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Bundesliga-Absage
Der Offenbarungseid des deutschen Profifußballs

Die Deutsche Fußball-Liga und ihre Funktionäre haben mit der Absage des Bundesliga-Spieltags eine peinliche Posse von sich gegeben, kommentiert Robert Kempe. Der Profifußball hat sich damit für jeden endgültig selbst demaskiert und offenbarte seinen wahren Antrieb: Geld.

Von Robert Kempe | 13.03.2020
Das Dach des Olympiastadions vor blauem Himmel
"Es geht natürlich am Ende des Tages um Finanzen", hatte Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge noch am Freitagvormittag argumentiert, als die Bundesliga eigentlich doch noch ohne Zuschauer einen Spieltag austragen wollte. (picture alliance/Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa)
Es ist ein Offenbarungseid, den die Deutsche Fußball-Liga am Freitag von sich gegeben hat, eine peinliche Posse um einen Spieltag. Während die Politik endlich reagierte, Schulen und Kindertagesstätten für mehrere Wochen schließt, setzten Fußballfunktionäre alles daran ihre Show, wenn auch eingeschränkt, noch einmal auf den Rasen zu bringen.

Am Vormittag verkündete die DFL, die Partien der ersten und zweiten Liga unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen. Erst einige Stunden später und unter massivem Druck von Politik und Profi-Fußballspielern sagte man ihn letztlich ganz ab.
Der Fußball beansprucht eine Sonderrolle
Es ist ein selbstentlarvendes Agieren des Deutschen Profifußballs: Während die Ligen in Italien, Spanien und selbst im Milliardenmarkt England sich auf ein Aussetzen des Spielbetriebs verständigen, zeigt er in Deutschland seinen wahren Antrieb: Geld. Das gab Karl-Heinz Rummenigge, Chef des FC Bayern, offenkundig zu. Der Fußball beansprucht eine Sonderrolle.
In einer Zeit, in der es massive Einschnitte in allen gesellschaftlichen Bereichen gibt: Konzerte werden abgesagt, Theater stellen den Betrieb ein, Kinder sollen zu Hause bleiben, Eltern müssen sich komplett neu organisieren, Arbeitnehmer - nicht zuletzt Niedriglohnjobber und Freiberufler - blicken in eine ungewisse Zukunft.
Während Mediziner und Politik die Gesellschaft auf fundamentale Auswirkungen einstimmen und die Zahl der Covid-19 Infizierten hierzulande drastisch ansteigt, tun Deutschlands Profifußballfunktionäre so, als würde sie das gar nichts angehen.
Ein auf sich fokussiertes Milliardenbusiness
Der Fußball hat sich am Freitag für jeden sichtbar endgültig selbst demaskiert. Während von der Gesellschaft Verantwortung und Solidarität gefordert werden, denkt die Deutsche Fußball-Liga an eins: Euro zählen. Dass, das Umdenken nur auf Druck und Kritik von Vereinen und Spielern passierte, zeigt die Blase, in der sich der Fußball befindet.
Der Fußball hätte vorangehen können. Die Werte, mit denen er sich schmückt - FairPlay, Toleranz, Solidarität - durch Agieren untermauern können. Verantwortung übernehmen. So hat er sich geoutet. Und demonstriert, dass er wirklich nur eins ist: ein auf sich fokussiertes Milliardenbusiness. In Zeiten, in denen es um Menschenleben geht, ist die sogenannte "schönste Nebensache der Welt", vor allem eins: nebensächlich.