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Brush up: Mein Freund und Vorgesetzter

Im angelsächsischen Ausland wird die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben oft weicher gezogen, auch redet man sich gerne mit Vornamen an. Damit aber dabei Laxheit nicht in Respektlosigkeit umschlägt, gibt Ian McMaster wieder Tipps aus der Praxis.

Kate Maleike im Gespräch mit Ian McMaster | 10.04.2009
    Kate Maleike: Tja, relativ unhöflich, relativ direkt - der Umgang mit den Kollegen und dem Chef in Englisch ist heute unser Thema in Campus & Karriere in der englischen Woche zuzusagen zum Schluss. Ian McMaster ist wieder bei mir im Studio, der Chefredakteur von Business-Spotlight. Er bringt den Deutschen über sein Magazin das Business-Englisch auch bei. Herr McMaster, wir haben gehört jetzt gerade in der Umfrage, dass es Menschen gibt, die sich relativ leicht damit tun, die auch gesagt haben, na ja, also gegenüber dem Chef muss man natürlich eine besondere Aufmerksamkeit haben, weil der dann auch guckt, wie gut man eigentlich Englisch spricht. Andere haben da von Problemen gesprochen. Wie würden Sie die Situation einschätzen? Ist der Umgang mit den Kollegen in Deutschland hier zum Beispiel ein anderer als im englischsprachigen Raum?

    Ian McMaster: In vielen Fällen ist es. Zum Beispiel in Großbritannien kenne ich das am besten, da ist weniger Trennung zwischen Privatleben und Berufsleben. Das heißt, die Kollegen gehen typischerweise nach der Arbeit gleich in die Kneipe vielleicht für eine Stunde und dann auch nach Hause. Natürlich treffen sich in Deutschland auch Arbeitskollegen privat, aber das ist schon ausgeprägter in Großbritannien. Die Trennung zwischen den zwei Leben ist weniger.

    Maleike: Aber manche finden es vielleicht auch nicht so angenehm, weil sie vom Typ her anders sind. Und hier in Deutschland wird ja gerne auch mal geguckt, dass man diese berühmt-berüchtigte Work-Life-Balance zwischen Arbeit und Familie einhält. Wie geht das zusammen? Muss man sich darauf einstellen, wenn man zum Beispiel in London arbeiten geht, dass man jeden Abend mit den Kollegen ins Pub geht?

    McMaster: Jeden Abend wäre übertrieben. Das habe ich auch nicht gemacht.

    Maleike: Jeden zweiten.

    McMaster: Jeden zweiten ist gut. Ja natürlich, es muss zu Ihnen passen als Typ, ob Sie das machen, ob Sie das gut finden. Das ist klar. Das ist hier kein richtig und falsch. Und Leute, die ganz gerne eine strikte Trennung haben zwischen den zwei Leben, das ist auch ihr gutes Recht, kommen vielleicht dann weniger gut klar mit manchen Gepflogenheiten in Großbritannien.

    Maleike: Siezen und Duzen ist auch anders und obliegt natürlich auch der Frage, wie mache ich das eigentlich mit dem Chef.

    McMaster: Also wenn wir vom Englischen sprechen, wo wir natürlich kein Sie und kein Du haben, sondern diesen Begriff You, ist das Problem eher oft, wenn Kollegen im Ausland sind. Und da stellt sich die Frage, benutzen sie Vornamen oder Nachnamen. Wenn alle anderen zum Beispiel in Großbritannien oder Amerika oder Australien sich mit Vornamen anreden, dann kommen die sich komisch vor, wenn die Deutschen untereinander den Nachnamen benutzen. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, das vorher kurz zu klären. Das man sagt, ok, wir sind hier im Ausland, da benutzen wir den Vornamen. Aber Vorname, wie wir wissen, heißt nicht gleich auch Du.

    Maleike: Wie stark ist eigentlich die Hierarchie ausgeprägt?

    McMaster: Das hängt sehr, würde ich sagen, von den einzelnen Firmen und Branchen ab. Es gibt Kulturen, zum Beispiel habe ich gehört, dass in manchen, zum Beispiel griechischen Firmen diese starke Hierarchie, es wird erwartet, dass von oben etwas gesagt wird, was man zu tun hat. Was interessant in Großbritannien ist, es wird auch von oben gesagt, was man zu tun hat, der Chef natürlich sagt, was er oder sie will, nur wird es vielleicht anders gesagt. Wenn er sagt, that would be good, if I could have the report by tomorrow morning, das heißt natürlich nicht, das wäre schön, das heißt, ich möchte das, ich will das. Und deshalb ist oft die Sprache vielleicht weicher, aber die Botschaft ist die gleiche wie in einer ganz klaren, starken Hierarchie mit sehr direkten Befehlen.

    Maleike: Morgen geht es hier in PISAplus auch noch mal um ein ganz, ganz wichtiges Thema in dieser englischen Woche, nämlich um die Bewerbung auf Englisch. Herr McMaster, Sie werden morgen auch hier im Studio sein als Experte. Vielleicht schon mal ein paar Stichworte für die Sendung. Was ist bei der Bewerbung auf Englisch wichtig?

    McMaster: Also was ganz wichtig auf Englisch ist, ist wieder nicht sich an irgendwelchen Regeln festzuhalten, wie die Bewerbung ausschauen soll, sondern Sie müssen herüber bringen, warum Sie der oder die Richtige sind für diese Stelle. Das heißt, Sie müssen, wenn Sie mir eine Bewerbung schicken, mir sagen, was Sie tun für mich, und nicht mir erzählen, warum es gut für Sie wäre, wenn Sie diese Stelle bekommen würden.

    Links zum Thema

    Eine Woche lang stand Ian McMaster in Campus & Karriere Rede und Antwort. Hier die früheren Teile der Serie:

    Smalltalk
    "Now she is gone" lässt sich keineswegs mit "nun ist sie weg" übersetzen, sondern informiert über das Ableben der betreffenden Person. Peinlich, wenn ein solcher Patzer im Smalltalk mit Geschäftspartnern passiert.

    Meetings
    Geschäftstreffen oder Meetings finden häufig in einem internationalen Rahmen statt. Wichtig ist es, pünktlich zu sein, Einwände höflich zu formulieren und die wichtigsten Entscheidungen am Ende zusammenzufassen.

    Telefonieren
    Der Anruf kommt unerwartet und es heißt, sich auf Englisch zu unterhalten, Dinge abzukären und Verabredungen zu treffen. Eine schwierige Situation, zumal man den Gegenüber nicht sieht.

    E-Mails
    Der Kontakt mit britischen oder australischen Geschäftspartnern läuft häufig über E-Mail. Campus & Karriere zeigt, wie man den richtigen Ton trifft.