dem Mutterland der Mobilität."