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Brillanter Forscher mit berühmtem Schüler
Hans-Jürgen Bolle, das Klima und die Satelliten

Im Jahr 1980 funkte der erste europäische Wettersatellit Meteosat kaum mehr als Bilder der Wolkenbedeckung zur Erde. Doch schon damals erkannte der Innsbrucker Geophysiker Hans-Jürgen Bolle das Potential der Raumfahrt für seine Disziplin.

Von Dirk Lorenzen | 14.06.2021
Ein Sentinel-2-Satellit in der Umlaufbahn (Animation)
Der Satellit Sentinel-2 erfasst die Erdoberfläche in einem großen Spektralbereich und hilft so bei der Klimaforschung (Animation) (ESA)
In seinem Aufsatz "Nutzung von Fernerkundungsdaten für die Klimaforschung" sah er voraus, dass Satelliten künftig sehr genaue großflächige Daten liefern würden.
Der Forscher, geboren 1929 in Hamburg, hatte dort Physik studiert und war später in Mainz, München, Innsbruck und Berlin tätig. Sein Hauptinteresse galt dem Strahlungshaushalt der Atmosphäre – also welche Effekte die Temperatur erhöhen oder senken.
Hans-Jürgen Bolle wollte nicht nur sehen, wo Wolken sind, sondern direkt untersuchen, ob etwa Wolken und Staub in der Atmosphäre eher wie eine Decke wärmen oder aufgrund der Reflexion des Sonnenlichts kühlen.
Titelseite der epochalen Arbeit von Hans-Jürgen Bolle zur Klimaforschung auch mit Satellitendaten
Titelseite der epochalen Arbeit von Hans-Jürgen Bolle zur Klimaforschung auch mit Satellitendaten (Universität Innsbruck)
Doch vielerorts Einzelmessungen zu machen, war mühselig. Um die großen Zusammenhänge zu erkennen, waren globale Daten nötig – von Satelliten. So entwickelte er mit seinem Team Beobachtungsverfahren und Messgeräte, um aus dem All mehr über das Klima und die Erde zu lernen.
2013 ist Hans-Jürgen Bolle im Alter von 84 Jahren gestorben. Seine Arbeit setzen nun viele seiner Studenten fort, darunter auch Josef Aschbacher, Generaldirektor der ESA, die weltweit führend ist bei der Erdbeobachtung durch Satelliten.
Aschbachers Berufsweg begann vor fast 40 Jahren beim visionären Hans-Jürgen Bolle in Innsbruck.