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Brasiliens Regenwald schwindet
Verlierer und Gewinner am Amazonas

Der Amazonas-Regenwald schrumpft seit dem Amtsantritt von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro rasant: Im Vergleich zum Vorjahr haben sich Abholzung und Rodung vervierfacht. Goldschürfer und Viehzüchter begrüßen die Politik Bolsonaros, die die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung bedroht.

Von Ellen Häring | 17.08.2019
Das Bild zeigt die landschaftlichen Spuren der "Garimpeiros", der illegalen Goldschürfer am Amazonas.
Der brasilianische Regenwald schwindet: Spuren von Goldsuchern am Amazonas (Ivo Marusczyk)
Träge treibt der Fluss durch den Amazonasdschungel, rechts und links am Ufer dichter Regenwald. Das Boot tuckert durch einen der unzähligen Arme des wasserreichsten Stroms der Welt. Im Bug sitzt ein dicker Mann mit vernarbtem Gesicht und Sonnenhut. José Dalla Rosa ist Goldschürfer und auf dem Weg zu einem Gebiet mitten im Urwald, in dem gegraben wird.
Dalla Rosa, 65 Jahre alt, hat schon sein halbes Leben in Creporizão verbracht, einem Goldgräberort mitten im Dschungel. Früher hat er noch selbst Gold geschürft, heute lässt er schürfen. Obwohl er den Regenwald umgraben lässt, hat er keine Skrupel. Dalla Rossa zeigt auf eine große Brachfläche am Flussufer:
"Vor fünf Monaten wurde hier Gold geschürft, das sieht man. Aber kommt mal in zwei Jahren wieder. Da sieht man nichts mehr davon! Hier wächst alles von alleine wieder zu."
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Andere im Schlamm, er im Boot - José Dalla Rosa, Goldschürfer,lässt heute andere für sich arbeiten (Ellen Häring)
Dalla ist Vorsitzender einer Kooperative, in der sich 200 Goldschürfer der Region zusammengeschlossen haben. Alle haben angeblich eine Lizenz zum Suchen. Und die, die keine haben, fühlen sich ermutigt durch ihren Präsidenten Jair Bolsonaro, der seit Januar im Amt ist und sich als "Trump der Tropen" international einen Namen gemacht hat. Der Schutz des brasilianischen Regenwaldes liegt ihm nicht am Herzen. Abholzung und Rodung haben sich im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht. Bolsonaro will die illegalen Minen sogar legalisieren und er lobt die Goldschürfer, weil sie den Amazonas wirtschaftlich nutzen:
"Ich will Euch sagen, mein Vater war Goldsucher und ich respektiere diesen Beruf sehr. Die Regierung muss Euch anständig behandeln. Ihr seid Bürger und Arbeiter. Ich glaube an Euch. Brasilien gehört uns."
"Ich vertraue Bolsonaro, der Mann wird uns helfen"
Jair Bolsonaro will keine weiteren Schutzgebiete für Indigene im Amazonasbecken ausweisen, es gibt genug, findet er. 0,4 Prozent der Bevölkerung verfügen über 13 Prozent des Landes – und machen nichts daraus. Das ist seine Rechnung. Aber gerade weil die Indigenen nichts aus ihrem Land herauspressen, gelten sie bei Umweltschützern als Garant für den Erhalt des größten CO2-Speichers, der grünen Lunge der Welt. Die Positionen könnten nicht gegensätzlicher sein. Klar, auf welcher Seite die Goldschürfer von Creporizão stehen.
"Ich vertraue Bolsonaro, der Mann wird uns helfen. Wir wurden hier ja schikaniert von den Umweltbehörden, die sind teilweise gekommen und haben unsere Maschinen verbrannt. Ohne irgendeine Erklärung dafür zu geben. Also wir sind hier 100 Prozent für Bolsonaro, wir sind alle Fans", sagt Dalla Rossa.
Er und seine Kollegen sind Kleinunternehmer. Sie besitzen die nötige Maschinerie zum Schürfen: Schläuche, Pumpen, Motoren, Diesel. Alles erfahrene Goldschürfer: Zuerst nehmen sie Bodenproben, prüfen, ob es sich lohnt den Wald zu roden und wenn ja, suchen sie sich die nötigen Arbeitskräfte für das Unternehmen. 40.000 Tagelöhner gibt es in der Region.
Sechs davon stehen in einem gigantischen Krater mitten im Dschungel, nur Dalla Rossa kennt den Weg hierher durch die Wildnis. Ameisenklein wirken die Männer, bis zur Brust stehen sie im Schlamm. Aus riesigen Schläuchen schießt Wasser in den aufgeweichten Boden.
Gold auswaschen mit Quecksilber
Vom Kraterrand führt eine Art Rutschbahn aus Holz direkt in den Fluss. Dort hinauf pumpen die Männer die aufgeweichte Erde, die sich dann wieder in den Fluss ergießt. Ein rauer Teppich auf der Rutschbahn hält das Gold zurück. Um die allerletzten Goldreste zu sichern, ist dann Quecksilber nötig, räumt Dalla ein:
"Das Quecksilber, das verseucht ja angeblich den Fluss, aber wir benutzen das nur, wenn das Gold ausgewaschen wird. Wir haben ein System dafür entwickelt, damit da gar nichts passiert. Wir ziehen uns Handschuhe an und behandeln alles mit der Hand. Das Quecksilber wird dann sogar wieder verwendet. Da kommt so gut wie nichts in den Fluss."
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Goldgräber waschen die Erde aus - auch Quecksilber kommt dabei zum Einsatz (Ellen Häring)
Die Arbeiter wohnen 20 Tage lang in Zelten direkt am Krater. Eine Köchin versorgt sie. Am Ende der Schicht bekommt jeder fünf Prozent des Gewinns in Gold. Ein Glücksspiel, denn niemand weiß, wie viel am Ende herauskommt. Dafür, dass die Arbeiter nach der Schicht ihr Geld schnell wieder ausgeben, ist gesorgt.
"Ihr werdet ja heute Gelegenheit haben, das Nachtleben bei uns kennenzulernen. Die Frauen! Ihr werdet Spaß haben. Entlang der Hauptstraße gibt es Nachtclubs, ein Bordell, dann noch eine Apotheke und ein Einfamilienhaus. Alle respektieren sich gegenseitig", erzählt Dalla.
Creporizão - ein Straßendorf, 5.000 Einwohner: An jeder Ecke ein sogenanntes Cabaret mit leicht bekleideten Frauen auf der Terrasse, zehn Annahmestellen für Gold, fünf evangelikale Tempel und eine Pizzeria. Sie gehört - wie vermutlich auch noch andere Etablissements in dem Dorf - José Dalla Rosa.
Illegale Vereinbarungen zwischen Goldschürfern und Indigenen
In der Region gibt es 40 Landepisten, Straßen existieren nicht. Also muss das Gold mit Propellermaschinen abtransportiert werden. Auch damit lässt sich gut Geld verdienen. Creporizão ist ein rundes Geschäft und dazu, so Dalla Rosa, tragen auch die guten Kontakte zu den Indigenen bei. Er selbst schürft im Schutzgebiet der Munduruku. Zehn Prozent Gewinnbeteiligung zahlt er an den Stammesführer.
Die Flussufergemeinde der Munduruku liegt idyllisch am Rio Crepori, gut anderthalb Bootsstunden von Creporizão entfernt. Kinder baden im Fluss, ein Affe turnt durch den Paranussbaum. Im Versammlungsraum der Dorfgemeinschaft wartet der Cazique, der Stammesführer des Dorfes. José Dino bestreitet nicht, dass manche der 130 Gemeinden seines Stammes Goldschürfer in ihr Gebiet lassen:
"Die Caziques selbst suchen die Weißen, damit sie in die Siedlungen kommen. Ich finde das in Ordnung, so lange die Indigenen dann auch für die Goldsucher arbeiten können. Es geht uns schlecht, also müssen wir Hilfe bei den Weißen suchen, damit wir wiederum der Gemeinschaft helfen können. Und deshalb kommen Goldsucher in unsere Gebiete."
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Siedlung der Munduruku am Ufer Rio Crepori (Ellen Häring)
Die Munduruku gehören zu den indigenen Stämmen im Amazonas, deren Land als Schutzgebiet ausgewiesen wurde, bevor Jair Bolsonaro im Januar dieses Jahres Präsident Brasiliens wurde. Unter den Vorgängerregierungen von Lula da Silva und Dilma Rousseff wurden die Anträge indigener Gemeinden auf besonderen Schutz zügig bearbeitet und bewilligt. Nur so lässt es sich erklären, dass heute 13 Prozent des Landes in indigener Hand sind. Im Klartext heißt das: Das Land darf nicht ausgebeutet werden, es sei denn, die Regierung plant ein größeres Vorhaben und die Indigenen stimmen dem zu.
Was die Munduruku mit den Goldschürfern vereinbaren, ist demnach illegal. Nicht allein Umweltschützer sind schockiert. Greenpeace war bereits vor Ort, hat hier einen Film gedreht, erzählt Cazique José Dino. Aber die größte Umweltorganisation der Welt hat die Indigenen nicht überzeugen können. "Es ging immer nur um die Pflanzen und Tiere, nie um die Menschen", klagt der Cazique. Dabei lebt die Gemeinde am Existenzminimum. Dass nun die Goldschürfer den Indigenen langfristig ihre Lebensgrundlage nehmen, das weiß José Dino:
"Das Gefährlichste, was die Goldsucher bringen ist das Quecksilber. Das verbreitet sich in den Flüssen und die Fische sind dadurch kontaminiert. So ist das."
Viehzucht zerstört Lebensgrundlage der Indigenen
Einige Bootsstunden flussaufwärts an einem anderen Arm des Amazonas lebt das Volk der Mura in typischen Pfahlbauten am Ufer. Hier wird kein Gold geschürft, aber Viehzüchter machen den Indigenen das Leben zur Hölle. Sie halten Wasserbüffel.
CIMI, eine katholische Hilfsorganisation für Indigene, ist hier aktiv. Die Organisation ist derzeit der wichtigste Ansprechpartner für Indigene im Amazonas, weil die staatliche Behörde FUNAI vom neuen Präsidenten entmachtet wurde, genauso wie die Umweltbehörde IBAMA. Edina Pitarelli von CIMI fasst die Lage so zusammen:
"Der Büffel ist hier ein Synonym für Leiden, für die Abholzung, für Armut, für die prekäre Situation, in der die Bevölkerung hier lebt."
Unübersehbar führen gerodete Flächen im Regenwald bis hinunter an den Fluss, niedergetrampelt von den Tieren. Die Büffel stehen im Wasser, koten und urinieren hinein und nehmen den Mura ihre Existenzgrundlage.
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Francisco Oliveira da Silva vom Volk der Mura kämpft gegen die Viehzüchter, die sein Jagdgebiet okkupiert haben (Ellen Häring)
"Wir können nicht mehr fischen wie früher, weil wir die Fische gar nicht mehr erkennen. Und wenn wir Gemüse anpflanzen, dann kommen die Büffel und den Schaden, den sie anrichten, zahlt uns keiner. Wir sind wie Kindermädchen für die, wir arbeiten, damit die Büffel gut essen", sagt Francisco Oliveira da Silva. Er ist Stammesführer der Mura und für 30 Familien zuständig; ein Mura-Krieger, wie er selbst sagt.
Francisco wirkt jungenhaft, seine 43 Jahre sieht man ihm nicht an. Sein Blick ist wütend und entschlossen. Das Zuhause seiner großen Familie ist einfach und wirkt friedlich. Vier Boote liegen am Ufer, bunte Wäsche baumelt auf der Leine im Holzhaus. Ein kleines Feuer lodert unter einem riesigen Keramikkrug. Das Wasser im Krug kommt aus dem Fluss.
Farmer bedrohen Stammesführer
Natürlich ist es auch in Brasilien verboten, sich Land zu rauben und anderen die Lebensgrundlage zu nehmen. Man kann sich für die Abholzung des Regenwaldes eine Genehmigung besorgen - legal oder mit Schmiergeld. Aber selbst dann gibt es Restriktionen. Rodungen bis zum Flussufer sind verboten, denn wo keine Bäume sind, da ist auch kein Schatten und der Fluss trocknet aus. Trotz dieses Verbots ziehen sich genau solche Schneisen durch den Regenwald. Wer soll hier über das Recht wachen? Wenn überhaupt jemand bei Francisco vorbeikommt, dann sicher nicht, um Büffel aufzuhalten. Im Gegenteil: Fremde besuchen ihn in der Regel nicht in guter Absicht.
"Das erste Mal als ich bedroht wurde, da war das ein Großgrundbesitzeraus Pará. Der hat gesagt, wenn er mich nochmal erwischt, wie ich mit CIMI zusammenarbeite, dann gibt’s einen Kopfschuss. Das zweite Mal war es schlimmer. Es war eine anderer Farmer. Der hat meinen Bruder zu sich nach Hause bestellt und hat mir mitteilen lassen, dass er nun eine Truppe aus der Stadt schicken wird, um mich umzubringen. Das wäre die einzige Möglichkeit, mich aus unserem Dorf zu holen, weil sie denken, dass ich der Anführer bin", berichtet Francisco.
Das Stammesgebiet der Mura ist nicht als Schutzgebiet ausgewiesen. Ein Antrag liegt schon Jahre bei den Behörden. Er wird aber unter dem Präsidenten Jair Bolsonaro vermutlich genauso abgelehnt wie alle anderen Anträge.
"Der weiße Mann ist gekommen und hat alles vernichtet"
Der Schamane des Dorfes klagt an: "Hier sind viele Krankheiten entstanden. Es gibt viele Farmer, die haben jetzt Büffel, Wasserbüffel, und die kacken ins Wasser. Die Käsereien lassen die Abwässer in den Fluss. Aber unsere Kinder baden im Fluss und werden krank. Sie haben Bläschen auf der Haut, wenn sie aus dem Wasser kommen."
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Gemeindeleiterin Amelia Praga Cabral mit dem Schamanen des Dorfes (Ellen Häring)
Der alte Mann wirkt ratlos. Seine Begleiterin, die Gemeindeleiterin Amelia Praga Cabral, redet sich in Rage: "Vor einiger Zeit kamen die Motorsägen. Das waren die Holzfäller. Dann kamen Farmer, die haben uns unser Land genommen und ihre Tiere darauf weiden lassen. Dann die Fischer, die mit großen Netzen unsere Fische fangen. Das ist unsere Hauptnahrung. Sollen wir jetzt Dosen essen? Wie kann das sein, früher kam alles aus der Natur. Der weiße Mann ist gekommen und hat alles vernichtet. Und so geht es immer weiter. Jede Regierung betrügt uns."
Beim Namen Bolsonaro kneift sie wütend die Augen zusammen: "Wir haben Bolsonaro doch nicht gewählt, dieser Mann ist verrückt. Er hat ja gleich gesagt, dass er nichts von uns Indigenen hält und dass er keinen Millimeter Land mehr als Schutzgebiet für uns ausweisen wird."
Bolsonaro: Der Amazonas gehört den Brasilianern
Dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro sind Indigene wie die Mura und alle, die sie unterstützen, ein Dorn im Auge:
"Was ist denn das Problem mit den Reservaten? Ich will, dass sich die Indios in die Gesellschaft integrieren. Ich habe mit vielen Indios gesprochen, die Portugiesisch sprechen, die wollen Strom und Ärzte, die sie behandeln. Und einen Fernseher und Internet und Fußball spielen. Sie wollen nicht wie Tiere im Zoo leben, so wie diese Indigenenbehörde und die NGOs wie CIMI es predigen. Die wollen, dass alles so bleibt. Und wenn wir dann einen Staudamm bauen wollen, dann geht das nicht, weil du den Indios ein Stück Land wegnimmst. Und dann wird die Erste Welt gleich einen Handelsboykott starten."
Der Amazonas gehört den Brasilianern, so sein Credo. Internationale Ratschläge zum Schutz der grünen Lunge verbittet er sich. Das sei eine Einmischung in innere Angelegenheiten. Brasilianische Wissenschaftler, die die Abholzung des Regenwalds dokumentieren, sind für Bolsonaro Marionetten ausländischer NGOs. Als das brasilianische Weltrauminstiut INPE vor kurzem Satellitenbilder veröffentlichte, die die rasante Zunahme der Rodungen allein in den Monaten Juni und Juli zeigten, schmiss der Präsident den renommierten Chef der Behörde, Ricardo Osório Galvao, kurzerhand raus.
Das Foto zeigt den brasilianischen Politiker Jair Bolsonaro.
Sohn eines Goldsuchers: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sind die Indigenen ein Dorn im Auge (dpa-Bildfunk / AP / Pool Reuters / Ricardo Moraes)
"So ein Bericht, der nicht der Wahrheit entspricht, kann Brasilien großen Imageschaden zufügen. Wenn wir uns das genauer anschauen, werden wir sehen, dass diese Informationen nur verbreitet wurden, um die Regierung in Verruf zu bringen", wetterte Bolsonaro.
Die Position Jair Bolsonaros macht angesichts des Klimawandels viele fassungslos. Sie wirkt bedrohlich, aber sie ist nicht neu. Die wirtschaftliche Nutzung des Regenwalds begann in Brasilien mit dem Kautschuk-Boom in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Von 1967 an bis heute gibt es in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, eine Freihandelszone und Industrieparks. Ungefähr zu gleichen Zeit wurden gezielt Siedler in das Amazonasgebiet gelockt mit dem erklärten politischen Ziel, das dünn besiedelte Gebiet für Viehzucht und Holzwirtschaft zu nutzen. 3,5 Millionen Menschen leben heute im Bundesstaat Amazonas. An den befahrbaren Straßen stehen außer Unmengen an Lastwagen, die Soja transportieren, auch Sägewerke mit langer Tradition.
Holzhändler: Das Ausland ist mitschuldig
Oberdan Perondi ist seit 30 Jahren im Holzhandel tätig, legal. In einer offenen Halle sägen 15 Männer, alle mit Mund- und Ohrenschutz. Das Holz stapeln sie unter dem nächsten Dach, dort bekommen die Bretter dann verschiedene Kennzeichnungen. Der Forstingenieur zeigt auf einen Aufkleber mit vielen Zahlen und Piktogrammen. Oberdan Perondi ist stolz darauf, ein sauberes, ein nachhaltiges Geschäft zu betreiben. Kritischen Fragen begegnet er sachlich:
"Wir arbeiten im Urwald und mit dem Urwald. Ich habe eine Lizenz für 210.000 Hektar Wald, die sind unterteilt in 30 Parzellen. Wir fällen entlang dieser Parzellen, in jedem Jahr eine davon. Wir pflanzen keine neuen Bäume. Der Urwald regeneriert sich selbst in einem Zyklus von 30 Jahren."
In 40 Jahren läuft sein Vertrag aus - wenn er das noch erlebt. Die Menge, die er bis dahin nutzen darf, ist festgeschrieben. Perondi verkauft das zertifizierte und teure Tropenholz überwiegend in die USA und nach Europa, wo es im Feuchtbereich, also in Badezimmern oder Schwimmbädern eingesetzt wird. In Brasilien kauft niemand so teures Holz.
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Zertifiziertes Tropenholz für den Export in die USA (Ellen Häring)
Dass der Amazonas leidet, dass es wichtig ist ihn zu schützen, daran zweifelt Perondi nicht. Er selbst lebt ja vom gesunden Urwald. Die Schuldigen sind für ihn die illegalen Holzfäller, die Goldschürfer und die Viehzüchter. Und - ganz wichtig - die Verbraucher in den Ländern der sogenannten Ersten Welt:
"Meiner Meinung nach müsste man das gesetzlich festlegen: Zertifiziertes Holz geht in den Handel, nicht-zertifiziertes Holz darf nicht verkauft werden. Aber es darf auch keine Nachfrage geben, denn es ist illegales Holz. Genauso ist es mit dem Soja und auch anderen Produkte, die in Sklavenarbeit hergestellt oder geerntet werden. Das Ausland darf so etwas nicht kaufen. Nur so kann auch Druck auf die Regierung ausgeübt werden, damit Gesetze eingehalten werden."
Diese Recherche wurde im Rahmen einer Pressereise von Adveniat, dem Lateinamerikahilfswerk der Katholischen Kirche, realisiert.