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Bundesinnenministerium greift durch

Es war durchaus eine überraschende Nachricht, die das Bundesinnenministerium verkündete. Claudia Pechstein wird nach ihrer abgelaufenen Dopingsperre keine Sportförderung der Bundespolizei mehr erhalten.

Von Robert Kempe | 07.02.2011
    Das bedeutet, sie wird für Training und Wettkämpfe vom regulären Polizeidienst nicht mehr freigestellt werden. Ziel der Sportförderung - so das Bundesinnenministerium – sei es die Athleten insbesondere auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Dieses Ziel sei bei Claudia Pechstein nicht mehr gegeben. Staatssekretär Christoph Bergner, CDU:

    "Die Zulassungsbestimmungen des IOC sehen vor, dass im Fall einer mehr als sechsmonatigen Sperre in den nächsten beiden Olympischen Spielen keine Startberechtigung erfolgt. Das heißt Claudia Pechstein wird offenkundig in den nächsten beiden Olympischen Winterspielen nicht teilnehmen können. Damit entfällt die Sinnhaftigkeit einer entsprechenden Förderung."

    Zudem, so Bergner, stünden bei der Bundespolizei zur Förderung von Athleten nur begrenzt Plätze zur Verfügung und diese wolle man eher jüngeren Athleten vorbehalten als mit Pechstein zu belegen. Claudia Pechstein, die sich laut ihrem Management zunächst zu der Entscheidung des Bundesinnenministeriums nicht äußern wollte, soll zukünftig im normalen Polizeivollzug der Bundespolizei ihren Dienst verrichten. Sonderrechte bei der Ausübung ihres Sports soll es für Deutschlands erfolgreichste Winterolympionikin nicht geben. Noch einmal Staatssekretär Christoph Bergner:

    "Frau Pechstein hat zunächst einmal die Möglichkeit außerhalb ihrer Dienstzeit es zu tun. Sie hat die Möglichkeit auch einen Teilzeitdienst zu beantragen. Dies vorausgesetzt, dass sie ihre Stellung in der Bundespolizei mit einer sportlichen Aktivität verbinden möchte. Und natürlich die Freizeit, die ihr das Amt auch durch Jahresurlaub und anderes lässt. Dies sind normale Rechte, die sie nutzen kann."

    Doch dürften auch andere Gründe eine Rolle gespielt haben. Beim Bundesinnenministerium macht man keinen Hehl daraus, dass man von dem Verhalten Claudia Pechsteins während ihrer Sperre nicht immer angetan war. Pechstein war über längere Phasen krankgeschrieben, konnte in dieser Zeit aber trainieren. Noch dazu eröffnete sie während der Sperrzeit beispielsweise medienwirksam eine Curry-Wurst-Bude ihres Lebensgefährten und trat trotz von ihr geschilderter gesundheitlicher Probleme auf einer Pressekonferenz auf, publizierte sogar eine Biographie. Zum Ablauf ihrer Dopingsperre gibt Claudia Pechstein in Berlin wieder eine Pressekonferenz. Tags drauf dann soll die Causa Pechstein im Sportausschuss des Bundestages erneut behandelt werden.