Der 18. Oktober 1968 begann für Bob Beamon alles andere als verheißungsvoll: am Abend vorher hatte der 22-jährige Afroamerikaner einige Tequilas getrunken. Nach zwei Fehlversuchen in der Qualifikation droht ihm das vorzeitige Aus. Erst mit seinem dritten Sprung kann sich Bob Beamon für das Finale qualifizieren. Doch dann im ersten Final-Versuch stimmt alles: beflügelt durch einen gerade noch zulässigen Rückenwind sprintet der 1 Meter 90 große Schlacks kraftvoll auf den Absprungbalken zu. "Ich war ganz klar im Kopf und sehr zuversichtlich", erinnert sich Beamon später, "ich wollte mich mit nichts anderem zufrieden geben als dem ersten Platz."
Prüfung des Sprungs dauert 20 Minuten
Bob Beamon trifft den Balken perfekt, schwebt mit weit aufgerissenen Augen durch die Höhenluft von Mexiko, reckt die Arme nach oben und zieht vor der Landung die Beine noch einmal weit nach vorne. Als er endlich landet, geht ein Raunen durch das Stadion. Weil die elektronische Messung versagt, muss erst ein herkömmliches Maßband besorgt werden. Es dauert 20 Minuten, bis endlich die Weite feststeht. Kurt Brumme war damals ARD-Reporter.
Mit 8 Meter 90 übertrifft Bob Beamon den bisherigen Weltrekord um sagenhafte 55 Zentimeter. Beamon selbst kann mit der metrischen Angabe gar nichts anfangen. Erst als ihm sein Teamkollege zuruft: "29 Fuss und zweieinhalb Inches" reißt Beamon die Arme hoch und sinkt dann fassungslos zu Boden.
Nach seinem Jahrhundertsprung ging es für Bob Beamon erstmal bergab. Eine Karriere als Basketball-Profi scheiterte, ebenso ein Comeback-Versuch in der Leichtathletik. Und Werbe- oder Sponsorenverträge in Millionenhöhe - wie heute üblich - gab es damals für Olympiasieger nicht, so Beamon in einem ZDF-Interview mit Günther Jauch vor 30 Jahren.
Bob Beamons Weltrekord hielt fast 23 Jahre lang. Erst 1991 sprang der Amerikaner Mike Powell fünf Zentimeter weiter. Doch auf Olympischen Spielen hat auch 50 Jahre danach kein Mensch die 8 Meter 90 übertroffen.
