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Brasilien
Proteste in über 200 Städten

Korruptionsskandale und gestiegene Lebenshaltungskosten - mit positiven Schlagzeilen wird die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff derzeit nicht bedacht. Die Unterstützung seitens der Bevölkerung nimmt ab, weshalb viele Brasilianer ihrem Ärger auf der Straße Luft machten.

16.08.2015
    "Dilma raus" steht auf vielen Plakaten der Demonstranten in Rio de Janeiro
    "Dilma raus" steht auf vielen Plakaten der Demonstranten in Rio de Janeiro (dpa/picture alliance/Georg Ismar)
    In Brasilien sind heute Tausende Menschen dem Aufruf gefolgt, ihrem Unmut gegen Staatschefin Dilma Rousseff kundzutun. Die Polizei sprach von 137.000 Teilnehmern im ganzen Land, die Organisatoren gaben 225.000 an. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der brasilianischen Präsidentin und Neuwahlen.
    Aufgrund des milliardenschweren Skandals um die teilstaatliche Ölfirma Petrobras ist Rousseff in die Kritik geraten. Darin sind neben Spitzenmanager auch Politiker aus der regierenden Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores) - aber auch anderer Parteien - involviert. Bei überhöhten Abschlüssen für Bauaufträge sollen sie zwischen 2004 und 2014 unrechtmäßig Provisionen verdient haben. Rousseff war unter dem ehemaligen Präsidenten Lula da Silva Energieministerin und Petrobras-Aufsichtsratschefin. Allerdings bestreitet sie jegliche Verwicklung in den Korruptionsskandal.
    Wirtschaftlicher Abschwung
    Die wirtschaftliche Situation ist ein weiterer Grund, weshalb viele Brasilianer die Proteste unterstützen. Die Rohstoffpreise sind eingebrochen, die Inflation ist binnen eines Jahres auf fast zehn Prozent gestiegen. Deshalb haben die Menschen in dem 200-Millionen-Land mit gestiegenen Lebenshaltungskosten zu kämpfen.
    Zu den Protesten haben die Bündnisse "Vem pra Rua" (Komm auf die Straße) und "Movimento Brasil Livre" (Bewegung für ein freies Brasilien) aufgerufen. Auch Politiker der Opposition unterstützen die Demonstrationen und nehmen daran teil, so wie Aécio Neves, der Vorsitzende der Partei der brasilianischen Sozialdemokraten PSDB (Partido da Social Democracia Brasileira). Gegen den Mitte-Rechts Kandidaten hatte sich Rousseff bei der vergangenen Präsidentschaftswahl durchsetzen können.
    Wenig Unterstützung
    Rousseff war im vergangenen Oktober mit einer knappen Mehrheit von 51,6 Prozent wiedergewählt worden. Laut Umfragen sind 66 Prozent der Brasilianer für eine Ablösung, obwohl Rousseff bis 2018 gewählt ist.
    (gp/dk)