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Breitbandausbau
Dobrindt und die digitale Zukunft

Ob Reisebuchungen, Bankgeschäfte oder Buchbestellungen: Viele Dienstleistungen werden zunehmend ins Netz verlagert. Doch gerade in ländlichen Gebieten führt das zu Problemen, denn eine schnelle Nutzung des Internets ist dort oft nicht möglich. Ein Umstand, den der neue Minister für Digitales Alexander Dobrindt ändern will.

Von Falk Steiner | 07.03.2014
    Eine Lampe leuchtet an einem WLAN-Router.
    Auf dem Land fehlt es an schnellen Internetverbindungen. (picture alliance / dpa)
    Schnelleres Internet für alle, das ist das Ziel der schwarz-roten Bundesregierung. Anschlüsse mit 50 Megabit Übertragungsgeschwindigkeit pro Sekunde, so die Vorgabe, sollen 2018 im gesamten Bundesgebiet zur Verfügung stehen. Der Minister für Digitale Infrastruktur und Verkehr Alexander Dobrindt will deshalb heute mit der Netzwirtschaft und Telekommunikationsunternehmen die sogenannte "Netzallianz Digitales Deutschland" gründen. Warum das schnelle Internet so wichtig ist, erklärt Lina Ehrig vom Bundesverband der Verbraucherzentralen:
    "Abgesehen von Unterhaltungs- und Informationsangeboten ist es ja so, dass die Tendenz steigt, dass man öffentlich-rechtliche, private oder auch staatliche Angebote zunehmend über das Internet erreichen kann und da ist natürlich total wichtig, dass jeder Verbraucher und jede Verbraucherin auch daran teilhaben kann:"
    Ob Reisebuchungen, Bankgeschäfte oder Buchbestellungen: Viele Dienstleistungen werden zunehmend ins Netz verlagert – oder sind dort zumindest günstiger. Für Wirtschaftsunternehmen ist eine Highspeed-Internetanbindung oft ebenfalls unverzichtbar: Ob Architekten, Steuerberater oder Maschinenbauingenieur – ohne schnelles Internet können viele von ihnen ihren Aufgaben nur umständlicher und langsamer wahrnehmen.
    Doch der Internetausbau kostet. Das finanzielle Problem liegt sozusagen vor der Tür: Da, wo das Hochgeschwindigkeits-Internet zu den Endkunden kommen soll. Denn dort müssten eigentlich neue Kabel verlegt werden, am besten mit Glasfaserkabeln, mit denen rasante Geschwindigkeiten möglich sind. Doch wirklich die gesamte Republik mit Glasfaser anzuschließen, das würde, so eine Studie des TÜV Rheinland für das Bundeswirtschaftsministerium im vergangenen Jahr, zwischen 85,5 und 93,8 Milliarden Euro kosten. Doch die Unternehmen wollen nur etwa 12 Milliarden Euro investieren.
    Stattdessen sollen neben der Glasfaser auch andere Technologien genutzt werden: Die Kupferkabel, die für den Telefonanschluss liegen, die Fernsehkabelanschlüsse, sofern sie verfügbar sind, und die Datenfunktechnik LTE-Advanced, die auf dem Mobilfunknetz aufbaut. Diese wird meist auf dem Land verwendet, wo der Ausbau mit Kabeln den Unternehmen zu teuer ist – doch LTE ist bei den Kunden nicht sehr beliebt, wie Verbraucherschützerin Lina Ehrig berichtet:
    "Es wird oft eine sehr hohe Geschwindigkeit vermarktet, dass was tatsächlich realisiert wird dann am Anschluss ist dann eher gering
    Doch Besserung in den schlecht angebundenen Regionen ist vorerst nicht in Sicht, wie Klaus Landefeld vom Internetwirtschaftsverband Eco sagt:
    "Wir haben in den Städten teilweise schon mehrere Infrastrukturen, die konkurrieren, typischerweise dann zwischen Kabelanbietern und DSL-Anbietern, aber die Frage, wie kriegt man eine Lösung für noch fehlenden zehn Prozent, 15 Prozent Breitbandausbau auf dem Land, da gibt es keine richtige Antwort. Und ich fürchte, dass da auch nur mit staatlichen Maßnahmen zu einer Antwort gefunden wird."
    Denn selbst mit den Übergangstechnologien kostet ein wirklich flächendeckender Ausbau etwa 19,5 Milliarden Euro, also gut sieben Milliarden mehr, als die Wirtschaft investieren will. Doch der Internetkabelminister Alexander Dobrindt hat keine zur Verfügung: Schon der Wunsch nach einer Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt, er wurde schon in den Koalitionsverhandlungen von Angela Merkel, Horst Seehofer und Sigmar Gabriel gestrichen. Wie der Breitbandausbau trotzdem gelingen soll? Derzeit ist das noch Alexander Dobrindts Geheimnis.