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Brände in der Arktis
Feuerschutz für kleine kanadische Gemeinden

Immer heftigere und häufigere Feuer: Die Folgen des Klimawandels sind in der Arktis deutlich zu spüren - besonders in abgelegenen Gebieten des Nordens werden die Waldbrände zur Gefahr. In Kanada wurde deshalb ein neues Programm vorgestellt, um die Menschen in einsamen Siedlungen besser zu schützen.

Von Monika Seynsche | 22.07.2019
Ein Waldbrand in Sterlin, Alaska bedroht den Highway und die nahe ligende Stadt
Waldbrände sind für abgelegene Siedlungen in der Arktis besonders gefährlich (picture alliance / ZUMA Press / M. Scott Moon)
Seit neun Jahren ist Michael Smith bei der Territorialregierung des Yukon dafür zuständig, die Waldbrandgefahr zu bewerten und je nach Wetterbericht Waldbrandwarnstufen auszugeben.
"Vor neun Jahren haben wir frühestens Ende Mai vor den ersten Waldbränden gewarnt. In den letzten drei oder vier Jahren und auch in diesem Jahr, mussten wir unsere ersten Warnungen schon Ende April oder Anfang Mai ausgeben. So früh waren die Täler schon schneefrei und das Wetter so warm und trocken, dass wir die ersten Signale sahen, die uns zeigen, wie wahrscheinlich ein Feuer ist, wie groß es werden und wohin es wandern könnte."
Einsame Siedlungen besonders gefährdet
Im Yukon wohnen knapp 38.000 Menschen. Etwa 30.000 von ihnen in der Hauptstadt Whitehorse. Um die anderen 8.000 macht sich Michael Smith Sorgen. Denn sie leben weit verstreut in kleinen Siedlungen oder einzelnen Häusern fernab der Hauptstadt – mitten im Wald. Oft führt nur eine Stichstraße zu den Orten. Blockiert ein Feuer diese eine Straße, sind die Menschen von der Außenwelt abgeschnitten.
"Wenn ein Waldbrand in der Nähe ausbricht, können diese Gemeinden kaum etwas tun. Es gibt so gut wie keine Feuerwehrleute und keine Ausrüstung vor Ort, die Menschen können die Ortschaften nicht verlassen, und es gibt keine Schutzräume, in denen sie vor dem Rauch in Sicherheit wären. Und der Wiederaufbau nach einer Katastrophe dauert auch viel länger, denn es gibt dort oben keine Stromleitungstechniker, die verbrannte Kabel erneuern könnten. Und Bauarbeiten im Permafrostboden sind teuer."
Die Waldbrandgefahr nimmt zu
Gleichzeitig nimmt die Gefahr immer stärker zu, dass Feuer in den Borealen Nadelwälder der Nördlichen Breiten ausbrechen. Das gilt für Kanada genauso wie für Alaska, Nordeuropa und Russland. In all diesen Regionen lässt die Abgeschiedenheit der Bewohner Feuer besonders gefährlich werden.
"Im Yukon kommt noch verschärfend dazu, dass es hier keine nennenswerte Forstindustrie gibt, und auch keine Öl- und Gasindustrie. In vielen anderen Gebieten Nordamerikas sind diese Industrien vor Ort und können mit Spezialisten, schwerem Gerät und Ausrüstung helfen. Im Yukon fehlt das alles."
Für dieses Territorium ist deshalb ein Maßnahmenpaket besonders wichtig, das die kanadischen Forstminister im Juni verabschiedet haben.
"Das ist etwas ganz neues für Kanada. Die Regierungen der Provinzen, Territorien und des Bundes haben ein Maßnahmenpaket entwickelt, das uns helfen kann, die nördlichen Gemeinden widerstandsfähiger gegenüber Waldbränden zu machen."
Baumfällungen stoßen auf Widerstände
Zu diesen Maßnahmen gehört eine bessere Ausstattung der lokalen Feuerwehren, genauso wie die Reduzierung von Unterholz und Bäumen rund um die Gemeinden. Das klingt banal, ist aber schwierig umzusetzen. Gerade gegen das Fällen von Bäumen setzen sich viele Anwohner zur Wehr, die mitten im Wald leben wollen. Eine der wichtigsten Maßnahmen sei deshalb die Aufklärung der Hausbesitzer, sagt Michael Smith. Denn viele Gebäude fallen nur deshalb den Flammen zum Opfer, weil die Bäume in direkter Umgebung der Häuser nicht gefällt wurden. Dabei könnte schon eine schmale Schneise viele Leben retten.