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Bundesliga-Livestream
Per Knopfdruck auf Sendung

Die ersten Vereine in der Bundesliga experimentieren mit Live-Stream-Apps, um ihre Fans enger am Geschehen teilhaben zu lassen. Bisher haben sie nur erste Versuche unternommen. Doch schon jetzt ist die Rechtslage äußerst unklar. Denn in Deutschland wird aus einem Stream rechtlich schnell Rundfunk.

Von Daniel Bouhs | 21.06.2015
    Eine Person tippt mit dem Finger auf ein Tablet.
    Bei den Bundesliga-Vereinen stellt sich die Frage: Dürfen die das so einfach, live auf Sendung gehen? (imago / Jochen Tack)
    "Ja, hallo, und herzlich Willkommen den Fans im Livestream bei Periscope. Trainer, die Mannschaft hat drei Spiele lang kein Tor geschossen. Da ist natürlich der Trainer schuld..."

    Das Bild: klein, die Tonqualität: dürftig - und trotzdem: Ein Hingucker. Vor allem aber ist das Video, das hier aus Gelsenkirchen ins Netz strömt, ein Experiment. Schalke 04 hat das Programm Periscope für sich entdeckt, eine simple Technik: Eine App auf dem Smartphone sendet auf Knopfdruck in die weite Welt. Das kann ein schnelles Gespräch mit dem Trainer sein oder auch der Einblick für alle in eine Pressekonferenz. "Guten Tag und herzlich Willkommen zu unserem Mediengespräch vor unserem Spiel in Augsburg..."
    Bereits vier Mal hat Schalke auf Periscope gestreamt, auch an Fans aus Japan: eine Signierstunde mit Atsuto Uchida. "Speziell bei unseren Livestreams mit internationalen Spielern schlagen wir natürlich eine Brücke zu unseren internationalen Fans, die so niemals dieselbe Nähe haben könnten", erklärt Tobias Schmidt, der in Gelsenkirchen den Bereich "Club Media" betreut. Ein Team von insgesamt zehn Leuten.
    Die Fans sind live dabei
    "Schalke ist durchaus ein Periscope-Fan geworden. Es geht darum, grundsätzlich in der Lage zu sein, sofort mitteilen zu können und sofort andere teilhaben zu können in dem Moment, in dem etwas passiert."
    Nur ein paar Kilometer weiter haben sie ebenfalls bereits mit der Video-App experimentiert. Als Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund seinen Abschied ankündigte, waren Fans live dabei. Auch die Deutsche Nationalmannschaft hat ihre Fans bereits mit den Wackelvideos nah ran gelassen. Periscope ist ein neuer Kanal, nicht zuletzt auch für Fans. Die gehen ebenso live.
    Beliebt: Die letzten Minuten eines Spiels. Fans zeigen sich das Geschehen per Streaming, aus den Stadien oder indem sie ihr Handy vor den Fernseher halten. So können andere zusehen ohne für Pay-TV zu bezahlen, ein Problem für Sender wie Sky.
    Streams bewegen sich in rechtlicher Grauzone
    Das ist natürlich illegal, wie so vieles im Netz aber kaum zu stoppen. Und auch bei den Vereinen stellt sich die Frage: Dürfen die das so einfach, live auf Sendung gehen? In Deutschland wird aus einem Stream rechtlich schnell Rundfunk. Das kann auch den Blick ins Vereinsleben betreffen. Jürgen Brautmeier von der Düsseldorfer Landesmedienanstalt: "Rundfunk muss als erstes live sein, also neudeutsch gestreamt werden. Es muss einem Sendeplan folgen. Es muss redaktionell bearbeitet sein. Es muss Aktualität, Breitenwirkung und Suggestivkraft haben."
    Moderiert einen Stream der Pressesprecher eines Vereins und wird das auch noch regelmäßig übertragen, dann würde sich der Stream mindestens in einer Grauzone bewegen, eine Medienanstalt müsste zumindest auf Antrag prüfen.
    Bislang hat aber ohnehin noch kein Verein Regelmäßiges für eine Livestreaming-App angekündigt. Auch Schalkes Club-Media-Chef Schmidt will lediglich spontan auf Sendung gehen: "Ich werde mich davor hüten, das Tool standardmäßig einzusetzen oder sogar Formate zu kreieren. Dafür ist, glaube ich, das Thema 'Mobiles Livestreaming' nicht gedacht und auch nicht geeignet."
    Neuer Kanal auch für die Spieler
    Jetzt, in der Sommerpause, überlegen die Vereine aber natürlich, wann sich der Einsatz das nächste mal wieder lohnt. Wenn die Spieler wieder auf dem Gelände sind, will Schmidt erneut seinen Hosentaschen-Computer zücken und: senden. "Das können wir uns gut vorstellen, dass beispielsweise die erste öffentliche Trainingseinheit dann auch, wenn nicht in voller Länge, dann zumindest um ein Eindruck zu vermitteln, auch wie Periscope vonstatten gehen wird."
    Und auch die einzelnen Spieler werden zweifellos damit beginnen, selbst auf Sendung gehen. Twitter und Facebook - das sind Kanäle, die viele von ihnen bereits regelmäßig bespielen, um Kontakt zu ihren Fans zu halten. Und mit einer App wie Periscope können sie das nun eben auch live tun.