Im Schlussakt geht es mit der U-Bahn dann ins Heute. Per Lift werden die Färbersleute in die Geisterwelt spediert. Der versteinerte Kaiser liegt da schon im Streckverband. Aber die Kaiserin bleibt standhaft. Sie will sich den Schatten der Färbersfrau, Insignie ihrer Menschwerdung, nicht erkaufen. Sie will nicht ihr eigenes Glück durchsetzen zu Lasten einer anderen. Eigentlich eine höchst aktuelle Geschichte.
Und so kommt's zum doppelten Happyend. Freilich in einem Kitschbild von Gnaden. Wabernde Nebel, eine rote japanische Holzbrücke, ein blühender Kischbaum, zwei wieder vereinte Paare. Die Frauen gucken guter Hoffnung in einen Kinderwagen.
Und da schallt noch in den Schlussakkord vom Rang ein erleichtertes "Gott sei dank", dass es zu Ende ist. Der Buhsturm danach hat sich gewaschen. Und er umfasst nicht nur das Inszenierungsteam sondern auch das Gros der Sänger und die Chefin des Hauses, Simone Young.
Leider nicht zu Unrecht. Ein großer Abend war diese Hamburger Neueinstudierung der Strauss-Hofmannsthalschen "Frau ohne Schatten" nicht.
Das eigentliche Thema dieses Opern-Märchens über ein Feenwesen aus der Geisterwelt, das Mensch werden will, die Kaiserin, war eines nicht bloß der Entstehungszeit am Beginn des 20.Jahrhunderts: versteinerte Strukturen verflüssigen, ohne in blindes Fortschrittsdenken zu verfallen.
Hier wird es gezeigt an der Färbersfrau zum einen, die, weil sie die Liebe noch nicht recht erfahren hat, gern ihren Schatten also sich selbst verkaufen würde. An der Kaiserin zum anderen, die Menschsein trotz aller Leiden erfahren will, aber eben nicht um jeden Preis. Und auch wenn sie ihren liebenden Mann, den Kaiser, damit verlieren würde.
Eleganter hatten Strauss und Hofmannsthal dies Thema in der etwas vorher vollendeten Kammeroper "Ariadne auf Naxos" angegangen, wo auch die beiden mythischen Figuren, Ariadne und Bacchus, am Beispiel der Komödiantentruppe um Zerbinetta sozusagen ins Heute herüber geholt werden.
Auch musikalisch war Strauss da über seine tradierte Klangwelt schon weit hinweg geschritten, hatte den Wagnerschen "Musikpanzer", den er in der "Frau ohne Schatten" noch einmal anlegt, schon abgestreift. Und ohnehin hätte er in jener Zeit des 1. Weltkriegs lieber eine Offenbachsche Farce über Schieber und Militaristen geschrieben. Aber Hofmannsthal, selber im Krieg eingezogen, konnte ihm dazu das passende Buch nicht liefern.
Die Hamburger Neuinszenierung der "Frau ohne Schatten" von Keith Warner versucht sich im ersten Akt mit pantomimischen Stilisierungen, die in ihrer Unbeholfenheit zumal in der Heimstatt eines John Neumeier sich eigentlich verbieten. Kaiserpalast und Färberhütte werden von Bühnenbildner Kaspar Glarner mit ineinander verschachtelten Wänden angedeutet. Keine schlechte Idee. Auch Eva Desseckers Kostüme haben Pfiff.
Das Desaster bringt die weitgehende Abwesenheit einer Personenregie. Zumal Gabriele Schnaut in der zentralen Mittlerfigur der Amme wird zum Ärgernis. Mit ihrem hilflosen Gefuchtel. Stimmlich ist sie leider auch weit über ihren Zenith.
Einen besseren Eindruck hinterlässt Lisa Gasteen als Färbersfrau, hier aufgemacht als etwas orientierungslose Emanze. Daniel Sumegi als Färber ist mit seinem knödeligen Organ ein stimmlicher Komplettausfall. Brillieren können lediglich Stuart Skelton als Kaiser und vor allem Emily Magee als Kaiserin.
Simone Young am Pult gelingt es nur partiell, den gleißenden Strauss-Klang zu erwecken. Zumal gegen Ende des freilich mit weit über vier Stunden Spieldauer völlig überdehnten Abends. Der Unmut des Publikums machte sich Luft schon zum Ende der ersten Pause. Viele Leute sah man in den Pausen abwandern.
Hamburg ist nicht London oder Sydney. Simone Young dürfte das allmählich realisieren.
Und so kommt's zum doppelten Happyend. Freilich in einem Kitschbild von Gnaden. Wabernde Nebel, eine rote japanische Holzbrücke, ein blühender Kischbaum, zwei wieder vereinte Paare. Die Frauen gucken guter Hoffnung in einen Kinderwagen.
Und da schallt noch in den Schlussakkord vom Rang ein erleichtertes "Gott sei dank", dass es zu Ende ist. Der Buhsturm danach hat sich gewaschen. Und er umfasst nicht nur das Inszenierungsteam sondern auch das Gros der Sänger und die Chefin des Hauses, Simone Young.
Leider nicht zu Unrecht. Ein großer Abend war diese Hamburger Neueinstudierung der Strauss-Hofmannsthalschen "Frau ohne Schatten" nicht.
Das eigentliche Thema dieses Opern-Märchens über ein Feenwesen aus der Geisterwelt, das Mensch werden will, die Kaiserin, war eines nicht bloß der Entstehungszeit am Beginn des 20.Jahrhunderts: versteinerte Strukturen verflüssigen, ohne in blindes Fortschrittsdenken zu verfallen.
Hier wird es gezeigt an der Färbersfrau zum einen, die, weil sie die Liebe noch nicht recht erfahren hat, gern ihren Schatten also sich selbst verkaufen würde. An der Kaiserin zum anderen, die Menschsein trotz aller Leiden erfahren will, aber eben nicht um jeden Preis. Und auch wenn sie ihren liebenden Mann, den Kaiser, damit verlieren würde.
Eleganter hatten Strauss und Hofmannsthal dies Thema in der etwas vorher vollendeten Kammeroper "Ariadne auf Naxos" angegangen, wo auch die beiden mythischen Figuren, Ariadne und Bacchus, am Beispiel der Komödiantentruppe um Zerbinetta sozusagen ins Heute herüber geholt werden.
Auch musikalisch war Strauss da über seine tradierte Klangwelt schon weit hinweg geschritten, hatte den Wagnerschen "Musikpanzer", den er in der "Frau ohne Schatten" noch einmal anlegt, schon abgestreift. Und ohnehin hätte er in jener Zeit des 1. Weltkriegs lieber eine Offenbachsche Farce über Schieber und Militaristen geschrieben. Aber Hofmannsthal, selber im Krieg eingezogen, konnte ihm dazu das passende Buch nicht liefern.
Die Hamburger Neuinszenierung der "Frau ohne Schatten" von Keith Warner versucht sich im ersten Akt mit pantomimischen Stilisierungen, die in ihrer Unbeholfenheit zumal in der Heimstatt eines John Neumeier sich eigentlich verbieten. Kaiserpalast und Färberhütte werden von Bühnenbildner Kaspar Glarner mit ineinander verschachtelten Wänden angedeutet. Keine schlechte Idee. Auch Eva Desseckers Kostüme haben Pfiff.
Das Desaster bringt die weitgehende Abwesenheit einer Personenregie. Zumal Gabriele Schnaut in der zentralen Mittlerfigur der Amme wird zum Ärgernis. Mit ihrem hilflosen Gefuchtel. Stimmlich ist sie leider auch weit über ihren Zenith.
Einen besseren Eindruck hinterlässt Lisa Gasteen als Färbersfrau, hier aufgemacht als etwas orientierungslose Emanze. Daniel Sumegi als Färber ist mit seinem knödeligen Organ ein stimmlicher Komplettausfall. Brillieren können lediglich Stuart Skelton als Kaiser und vor allem Emily Magee als Kaiserin.
Simone Young am Pult gelingt es nur partiell, den gleißenden Strauss-Klang zu erwecken. Zumal gegen Ende des freilich mit weit über vier Stunden Spieldauer völlig überdehnten Abends. Der Unmut des Publikums machte sich Luft schon zum Ende der ersten Pause. Viele Leute sah man in den Pausen abwandern.
Hamburg ist nicht London oder Sydney. Simone Young dürfte das allmählich realisieren.