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Britische Initiative "Keychange"
Musikerinnen auf die Bühnen!

Die britische PRS Foundation hat sich zum Ziel gesetzt, ein Zeichen gegen die Unterrepräsentation von Frauen in der Musikbranche zu setzen: Bis 2022 soll Geschlechtergleichheit auf internationalen Popkonzertbühnen herrschen. Auch dank ihrer Initiative "Keychange" sind rein männliche Line-Ups inzwischen peinlich.

Von Thomas Spickhofen | 28.03.2018
    Sängerin Jade Bird bei einem Konzert in Hamburg
    Pro Quote und pro starke Vorbildfrauen: Die 20-jährige Sängerin Jade Bird auf dem Reeperbahn-Festival (imago stock&people)
    Jade Bird ist 20 Jahre jung und eines der vielen Talente der britischen Musikszene. Sie spielt in Wohnzimmern und in Pubs - und auch bei der BBC im Radio-, tourt über den Kontinent, war auch schon in Amerika. Aber auf den großen Festivalbühnen steht sie eher selten.
    Die große Bühne ist überwiegend männlich besetzt. Im vergangenen Jahr standen bei den Festivals im Königreich gerade mal zu einem Viertel Frauen ganz vorn, hat die PRS Foundation festgestellt, der Interessenverband britischer Musiker: 120.000 Mitglieder. Das muss anders werden, sagt Vanessa Reed von der PRS Foundation:
    "Ich glaube, das liegt an den immer gleichen Verhaltensmustern der Veranstalter. Die Entscheidungen werden heute immer noch von mehr oder weniger den gleichen Leuten wie vor zehn oder zwanzig Jahren getroffen, als tatsächlich noch weniger Frauen nach oben kamen."
    Ausgeglichene Line-Ups bis 2022
    Mit der Initiative "Keychange" glaubt Vanessa Reed den Schlüssel zum Wechsel in der Hand zu halten. Ursprünglich hatte sie nur eine handvoll Festivals dazu bewegt, sich festzulegen: Bis 2022 wollen sie ihre Line-Ups auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern bringen. Inzwischen haben sich mehr als 50 dieser Initiative angeschlossen - weltweit. Rockfestivals und Jazzfestivals, das Reeperbahn-Festival in Hamburg und die BBC Proms in London sind dabei, und sogar ein Festival für zeitgenössische Musik.
    Auch Jade Bird findet das gut. Es gebe so viele talentierte Künstlerinnen, die als Vorbilder taugen, sagt sie. Jetzt müsse man eben nur noch dafür sorgen, dass es auch so kommt, sagt Jade Bird.
    Die junge Britin Jade Bird findet Keychange gut, andere haben ihre Zweifel - Pip Blom zum Beispiel, aus Amsterdam. Eine Quote für die Festival-Bühne - sie findet das schwierig, sagt die 21-Jährige. Man dürfe da keinen Zwang ausüben.
    "Mehr Qualität"
    "Das sei doch ein bisschen wie wenn man mit einem spielt, und der andere lässt einen extra gewinnen." Sie wolle auf einem Festival spielen, weil man sie da haben möchte, nicht weil sie eine Frau ist, sagt Pip Blom.
    Die Haltung von Pip Blom respektiere sie sehr, sagt Vanessa Reed von der PRS Foundation. Und am besten wäre es, wenn man nach 2022 Keychange gar nicht mehr brauche.
    "Allerdings muss man auch sagen, dass eine solche Verpflichtung ja nicht die musikalischen Standards senkt. Wir wissen aus anderen Branchen, dass das eher zu mehr Qualität beiträgt."
    Immerhin ist es manchen Veranstaltern inzwischen richtig peinlich, wenn sie nur Buben auf der Bühne haben. Das Jumanji-Festival in Australien, ein großes Hip-Hop-Ereignis in Down Under, hatte jetzt grade in zwei Tagen keine einzige Frau auf der Bühne. Wird im nächsten Jahr anders, definitiv, haben die Veranstalter versprochen.