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Buch von Sean Spicer
Lobhudelei auf Donald Trump

Sein tägliches Briefing hat Sean Spicer als Pressesprecher der US-Regierung bekannt gemacht. Ein Jahr nach seinem Rücktritt hat Spicer nun ein Buch geschrieben. Dem US-Präsidenten dürfte es gefallen.

Von Jan Bösche | 24.07.2018
    Spicer spricht engagiert vor der Wand mit dem Logo des Weißen Hauses.
    Sean Spicer hat ein Buch über seine Zeit als Trump-Pressesprecher herausgebracht. (AFP / MANDEL NGAN)
    Vor einem Jahr ist Sean Spicer zurückgetreten, als Pressesprecher von Donald Trump. Ein Jahr lang suchte er seinen Platz im politischen Washington, und er schrieb ein Buch mit dem Titel: "Das Briefing: Die Politik, die Presse, der Präsident". Bei NBC warb er dafür: "Ich gehe viele der großen Momente durch. Es geht aber umso viel mehr. Ich stamme aus dem kleinen Staat Rhode Island, meine Eltern waren politisch nicht aktiv. Der Aufstieg zum Pressesprecher des Weißen Hauses war eine unglaubliche Ehre."
    Trump als Einhorn
    Das Buch wird professionell vermarktet, mit Fernsehauftritten und gleich zwei Partys in Washington, eine davon im Trump-Hotel, für geladene Gäste. Erste Auszüge lassen vermuten, dass dieses Buch keine Abrechnung mit der Trump-Regierung sein wird, im Gegenteil. Spicer schreibt über Frustrationen des Alltags, die Launen des Präsidenten. Aber grundsätzlich lobt er Trump:
    "Ich glaube nicht, dass wir noch einmal einen Kandidaten wie Donald Trump sehen werden. Seinem Hochseil-Akt können nur wenige nachfolgen. Er ist ein Einhorn, das ein Einhorn über einen Regenbogen reitet. Seine sprachliche Unverblümtheit hat Risiken, die nur wenige Kandidaten eingehen würden. Er kann einen Moment, der die Karriere beenden könnte, zu einem heftigen Angriff auf seine Gegner umwandeln - ein Talent, das nur wenige Politiker aufbringen können."
    Denkwürdiger Auftritt nach der Amtseinführung
    Spicer schreibt darüber, wie Trump ihn umarmte, nach einer besonders anstrengenden Pressekonferenz. Wie mitfühlend Trump war, als Spicers Vater starb. Kein Vorwurf an Trump auch, wenn es um den Beginn der Präsidentschaft geht und Spicers ersten Auftritt als Pressesprecher.
    Spicer behauptete, die Menschenmenge zu Trumps Amtseinführung sei die größte gewesen, die es jemals bei einer Amtseinführung gegeben hatte. Dabei zeigen Bilder klar das Gegenteil. Die Schuld an diesem Auftritt liege aber nicht beim Präsidenten, sondern bei ihm selbst, sagt Spicer: "Er sagte, er wollte das korrigiert haben. Ich bin rausgegangen und habe das interpretiert in einer Weise, von der ich weiß, dass er nicht zufrieden war."
    Missglückter Holocaust-Vergleich
    Äußerst selbstkritisch ist Spicer, wenn er schildert, wie es zu seinen missglückten Holocaust-Vergleichen gekommen war. In einer Pressekonferenz über Syrien und Assads Giftgas-Einsatz behauptete er, selbst Hitler habe nie Giftgas eingesetzt und bezeichnete KZs später als "Holocaust-Center".
    Spicer schreibt: "Ich habe zahllosen Kandidaten, Parteifunktionären und Amtsinhabern geholfen, Medienauftritte zu trainieren. Meine erste Regel war, sprich nie, nie über Vergewaltigung oder vergleiche etwas oder jemanden mit Hitler oder dem Holocaust."
    Spicer schildert dann, wie er auf den Vergleich gekommen ist und wie stressig so eine Pressekonferenz für den Sprecher sein kann. Fragen kämen in Lichtgeschwindigkeit, keine Zeit für Reflexion. Selbst Angebote von Reportern, sich zu korrigieren, habe er nicht genutzt.
    "Sean, du hast es vermasselt"
    Spicer schreibt, er habe gewusst, dass er es vermasselt hatte. Wie reagierte der Präsident? "'Schau, Sean, du hast es vermasselt, aber ich weiß, was du gemeint hast.' Er verstummte. Als er wieder zu sprechen begann, war sein Ton sanft. In dem Moment, in dem ich mich am schlimmsten fühlte, versuchte er, mich zu beruhigen und war gütig, fürsorglich und nachsichtig."
    Bei so einer Darstellung verwundert es nicht, dass Trump dieses Buch nicht fürchtet, im Gegenteil: Am Wochenende hat er es gelobt und seine Anhänger aufgerufen, es zu kaufen.