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Brand auf Adria-Fähre
Toter bei Schiffskatastrophe

Es war ein schwarzer Sonntag für die Schifffahrt im Mittelmeer in der Adria. Das Feuer auf der "Norman Atlantic" hat mindestens einen Menschen das Leben gekostet. Bei einem zweiten Unfall vor der Hafeneinfahrt von Ravenna kollidierten zwei Frachter - auch dort gab es Tote.

Von Tilmann Kleinjung | 28.12.2014
    Ein Helikopter landet während der Rettungsaktion auf der Adria-Fähre "Norman Atlantic" auf einem Militärflughafen im süditalienischen Galatina.
    Traurige Bilanz des Feuers auf der Adria-Fähre "Norman Atlantic": Mindestens ein Mensch kam ums Leben. (afp / Nunzio Giove)
    Auch wenn der Kapitän versichert, man habe die Flammen unter Kontrolle: Es brennt offenbar immer noch auf der "Norman Atlantic". Zwei Schlepper pumpen Wassermassen auf das Fährschiff, um den Brand zu löschen. Ein Helfer der Küstenwache in Bari berichtet nach seinem Einsatz am Unglücksort, weite Teile des Schiffes seien von dem Feuer betroffen. Das schlechte Wetter erschwere die Rettungsmaßnahmen zu Wasser und aus der Luft, sagt Marco Piersanti von der italienischen Luftwaffe.
    "Das Schiff ist manövrierunfähig und das sorgt natürlich für echte Schwierigkeiten. Dazu kommt die extreme Kälte. Und schließlich haben auch die Hubschrauber Probleme bei dem starken Wind. Es herrscht dort ein Unwetter mit vielen Wolken und starker Eisbildung."
    Bis zum Mittag haben es einige Passagiere noch auf die Rettungsboote geschafft. Doch mit dem zunehmenden Wellengang wurde auch das unmöglich. Im Krankenhaus von Galatina in Apulien werden zwei Kinder behandelt, die offenbar ins Wasser gefallen waren und unterkühlt und durchnässt von Hubschraubern an Land gebracht wurden.
    Küstenwache bestätigt erstes Todesopfer
    Am Abend bestätigte die italienische Küstenwache, dass mindestens ein Passagier das Fährunglück in der Adria nicht überlebt hat. Die Agentur ANSA berichtet, dass der Mann ins Wasser gestürzt und ertrunken ist. Sein Leichnam wurde von einem Boot der Küstenwache nach Brindisi transportiert. Italienische Medien berichten außerdem von zwei Verletzten.
    Noch immer sind mehrere Hundert Passagiere an Bord der "Norman Atlantic". Sie warten auf dem Oberdeck auf ihre Rettung. Im Inneren ist es wegen des Rauchs und der extremen Hitze zu gefährlich, berichtet Kelia Pali vom Fährhafen in Igoumenitsa. Von hier aus war die "Norman Atlantic" in der Nacht in Richtung Ancona in Italien gestartet.
    "Hoffen wir, dass die Passagiere oben an Deck dort sind, wo der Rauch ihrer Gesundheit nichts anhaben kann. Hier ist alles in Erwartung, vorbereitet auf Personen, die mit Gesundheitsproblemen hier eintreffen. Die sind ja seit 4.00 Uhr morgens draußen. Die Temperatur ist sehr niedrig. Das bleibt nicht ohne Folgen."
    Schiff treibt manövrierunfähig Richtung Albanien
    Die schlimmste Befürchtung, dass sich die Fähre zur Seite neigt, scheint sich nicht zu bestätigen. Das Schiff treibt manövrierunfähig nach Osten Richtung albanische Küste. Es befindet sich etwa zwölf Seemeilen entfernt von Albanien, 35 Seemeilen entfernt von Italien. Das italienische Verteidigungsministerium hat die albanische Regierung gebeten, ebenfalls Schiffe zu schicken und die Häfen auf die Aufnahme der Passagiere vorzubereiten.
    Zurzeit können aufgrund des Wellengangs immer noch keine Rettungsboote an der brennenden Fähre festmachen. Die Menschen werden mit Helikoptern auf Handelsschiffe gebracht, die sich zum Unglücksort begeben haben. Ein Angehöriger hat dort bereits Kontakt mit seinem Vater aufgenommen.
    "Die letzte Nachricht, die ich von ihm habe, sei, dass sie immer noch dort in der Nähe der Fähre sind. Sie wissen nicht, wohin sie gebracht werden, vielleicht nach Italien. Die Fähre sieht man kaum wegen des Rauchs. Bis jetzt scheint es da immer noch zu brennen."
    Unglücksursache steht noch nicht fest
    Die Brandursache ist noch unklar. Das Feuer scheint am frühen Morgen in der Garage der Fähre entstanden zu sein und hat sich schnell im Schiff ausgebreitet. Der Boden, berichtet ein Augenzeuge, wurde so heiß, "dass meine Schuhe zu schmelzen begannen". An Bord des Fährschiffes waren auch 18 Deutsche. Über ihr Schicksal ist bislang noch nichts bekannt.
    Es war ein schwarzer Sonntag für die Schifffahrt im Mittelmeer in der Adria. Bei einem zweiten Unfall vor der Hafeneinfahrt von Ravenna kollidierten zwei Frachter miteinander. Unglücksursache hier: schlechte Sicht aufgrund starken Nebels. Ein türkischer Frachter mit elf Personen an Bord ging unter. Zwei Besatzungsmitglieder konnten nur noch tot geborgen werden, vier weitere werden noch vermisst.