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Bundesliga
Kritik am Bündnis gegen Gewalt von Polizei und Fußballclubs in NRW

Heute sind im Deutschen Fußballmuseum zwischen dem NRW-Innenministerium und den neun nordrhein-westfälischen Bundesligaklubs so genannte Stadionallianzen geschlossen worden. Mit ihrer Hilfe soll gemeinsam gegen Gewalt vorgegangen werden, doch Fanprojekte bleiben dabei außen vor. Zudem hat sich Gewalt in den Bundesliga-Stadien in den letzten Jahren immer weiter reduziert.

Von Thorsten Poppe | 14.09.2020
Polizisten beim Heimspiel des 1. FC Köln 2019 gegen Borussia Mönchengladbach
Polizisten beim Heimspiel des 1. FC Köln 2019 gegen Borussia Mönchengladbach (www.imago-images.de)
Fast wie ein Festakt sind heute die so genannten "Stadionallianzen gegen Gewalt" im Deutschen Fußball-Museum zelebriert worden. Nordrhein-Westfalens Polizei und die dort ansässigen Bundesliga-Vereine wollen die Sicherheit im Zusammenhang mit Fußballspielen nachhaltig erhöhen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat dafür mit den neun Klubvertretern die entsprechenden Vereinbarungen unterzeichnet.
"Gemeinsame Bewertung von Gewalt, gemeinsame Distanzierung, auch wenn so etwas öffentlich passiert. Also einfach auch gegenüber den Fans erklären lassen, Polizei und Vereinsführung bewerten das gleich", sagte Reul.
Baden-Württemberg bezieht Fanprojekte mit ein
Die Idee ist nicht neu. Stadionallianzen gibt es schon seit 2017 in Baden-Württemberg, mit dem primären Ziel, Polizei in den Stadien zu reduzieren. Schon in der Saison 2018/2019 konnten damit 4.500 Polizei-Einsatzstunden in den ersten drei Ligen eingespart werden, schreibt die Deutsche Fußball-Liga dazu auf ihrer Webseite. Zudem ergänzt die DFL: "Den Kern der Stadionallianzen bildet eine intensivierte spieltagsbezogene Zusammenarbeit von Clubs, Fanprojekten und der Polizei."
In Baden-Württemberg sind an den Stadion-Allianzen also auch die Fanprojekte der Vereine beteiligt, was in Nordrhein-Westfalen aber jetzt nicht der Fall ist. Patrick Arnold von der Landesarbeitsgemeinschaft der NRW-Fanprojekte erklärt sich das so: "Ich denke, Fanprojekte sind hier bewusst auch außen vorgelassen worden. Denn einige Punkte innerhalb des Konzeptes würden von Fanprojekten mit Sicherheit anders gesehen. Von daher kann ich auch nachvollziehen, dass wir da als Bedenkenträger nicht involviert worden sind."
Kritik von Fanhilfen, Innenminister sieht "ersten Schritt" gegen Gewalt
Auch die Fanhilfen in NRW kritisieren die Stadionallianzen und erwarten verstärkte Kriminalisierung von Fußballfans. Für Innenminister Herbert Reul sind die Stadionallianzen allerdings ein erster Schritt, um Gewalt im Stadion vorzubeugen. Vor allem wenn die Fans dorthin zurückkehren: "Klar, wo keiner im Stadion ist, kann sich auch keiner prügeln. Vorher war das wirklich ein Riesenproblem. Und die öffentliche Debatte über Bezahlen im Fußball für Polizeieinsätze ist ja uralt. Wir wollten mal weiterkommen, und ich wollte aus dieser elenden Debatte 'Bezahlen' rauskommen."
Doch wie sensibel das Thema ist, zeigen die Inhalte der Vereinbarung. So sollen sich die Klubs zum Beispiel von Spruchbändern aus der Kurve distanzieren, selbst wenn die "strafrechtlich relevante Schwelle" nicht überschritten worden ist. Wann dies der Fall sein könnte, legt die Allianz aber nicht konkret fest. Für Patrick Arnold von der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in NRW ein fatales Signal an die organisierten Fanszenen: "Für die Fans sind die Einschnitte durch dieses Papier auf jeden Fall gravierend. Das wird dann am Ende für die Vereine, aber sicher auch für die Fanprojekte schwieriger in der Kommunikation mit aktiven Fußballfans."