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Brandenburg-Rückkehrer
Heimweh nach der Familie

Hunderte Rückkehrer zählt Brandenburg jährlich. Nach einigen Jahren im Westen oder im Ausland zieht es sie wieder in die Heimat. Hauptgrund dafür ist die Familie. Inzwischen helfen den Rückkehrern sogar spezielle Agenturen bei der Suche nach Job, Wohnung und Kita-Platz.

Von Vanja Budde | 14.11.2016
    Familie Galle, Brandenburg, vor einer Steinwand, mit zwei Kindern, 2016
    Nachdem Stephanie und Mirko Galle nach Brandenburg zurückgekehrt sind, bauen sie dort das Haus von Stephanies Großmutter aus. (Deutschlandradio/Vanja Budde)
    Rapper Matthias Marschel, alias Tiaz, ist selbst ein Rückkehrer. Die Agentur Comeback Elbe-Elster will mit seinem Song und einem flotten Video über Heimatverbundenheit weggezogene Landeskinder einerseits zur Rückkehr ermuntern und andererseits auf das Potenzial hinweisen, das Heimkehrer mitbringen: "Neue Sachen, Innovation, derjenige bringt die Kinder mit, die sich dann wieder engagieren im Verein XY. Sie sind mit dem Herzen hier aus der Heimat, sie haben aber ein Riesen-Know-how aus den Erfahrungen, die sie weltweit sammeln konnten."
    "Comeback"-Gründerin Stephanie Auras selbst ist 2009 der Liebe wegen aus New York in ihr Heimatstädtchen Finsterwalde zurückgekehrt, in eine flache, grüne Gegend am Rande der Lausitz, an der Grenze zu Sachsen, zwei Stunden südlich von Berlin. Die Vorteile, die sie hier sieht, beschreiben viele Rückkehrer. Sie sagt:
    "Man hat Oma und Opa in der Nähe, das heißt, wir können auch mal weggehen – und man kann auch in unserer Region weggehen! Man ist wieder zu Hause, viele alte Freunde sind auch zurückgekehrt, wir treffen uns wie früher, wie nach dem Abitur, wo wir alle weggegangen sind, gibt es jetzt doch einen kleinen Rückwanderungstrend."
    Gebündelte Informationen über freie Stellen
    50 Familien hat Comeback Elbe Elster bislang die Heimkehr erleichtert. Für sie bietet Auras‘ Agentur - mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung - eine erste Anlaufstelle, Netzwerke, einen Stammtisch und vor allem gebündelte Informationen über freie Stellen. Denn so ganz ohne einen neuen Job in der alten Heimat wäre auch Stephanie Galle mit ihrer Familie nicht ins heimatliche Dorf Goßmar zurückgekommen. Ihr Vater hat sie im fernen Stuttgart auf Comeback Elbe Elster aufmerksam gemacht:
    "Der meinte, Oh!, schau mal, die betreuen Rückkehrer! Das war eine Anzeige in der Zeitung.Und guck mal, die sind auch über Facebook erreichbar."
    Mediengestalterin Stephanie Galle bekam von der Rückkehrer-Agentur Adressen von Firmen für Initiativbewerbungen. In einem Sanitätshaus in Finsterwalde wurde sie dann fündig. Goßmar liegt nur sechs Kilometer von Finsterwalde entfernt. Hier bauen sich Stephanie und Mirko Galle das Haus von Stephanies Großmutter aus. 170 Quadratmeter allein im Erdgeschoss: viel Platz für die drei kleinen Söhne.
    Baumhaus, Rutsche, eine Kuh im Stall, ein Gehege mit Wachteln, Kaninchen und Katze Minka: Der große Hof ist ein Kinderparadies. Und der Großvater betreibt noch ein bisschen Landwirtschaft, die Jungs dürfen auf dem Trecker mitfahren. "Ich ernte Mais, weil ich Mais gerne esse!"
    Stephanie Galle: "Wir haben hier ein Haus, Garten, was man sich da nicht leisten kann. Und was auch ein großer Aspekt für uns ist: Dass die Kinder mit den Großeltern aufwachsen. Jahrelang sind wir hin und her gependelt, zwei, drei Mal im Jahr. Und das schlaucht, bei 600 Kilometern."
    Das ruhige Leben auf dem Land
    Mirko und Stephanie Galle hatten in Stuttgart sichere Arbeitsplätze. Aber als die beiden ersten Kinder kamen, dachte Stephanie immer öfter an ihre Kindheit zurück und an das ruhige Leben auf dem Land. Und Mirko, der aus Thüringen stammt, hat es von Goßmar aus auch nur noch halb so weit ins heimatliche Gera. Während es in Berlin immer voller und teurer wird, ist rund um Finsterwalde viel Platz zur Entfaltung, betont Agenturgründerin Auras. Doch die meisten Rückkehrer wollten vor allem in den Schoß der Familie zurück:
    "Wir leben inzwischen in einer globalisierten Welt, viele Jobs kommen und gehen, Partner kommen und gehen. Und die Familie ist der einzige Halt, den man noch hat."