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Breitbandversorgung
Glasfaser greift an

Nach Vorstellungen der EU können nur die großen Netzanbieter in den Mitgliedsstaaten für schnelleren und besseren Breitbandausbau sorgen. In Deutschland würde eine entsprechende Richtlinie die Telekom wieder zum Monopolisten machen. Die Konkurrenten des ehemaligen Staatskonzerns sowie Branchenverbände wehren sich dagegen.

Von Jan Rähm | 30.11.2013
    Als Neile Kroes im September ihren Entwurf für den Telekommunikationsmarkt vorlegte, stieß das der Branche der Breitbandanbieter übel auf. Denn die Kommissarin für die digitale Agenda in der Europäischen Union hatte nicht weniger vorgeschlagen, als künftig den ihrer Ansicht nach extrem kleinteiligen und zersplitterten Markt zu harmonisieren. Das bedeutet nach Lesart der EU: Die Regulierung solle von der EU ausgehen, länderspezifische Regelungen würden unwirksam werden. Besonders kritisch sahen das vor allem die deutschen Breitbandanbieter, die mit der Telekom konkurrieren. Denn der ehemalige Staatskonzern würde so wieder zum Monopolisten werden. Das EU-Papier sieht nämlich vor, die deutsche Praxis zu untersagen, nach der Breitbandanbieter die sogenannte Teilnehmeranschlussleitung vom Großkonzern mieten und darüber eigene Internetanschlüsse zum Kunden bringen. Nach Vorstellungen der EU sollen Breitbandanbieter künftig nur noch eine Art virtuelle Leitung mieten können. Einer, der diese Vorschläge vehement ablehnt, ist Ralf Kleint. Er ist Präsident des Bundesverbands Breitbandkommunikation Breko. Er kritisierte am Donnerstag die Begründung der Kommissarin, nur die großen Netzanbieter könnten für schnelleren und besseren Breitbandausbau sorgen.
    "Wir haben sehr deutlich dargestellt, dass das gerade nicht der Fall ist. Das heißt, die Schnelligkeit des Ausbaus geschieht im Wettbewerb und für den Wettbewerb brauchen wir halt die entsprechenden Unternehmen. Und im Breko sind alleine 97 Unternehmen, die in Deutschland Netze bauen."
    Diese Sicht stützt sich auf eine Studie, die der Breko beim Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, kurz WiK, in Auftrag gegeben hat und jetzt in Berlin vorgestellt wurde. Sie soll zeigen, in welchem Maße die Telekom und ihre Mitbewerber bisher in den Ausbau der Breitbandnetze investiert haben. WiK-Geschäftsführer Karl-Heinz Neumann:
    "Die alternativen Betreiber investieren 75 bis 90 Prozent ihres operativen Gewinns wieder in die Netze, während die Telekom im Durchschnitt der letzten zwei Jahre rund 37 Prozent ihres operativen Gewinns in die Netze investiert hat. Insofern: Trotz höherer Profitabilität investiert die Telekom zwar absolut mehr als die Wettbewerber, aber relativ bezogen auf ihren Umsatz und ihren Gewinn investieren die Festnetzwettbewerber deutlich mehr."
    Ralf Klient sieht sich durch die Studie bestätigt. Er meint, die Telekom würde nicht weiße Flecken schließen, sondern sich viel mehr um die lukrativen Märkte kümmern.
    "Die Telekom hat auch in der Vergangenheit VDSL im Wesentlichen in Ballungsgebieten ausgebaut, während die Breko-Carrier auf das Land gegangen sind, in die Fläche gegangen sind."
    Auf der Fläche gibt es noch viel zu tun. Zwar können 92 Prozent der deutschen Haushalte einen breitbandigen Internetanschlusses bekommen, jedoch bezieht sich das auf eine magere Bandbreite von 1 Mbit/s. Betrachtet man urbane Räume und ländliche Gebiet getrennt voneinander, wird klar: Es klafft eine große Lücke. Während in gut ausgebauten Gebieten heute schon Bandbreiten von 30 bis 100 Mbit/s üblich sind, können gerade einmal rund 50 Prozent der Bürger im ländlichen Raum auf einen DSL-Anschluss mit höchstens 16 Mbit/s zugreifen. Kabelanschlüsse oder VDSL gibt es außerhalb der Städte kaum, von modernen Glasfaseranschlüssen ganz zu schweigen. Das wollen der Breko und seine Mitglieder ändern. So die Rahmenbedingungen stimmen, rechnet das WiK in seiner Studie vor, werden sie bis zum Jahr 2018 rund 9 Milliarden Euro in den Breitbandausbau investieren - den Großteil davon in Glasfasernetze.