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Bomben auf syrisches Flüchtlingslager
UNO spricht von möglichem Kriegsverbrechen

Verzweifelte Menschen suchen Schutz vor Krieg und Zerstörung - und sterben doch im Bombenhagel. Nach dem Angriff auf ein syrisches Flüchtlingscamp reagieren Politiker empört, sogar der Verdacht eines Kriegsverbrechens steht im Raum. Doch wer trägt die Verantwortung?

06.05.2016
    Der UNO-Koordinator für Humanitäre Angelegenheiten, Stephen O'Brien
    Der UNO-Koordinator für Humanitäre Angelegenheiten, Stephen O'Brien (picture alliance / dpa / Jamal Nasrallah)
    Die Vereinten Nationen haben den verheerenden Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Nordsyrien mit rund 30 Toten scharf verurteilt. Falls das Camp bewusst als Ziel ausgesucht worden sei, könnte es sich um ein Kriegsverbrechen handeln, hieß es in einer Stellungnahme des UNO-Nothilfekoordinators Stephen O'Brien. Auf Twitter schrieb er, die Nachrichten über getötete Zivilisten würden ihn entsetzen und anwidern.
    Die Sicherheitsberaterin von US-Präsident Barack Obama, Susan Rice, äußerte sich schockiert und erklärte, für einen solchen Angriff auf Zivilisten gebe es keine Rechtfertigung.
    Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach von einer schweren Verletzung humanitären Völkerrechts.
    Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei dem Luftangriff 28 Menschen getötet, unter ihnen mindestens sieben Kinder. Außerdem seien Dutzende Menschen teils schwer verletzt worden. Auch O'Brien sprach von mindestens 30 Toten und mehr als 80 Verletzten.
    Keine Angaben zu möglichen Angreifern
    Bislang ist unklar, wer für die Attacke verantwortlich ist. Das Weiße Haus bezeichnete den Angriff als "nicht zu verteidigen". Sprecher Josh Earnest sagte, es sei noch zu früh, um zu sagen, ob die Truppen von Präsident Baschar al-Assad dafür verantwortlich seien.
    Das Lager liegt in einem von Rebellen kontrollierten Gegend in der Provinz Idlib nahe der türkischen Grenze. Nach Angaben von Aktivisten leben dort zwischen 1500 und 2000 Vertriebene, die vor den Kämpfen aus den umliegenden Provinzen Aleppo und Hama geflohen sind. In Aufnahmen in sozialen Medien waren verkohlte Körper zu sehen. Männer schütteten aus Eimern Wasser auf Feuer, die in dem Flüchtlingslager ausbrachen.
    Zehntausende Flüchtlinge leben in Lagern im Norden Syriens an der Grenze zur Türkei, davon befinden sich mehrere Flüchtlingscamps in Idlib. Die Provinz Idlib ist eine Hochburg des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie wird von dem Al-Kaida-Ableger Al Nusra Front und verschiedenen verbündeten Rebellengruppen kontrolliert.
    Insgesamt sind seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien vor mehr als fünf Jahren nach UNO-Angaben rund 400 000 Menschen ums Leben gekommen.
    Millionen wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
    (men/stfr)