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Bürgerkrieg
Waffenstillstand im Jemen für drei Tage

Die Vereinten Nationen haben eine neue Waffenruhe im Bürgerkrieg im Jemen angekündigt, der Sondergesandte hofft auf neue Verhandlungen der Kriegsparteien. Seit März 2015 sind im Jemen mehr als 4000 Zivilisten getötet worden.

18.10.2016
    Zerstörung bei einem Luftangriff auf eine Trauerfeier in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa am 8. Oktober 2016 (Foto vom 9. Oktober 2016).
    Zerstörung bei einem Luftangriff auf eine Trauerfeier in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa am 8. Oktober 2016 (Foto vom 9. Oktober 2016). (dpa / picture-alliance / Yahya Arhab)
    Ab Mitternacht am Mittwoch (Ortszeit, 22.59 Uhr MESZ) sollten die Waffen ruhen, teilte der UNO-Sonderbeauftragte für den Jemen, Ismail Ould Sheikh Ahmed, mit. Alle "jemenitischen Parteien" hätten ihm versichert, sich an die Waffenruhe zu halten. Sie gelte zunächst für 72 Stunden mit der Option auf Verlängerung. Während dieser Zeit sollten vor allem Hilfsgüter an Zivilisten geliefert werden.
    "Ich rufe alle Parteien und die internationale Gemeinschaft auf, den Waffenstillstand zu unterstützen, so dass er zu einem dauerhaften Ende des Krieges führt", schrieb er bei Twitter.
    Schiitisch-sunnitischer Konflikt
    Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten im Januar 2015 Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und den sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi zur Flucht aus der Hauptstadt gezwungen. Als die Rebellen und ihre Verbündeten in der Armee im März 2015 auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, floh Hadi weiter nach Riad.
    Daraufhin griff das sunnitisch geprägte Saudi-Arabien an der Spitze einer Militärkoalition ein, um die Huthis zurückzudrängen. Diese werden wiederum von der schiitischen Schutzmacht Iran unterstützt. Trotz der massiven Luftangriffe der Militärkoalition und der Entsendung von Bodentruppen kontrollieren die Rebellen jedoch weiterhin die Hauptstadt und große Landesteile im Norden und Zentrum des Landes.
    Der Krieg hat eine humanitäre Krise ausgelöst
    Seit Beginn des Kriegs wurden nach UNO-Angaben mehr als 4000 Zivilisten getötet, 7200 weitere wurden verletzt. Zudem lösten die Kämpfe eine schwere humanitäre Krise in dem ohnehin schwach entwickelten Staat aus. Mehr als drei Millionen Jemeniten wurden nach Angaben der Vereinten Nationen durch die Kämpfe vertrieben. Ebenso viele sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, 1,5 Millionen Kinder leiden unter Unterernährung. Infolge einer Blockade durch die Militärkoalition ist die Versorgungslage in vielen Landesteilen extrem schwierig.
    Zuletzt starben bei einem Luftangriff auf eine Trauerfeier in der Hauptstadt Sanaa am vergangenen Samstag nach UNO-Angaben mindestens 140 Menschen. Die saudische Militärkoalition bekannte sich später zu dem Angriff und berief sich auf "falsche Informationen" der jemenitischen Verbündeten. Unmittelbar danach forderte die USA und auch die UNO die Kriegsparteien im Jemen zu einer neuen Waffenruhe und Verhandlungen auf.
    Der UNO-Sondergesandte bezeichnete die neue Waffenruhe als Wiederaufnahme einer Feuerpause vom 10. April, die später zusammengebrochen war. Er betonte, die neuerliche Waffenruhe werde "der jemenitischen Bevölkerung weiteres Blutvergießen ersparen und erlauben, die Lieferung humanitärer Hilfe auszuweiten".
    (nch/hs)