Donnerstag, 28. März 2024

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Bundesanwaltschaft zu Leipzig
"Al-Bakr bereitete Anschlag konkret vor"

Der nach dem Bombenfund von Chemnitz festgenommene Terrorverdächtige hat laut Bundesanwaltschaft einen islamistisch motivierten Anschlag in Deutschland geplant und bereits konkret vorbereitet. Das sächsische LKA sieht einen Zusammenhang zum IS.

10.10.2016
    Polizei und Spurensicherung verlassen am 10.10.2016 ein Haus im Stadtteil Paunsdorf in Leipzig (Sachsen). Zwei Tage nach dem brisanten Bombenfund in Chemnitz hat die Polizei dort den bundesweit gesuchten Terrorverdächtigen Syrer festgenommen.
    Hier erfolgte der Zugriff: Ein Haus im Stadtteil Paunsdorf in Leipzig (Sachsen). (dpa / picture alliance / Hendrik Schmidt)
    Erkenntnisse dafür, dass Dschaber al-Bakr schon ein konkretes Ziel ins Auge gefasst habe, lägen derzeit nicht vor, teilte die Behörde in Karlsruhe mit. In der Wohnung des 22-Jährigen wurden demnach rund 1,5 Kilogramm "extrem gefährlicher Sprengstoff" gefunden sowie weitere Materialien, die unter anderem zur Herstellung einer Sprengstoffweste geeignet seien. Al-Bakr habe zumindest Anfang Oktober 2016 im Internet nach Anleitungen zur Herstellung von Sprengstoffvorrichtungen und Ausrüstungsgegenständen gesucht. Ziel sei eine Verwendung für den sogenannten "Dschihad" gewesen. Darüber hinaus äußerte sich die Bundesanwaltschaft zu dem ebenfalls inhaftierten 33-jährigen Syrer Khalil A. Ihm wirft sie vor, al-Bakr seine Chemnitzer Wohnung zur Nutzung überlassen und für ihn "in Kenntnis seiner Anschlagspläne" die notwendigen Stoffe im Internet bestellt zu haben.
    "Kontakte zur Terrormiliz IS"
    Zuvor hatte sich bereits das Landeskrimininalamt Sachsen zu dem Fall geäußert. Behördenleiter Jörg Michaelis erklärte, der Zugriff sei erfolgt, weil man davon habe ausgehen müssen, dass der Sprengstoff möglicherweise schon einsatzbereit gewesen sei. Zudem sehe man einen "IS-Kontext", weil al-Bakr Kontakte zur Terrormiliz unterhalten habe. Auch Vorgehensweise und Verhalten des Verdächtigen sprächen derzeit für diese Annahme. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) machte Parallelen zu den Anschlägen von Frankreich und Belgien deutlich. "Die Vorbereitungen in Chemnitz ähneln nach allem, was wir heute wissen, den Vorbereitungen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel", sagte de Maizière.
    Auch zweiter Verdächtiger als Flüchtling anerkannt
    Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) erklärte, al-Bakr habe eine auf drei Jahre befristete Anerkennung auf Asyl erhalten. Auch der 33 Jahre alte Landsmann sei als Asylbewerber anerkannt. Zugleich sprach Ulbig von einem "großartigen Erfolg". Die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern hätten "ganz konsequent und erfolgreich" zusammengearbeitet.
    Entscheidender Hinweis von Landsleuten
    Zwei Tage nach dem brisanten Bombenfund in Chemnitz war der bundesweit gesuchte Terrorverdächtige al-Bakr in der Nacht zum Montag in Leipzig festgenommen worden. Auf Facebook teilte die Polizei mit, der Verdächtige sei "sicher identifiziert". Beamten hätten den 22-jährigen Syrer in einer Wohnung gefasst, wo zwei weitere Syrer ihn festgehalten hätten. Demnach hatte al-Bakr am Leipziger Hauptbahnhof einen Landsmann angesprochen und gefragt, ob er bei ihm übernachten könne. Der Syrer habe ihn anschließend zu sich eingeladen und schließlich die Polizei informiert.
    Deutschlandfunk-Landeskorrespondent Bastian Brandau berichtete, dass der Mann offenbar im Leipziger Stadtteil Paunsdorf gefasst wurde. Das habe die Polizei dem MDR bestätigt. Demnach waren ein Hubschrauber und ein Bombenräumkommando beteiligt. Allerdings sei viel noch unklar - unter anderem, wie weit die Terrorplanungen des Mannes fortgeschritten seien. Dass der Mann aber von Chemnitz nach Leipzig gereist sei (wahrscheinlich mit dem Zug), zeige auch, dass er wohl kein großes Netzwerk in Deutschland gehabt habe.