Donnerstag, 28. März 2024

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Bombardierung Dresdens vor 70 Jahren
Kriegsschuld nicht relativieren

Bei der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg hat Bundespräsident Joachim Gauck betont: "Wir trauern mit allen, die seither Leid tragen." Er erinnerte aber auch daran, dass nirgends Leid so politisch instrumentalisiert wurde wie in Dresden.

13.02.2015
    Bundespräsident Joachim Gauck sagte bei der Gedenkfeier in der Frauenkirche, der 13. Februar 1945 habe sich eingebrannt in das Gedächtnis jedes Dresdners. Noch 70 Jahre später seien die Folgen dieses Albtraums zu spüren, denn Zeitzeugen trügen bis heute Erinnerungen mit sich - an Orte und Menschen - die sie nie wieder gesehen hätten. Die Bombardierung sei eine Tiefe Zäsur für Dresden gewesen, eine Stadt, die die alliierten Bomber zunächst fünf Jahre lang weitgehend ausgesparten.
    Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 hatten alliierte Bomberverbände rund 2400 Tonnen Sprengbomben und beinah 1500 Tonnen Brandbomben über Dresden abgeworfen. Die Altstadt wurde fast vollständig zerstört, berühmte Bauten wie Zwinger, Schloss und Frauenkirche brannten aus.
    Gauck sagte: "Wir trauern mit allen, die seither Leid tragen." Doch er betonte auch, dass das Leid noch während der NS-Herrschaft, später während des DDR-Regimes und auch heute von "einigen Unverbesserlichen" instrumentalisiert worden sei und werde. So werde zum Beispiel im rechten Politikspektrum werde seit Jahren behauptet, dass es bei den Bombenangriffen auf Dresden weit mehr Todesopfer gegeben habe als die offiziellen Zahlen besagen. Eine unabhängige Historikerkommission geht von bis zu 25.000 Toten aus.
    Wissen um den Ursprung des Krieges
    Auch wenn heute der deutschen Opfer gedacht werde, sagte Gauck, "wir wissen, wer den mörderischen Krieg begonnen hat. Deshalb werden wir niemals die Opfer der deutschen Kriegsführung vergessen."
    Schuldzuweisungen brächten Völker gegeneinander auf, die Manipulierung des Erinnerns würde auch heute mit beängstigender Wucht sichtbar, sagte Gauck in Anspielung auf die heutigen weltpolitischen Krisen.
    An die ausländischen Staatsgäste gerichtet sagte Gauck: "Kein bleibender Groll hat sich bei uns eingenistet, so wie er sich nicht bei Ihnen eingenistet hat." Einst sei die Frauenkirche, der Ort der Gedenkveranstaltung, ein Mahnmal des Krieges gewesen. Mit Geld aus privater Hand, auch aus Großbritannien und den USA, sei die Kirche wieder aufgebaut worden. Sie, so Gauck, sei heute ein Symbol für Frieden und Versöhnung.
    Für den heutigen Jahrestag geplant waren außerdem Mahnwachen, Friedensgebete und Gottesdienste.
    (vic/tgs)